Nvidias Tegra Zone
Da im Nexus 7 der Tegra 3-Chip verbaut ist, hat man neben Google Play (und anderen Appstores wie
1mobile) auch Zugriff auf Nvidias Download-Kanal
Tegrazone. Dort finden sich speziell für die Hardware optimierte Spiele. Die Auswahl ist bislang überschaubar: Statt exklusiver Highlights gibt es hauptsächlich Umsetzungen beliebter Titel wie
Grand Theft Auto: Vice City oder
The Bard’s Tale. Wer möchte, kann die optimierten Spiele übrigens auch direkt per Google Play herunterladen, oft sind sie mit den Namens-Zusatz „THD“ gekennzeichnet. In den kommenden Absätzen nehmen wir einige Exemplare genauer unter die Lupe:
Hamilton’s Adventure THD
Auf der PS3 bekam Hamilton's Great Adventure eine Gold-Wertung, die Android-Umsetzung wurde schlecht an den Touchscreen angepasst.
Hamilton’s Adventure ist einer der wenigen Exklusiv-Titel: Das Spiel gibt es nicht für gewöhnliche Android-Hardware, sondern nur für Geräte mit Tegra3-Chip und Sonys Xperia Play. In der App steckt kein Formel-1-Racer, sondern ein wunderbar kniffliges und trotzdem entspannendes Knobelspiel. Wie im Original (
hier geht es zum Test) schreitet Abenteurer Hamilton auf quadratischen Feldern durch Labyrinthe voller Fallen. Zwischendurch schlüpft man in die Rolle seines treuen Papageis Sasha, um abgelegene Schalter zu aktivieren oder schwebende Kugelfisch-Gegner mit lautem Gekrächze abzulenken. Die flüssig animierten Kulissen sind fast so schön wie auf PS3, der Rest der Umsetzung ging aber gründlich daneben: Neben gelegentlichen Abstürzen und Soundknacksern nervt vor allem die träge und umständliche Neigungssteuerung von Papagei Sasha. Vielleicht hat Entwickler Fatshark deshalb das „Great“ aus dem ursprünglichen Namen „Hamilton’s Great Adventure“ gestrichen. Außerdem fehlt der lustige Koop-Modus. Wer alle Levels des Originals möchte, muss sich übrigens auch das Expansion-Pack zulegen, da die Tegra-Version in zwei Teilen angeboten wird.
Wertung: befriedigend
Puddle THD
Puddle ist ein Highlight des Tegra-Programms: Wie auf der Vita kippt man Wasser und andere zähe Flüssigkeiten per Neigungssteuerung ans Ziel.
Zum ebenfalls Tegra-exklusiven Puddle passt die Neigungssteuerung deutlich besser: Kippt man das Tablet, schwappt die zähflüssige Brühe durch ein verschlungenes Rohrsystem. Auf dem Weg bringen kleine Flammen das kostbare Nass zur Verdunstung, auch fleischfressende Pflanzen stibitzen sich große Portionen. Die zahlreichen Stationen bringen einen immer wieder zum Staunen. Wo ist man schon als Turbodünger, empfindlicher Flüssigsprengstoff oder Ratten zerfressende Harnsäure unterwegs? Weniger gut funktioniert die alternative Steuerung mit einem virtuellen Stick. Wer es präziser mag, kann aber ein echtes Gamepad oder eine Tastatur anschließen. Die hübsch designten Kulissen ähneln denen der
Vita-Version; und leiden wie dort nur unter leichten Ruckel-Einlagen.
Wertung: gut
Galaxy on Fire 2 THD
Die rauen glänzenden Asteroiden von Galaxy on Fire 2 sehen etwas hübscher aus als im iOS-Original.
Elite lässt grüßen: Galaxy on Fire ist eine stimmungsvolle Weltraumoper in einer weitläufigen Galaxie, die spielerisch allerdings viel zu wenig Freiräume bietet. Im offen erforschbaren All treibt man Handel, baut Erze ab und liefert sich träge, unspektakuläre Gefechte. Technisch schlägt sich die optimierte App gut: Der Glanz auf der rauen Oberfläche lässt z.B. Asteroiden räumlicher erscheinen als im
iOS-Original. Auf unserem Nexus 7 läuft das Spiel flüssig mit rund 30 Bildern pro Sekunde.
Wertung: befriedigend
Shadowgun THD
Grafisch eine Wucht, technisch eine Katastrophe: Auf dem Nexus 7 leidet Shadowgun unter zahlreichen Bugs.
