Auf getrennten Wegen
Doch der Koop-Aspekt geht weit darüber hinaus. Richtig interessant wird es erst, wenn sich die Gruppe aufteilt und beide Spieler völlig unterschiedliche Ereignisse an verschiedenen Orten erleben. So begibt sich im Koop z.B. nur einer der beiden Spieler auf den Tauchgang unter die Wasseroberfläche, während der andere weiter an Deck bleibt und sich u.a. mit aggressiven Fischern auseinandersetzen muss, die der Crew später noch einen deutlich unangenehmeren und bedrohlicheren Besuch abstatten werden, bevor die Handlung schließlich den Kreis zum Einstieg mit den mysteriösen Vorgängen auf dem Kriegsschiff schließt. Mehr wollen wir an diesen Stelle nicht verraten. Nicht nur wegen der Koop-Komponente, sondern auch allgemein ist es spannend, sich mit anderen Spielern auszutauschen. Zwar haben viele Entscheidungen auf den ersten Blick nur geringe Auswirkungen, doch bei Gesprächen mit Kollegen kristallisierte sich im Rahmen des Preview-Events bereits heraus, dass sich manche Situationen auf viele verschiedene Arten entwickeln können. Zentrale Entscheidungen, die offenbar massiven Einfluss auf die Handlung haben, werden zusammen mit den Beziehungsleisten der Charaktere zueinander wieder in einem Menübildschirm festgehalten. Eine Unbekannte ist derzeit noch der Kurator, der im ersten Moment an einen gewissen Psychiater aus Until Dawn erinnert, aber wohl eine größere und wichtigere Rolle im Rahmen der gesamten Anthology spielen soll.
Vertrautes Spielgefühl
Ja, es steckt wie erwartet sehr viel Until Dawn in Man of Medan. Entsprechend vertraut wirkt das Spielgefühl. Das darf man durchaus positiv verstehen, sofern man auf cineastisch inszenierte Erlebnisse steht, bei denen oft der Eindruck entsteht, Teil eines interaktiven Films zu sein. Allerdings schleppt Supermassive Games immer noch ein paar Altlasten mit sich herum, angefangen bei den mitunter holprigen Animationen bis hin zum Uncanny-Valley-Effekt bei den Figuren, die eigentlich klasse modelliert wurden und über eine ausdrucksstarke Mimik verfügen, aber ihre Unnatürlichkeit selbst mit oder wegen der Unreal Engine 4 einfach nicht ganz abschütteln können. Bei
Im Online-Koop sehen und erleben die Spieler manche Sequenzen komplett unterschiedlich.
weiteren Durchläufen der Demo konnte man zudem häufig feststellen, dass viele Entscheidungen längst nicht so viel Einfluss hatten wie zunächst vermutet und sich im Nachhinein eher als reine Fassade entpuppten.
Mechanische Anpassungen und Kinoabend-Modus
Da Man of Medan im Gegensatz zum PS4-exklusiven Until Dawn auf mehreren Plattformen erscheint, hat man die Spielmechanik in manchen Bereichen leicht überarbeitet, was sich stellenweise auf die Immersion auswirkt. Die Elemente mit Bewegungssteuerung werden z.B. komplett gestrichen. Das führt z.B. dazu, dass man den Controller in geskripteten Spannungsmomenten nicht länger ruhig halten, sondern ein neues Puls-Minispiel mit Tastendruck überstehen muss. Auch auf lustige Gimmicks wie die Einbindung der PlayStation-Kamera muss man hier verzichten – schade. Abstriche wird es auch bei der Spielzeit geben, die sich wohl nur bei etwa vier bis fünf Stunden einpendeln soll, doch soll im Gegenzug der Preis deutlich günstiger ausfallen als bei Until Dawn und der Wiederspielwert gleichzeitig erhöht werden. Dafür könnte auch der neue Kinoabend-Modus sprechen, in dem sich bis zu fünf Spieler gemeinsam auf der Couch in das Horror-Abenteuer stürzen und den Controller weiterreichen, sobald der eingangs gewählte Charakter wieder an der Reihe ist – Hidden Agenda lässt grüßen! In der gut einstündigen Demo kam der Gruselfaktor zwar etwas zu kurz, aber da das Geisterschiff erst am Ende wieder auftauchte, dürfte es dort erst richtig ans Eingemachte gehen...