E3-Vorschau: Kingdom Come: Deliverance (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
13.02.2018
13.02.2018
13.02.2018
kein Termin
13.02.2018
13.02.2018
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Authentischer Schwertkampf?

Gleich vorweg: Man zückt sein Schwert in Kingdom Come nicht mal ansatzweise so häufig wie in sonstigen Action-Rollenspielen. Das Kampfsystem wirkt zwar noch etwas steif, wenn man zum ersten Mal auf den Übungsplatz geht, aber verfolgt lobenswerte Ziele: Immerhin will man so nah an reale Gefechte wie möglich. Dafür werden die physischen Kollisionen zwischen Klingen und Rüstung bei der Ermittlung des Schadens ebenso einbezogen werden wie die Art der Attacke etwa über stumpfe, scharfe oder spitze Waffenteile. Wie läuft das genau ab? In Echtzeit über ein Zielsystem, symbolisiert durch einen fünfzackigen Stern.

Spuren der Verwüstung: Wer hat hier gebrandschatzt?
Spuren der Verwüstung: Wer hat hier gebrandschatzt?
Mit dem Analogstick kann ich aktiv nach oben, links, rechts, unten links oder unten rechts anvisieren, während ich meinen fixierten Gegner umkreise und dann zuschlage oder zustoße bzw. -steche. Mit dem Schild kann man einfacher über Tastendruck blocken als z.B. mit einem Streitkolben. Aber wenn es einem gelingt, einen Schlag genau zur rechten Zeit zu parieren, dargestellt durch eine kurze Zeitlupenphase, bekommt man die Gelegenheit zu einer Riposte. Dieser Gegenschlag ist zwar nicht wie in Dark Souls tödlich, aber sorgt für deutlich mehr Schaden.

Kombinationen über die Charakterentwicklung

Was die Männer des Burgherren schon beherrschen, muss man erstmal lernen.
Was die Männer des Burgherren schon beherrschen, muss man erstmal lernen: Der Kampf mit Schwert und Schild.
Wenn man sich an das Zielsystem gewöhnt hat, entwickeln sich durchaus taktische Gefechte, die allerdings nicht immer so authentisch wirken wie sie sollten - zumal es noch einige Brüche im Ablauf gibt, so dass selten elegante Choreografien entstehen. Das kommt dem Hauen und Stechen des Spätmittelalters vielleicht näher, aber man darf nicht vergessen, dass es auch damals feste Rituale, Haltungen und Schritte für den Kampf Mann gegen Mann gab. Wer sich in der Charakterentwicklung auf den Kampf konzentriert, kann aber auch Kombinationen freischalten, so dass sich mehrstufige Manöver einleiten lassen. Zwar wirkt das in der Visualisierung nicht immer realistisch, wenn man mit dem Bidenhänder austeilt oder mit dem Langschwert auf einen Schild haut, aber deutlich authentischer als in den üblichen Arcade-Gefechten.

Leisetreter können übrigens von hinten angreifen: Man kann seine Opfer sowohl per Stealth-Kill sofort töten als auch bewusstlos schlagen. Man hat auch die Wahl, ob man z.B. ein Lager infiltriert und sabotiert. Wer sich schützen will, hat vom Kopf über den Körper bis hin zu den Beinen sechzehn Bereiche zur Verfügung, die sogar mit mehreren Lagen an Wolle, Leder oder Metall bedeckt werden können - eine gute Idee! Nicht nur Waffen und Rüstungen nutzen sich ab: Etwas Simulationsflair kommt auch durch Müdigkeit und Nahrung hinzu. Man muss also schlafen und essen, um fit zu bleiben. Und selbst das Obst kann schlecht werden oder vergiftet sein.

 

AUSBLICK



Kingdom Come: Deliverance ist eines der interessantesten kommenden Rollenspiele. Nicht nur, weil es auf Fantasyelemente wie Drachen, Elfen oder Magie verzichtet und sich um ein möglichst authentisches Bild des spätmittelalterlichen Böhmen bemüht. Sondern auch, weil es ein ganz anderes Tempo vermittelt als sonstige Triple-A-Produktionen: Man muss sich in aller Ruhe auf diese Spielwelt einlassen, kann seinen Charakter nach seinen Taten formen und freie Entscheidungen treffen. Dieses ruhige Spazieren und Recherchieren fühlte sich angenehm an, aber hat mich noch nicht begeistert. In der Betaphase zeigen sich auch einige Schwächen. Die Technik ist nicht mal das größte Problem: Wer auf höchsten Details spielt, muss selbst mit höchst potenter Hardware einige Abstriche machen, damit es flüssig läuft. Aber aus dem Entschleunigen darf kein Einschläfern werden: Wenn man genau hinsieht, vermisst man mehr Lebendigkeit in den Siedlungen, mehr Emotionen in den Reaktionen sowie in der Gestik und Mimik. Gerade weil so wenig passiert, achtet man umso mehr auf die wenigen brisanten Konflikte, die hier viel zu belanglos verpuffen - das darf nicht sein. Die Designziele sind ja auch hinsichtlich des Diebstahl- sowie des authentischen Kampfsystems sehr lobenswert, aber die Schwertduelle wirken noch etwas hölzern und die Bewohner reagieren oftmals unrealistisch, so dass manche dramatische Situation in sich zerfällt. Manchmal wirkt dieses Spiel wie ein idyllisches Stillleben, es fehlt noch mehr Feuer, Konsequenz und Abenteuer. Das mag etwas ungerecht klingen, denn die Dramaturgie konnte sich ja noch gar nicht entfalten, außerdem konnte ich viele spielmechanische Feinheiten noch nicht ausführlich testen. Es war angesichts der Ambitionen dennoch eine weise Entscheidung, die Veröffentlichung ins Jahr 2017 zu verschieben. Ich freue mich darauf, mal die ersten zehn Stunden am Stück zu erleben.

Einschätzung: gut


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Kommentare

WillyWilkens schrieb am
3rd Person wäre zwar schön, aber auch unsinnig in diesem Fall, da zum Beispiel gut gepanzerte Helme die Sicht einschränken in der 1st-Person-Sicht. Außerdem sehen die Animationen eher nach Schlittschuhlaufen aus. Da bin ich voll und ganz zufrieden mit nur einer Ansicht!
johndoe1741084 schrieb am
Serious Lee hat geschrieben: ?14.06.2016 14:15 Ist das Spiel immer noch auf First-Person-Perspektive ausgelegt, oder gibt es auch eine optionale 3rd-Person Ansicht?
Laut ChefentwicklerKommentar:
Nope, nur FPS. Für nen Indie wohl auch schwer machbar, beides (sinnvoll/professionell umgesetzt) anzubieten.
Aber auf eine Skyrim/Fallout-Version der 3rdP.P. kann ICH ehrlich gesagt auch verzichten. :mrgreen:
Ist zwar schön "sich" in Montur mal anzugucken, aber dafür hast du bei KC:D das Inventarmenü, KillCam und die Außenansicht in Dialogen.
Easy Lee schrieb am
Danke für die Info. Das wäre echt super.
NomDeGuerre schrieb am
In einem Video zur Beta, weiß leider nicht mehr welches, konnte man sehen, dass der Charakter in 3rd-Person-Sicht die Waffen durchwechselt. Sieht also zumindest danach aus.
schrieb am