Shadowgun ist theoretisch das Technik-Highlights zum Protzen: Das Design der Gears of War-Kopie wirkt etwas plump, die Kulissen beeindrucken aber mit erstaunlichen Details. Die Grafik der Tegra-Version sieht dank stimmungsvoller Beleuchtung, Glanz-, Wasser- und Partikel-Effekten besonders hübsch aus und läuft jederzeit flüssig. Auch spielerisch unterhält der Shooter solide: Die langsame Geschwindigkeit, das Deckungssystem und zahlreiche Rätsel passen viel besser zum Tablet als etwa die öden Dauer-Gefechte in
N.O.V.A: 2. Trotzdem können wir die Tegra-Version auf dem Nexus 7 nicht empfehlen. Bei unserem Test funkten zahlreiche Bugs, Abstürze und Soundaussetzer dazwischen. Als wir das Spiel nach einer Neuinstallation endlich zum Laufen brachten, reagierte die Touchscreen-Steuerung mal unglaublich nervös und manchmal überhaupt nicht. Auf unserem zweiten Test-Tablet ließ sich das Hauptspiel sogar überhaupt nicht starten. Stattdessen funktionierte nur das Expansion-Pack „The Leftover“, welches auf dem Zweitgerät auch nicht unter Steuerungsmacken litt.
Wertung: mangelhaft
The Bard’s Tale
The Bard's Tale: Das Remake des Comedy-Rollenspiels wurde gelungen für den Touchscreen umgesetzt.
Ganz taufrisch ist der Barde zwar nicht mehr, der schwarze Humor zündet aber immer noch. The Bards Tale ist InXiles Rollenspiel-Remake aus dem Jahr 2005 (
hier geht es zum Test), mit unkomplizierten Hack&Slay-Kämpfen und gut ans Tablet angepasster Steuerung. Wer will, darf sich die gelungene 200MB große deutsche Synchro mit Oliver Kalkofe in der Hauptrolle herunterladen. Dann belegt die App insgesamt üppige 3,59 GB. Dank zahlreicher Grafikoptionen kann man Framerate und Effekte auf seine Vorlieben abstimmen.
Wertung: gut
Fruit Ninja THD
Obstsalat auf dem Tablet: Fruit Ninja THD.
Fruit Ninja beweist, dass auf dem Touchscreen des Nexus 7 filigrane Fingerstriche möglich sind. Einfach über den Schirm wischen und schon zerschlitzt man im einfachen, aber spaßigen Geschicklichkeitstest massenhaft Früchte, stellt Kombos auf und verbessert seinen Rekord in den weltweiten Bestenlisten. In der Zweispieler-Variante wird der Bildschirm einfach geteilt. Wir raten trotzdem zum Nachfolger
Fruit Ninja: Puss in Boots. Der ist zwar nicht speziell für den Tegra-Chip optimiert (was beim simplen Design ohnehin nicht auffällt), bietet dank des motivierenden Herausforderungs-Modus aber deutlich mehr Abwechslung als der minimalistische erste Teil.
Wertung: befriedigend
Fazit:
Als Allround-Tablet ist das günstige Nexus 7 ein praktischer Begleiter: Zum Surfen und für Filme eignet sich das das gut verarbeitete Gerät bestens – der Formfaktor macht es erstaunlich mobil und auch der Akku hält lang genug durch. Als Spieleplattform kann es aber bisher kaum überzeugen. Sicher, mittlerweile gibt es auch im Android-Programm einige Highlights, aber deutlich weniger kreative Perlen als fürs iPad. Auch technisch läuft das Nexus 7 weniger rund als Apple-Tablets oder die Vita. Die geringe Hardware-Power ist das kleinste Problem: Da das von Google lizenzierte Nexus 7 als Referenz-Tablet dient, laufen optimierte Spiele trotzdem flüssig und bieten oft sogar exklusive Effekte. Der größte Knackpunt ist der Mangel an Stabilität: Von der Grafik abgesehen laufen viele Apps erstaunlich unsauber. Während unserer Spiele-Tests mit zwei Geräten traten unzählige Abstürze, Soundbugs und Steuerungsmacken auf. Manche Gameloft-Titel wie The Dark Knight Rises und Asphalt 7: Heat ließen sich sogar überhaupt nicht starten. Besonders enttäuschend ist, dass auch speziell angepasste Titel aus Nvidias Download-Kanal TegraZone unter Stabilitätsproblemen litten. Auf Zugfahrten packe ich nach wie vor lieber meine Vita ein. Wer nur gelegentlich unterwegs zockt und über Bugs hinwegsieht, kann trotzdem mit dem Nexus 7 glücklich werden, im Vergleich zu Apples Tablets zieht es als Spielgerät aber den Kürzeren.