Die enge offene Welt
Yakuza 4 und Yakuza: Of the End: Kann man überhaupt von einem Nachfolger sprechen? Wie in der Serientradition üblich findet Of the End ein Jahr nach den Ereignissen des vierten Teils statt. Wie üblich spielt die Handlung in Tokios fiktivem Stadtviertel Kamurocho. Und wie schon vor einem Jahr übernehmen gleich vier Protagonisten - Akyjama, Majima, Ryuji Goda (ja, tatsächlich) sowie Serientäter Kazuma - die wechselnde Hauptrolle. Dennoch: Es fehlt die fortlaufende Zahl im Titel. Vor allem aber fehlt die verspielte, im Ansatz aber glaubhafte Nachbildung der Wirklichkeit.
Hier treffen Welten aufeinander: Die eine war eine offene Welt, in der man neben einem packenden Gangsterkrimi so viele skurrile Geschichten, Flirts und kleine Spiele erlebte wie man Zeit hatte – und das gilt mit Einschränkungen auch für Yakuza: Of the End. Denn in dem noch nicht zerstörten Teil des Vergnügungsviertels Kamurocho darf man wie gehabt Karaoke singen, Darts werfen, Angeln oder zur Massage gehen. Die neue andere Welt ist allerdings ein von Zombies überrannter Teil Kamurochos - eine vom Militär gesperrte Zone, die man wie einen geradlinigen Shooter durchquert. Man nehme das aus den Vorgängern bekannte Kamurocho, ramponiere die Fassaden, entferne die Einwohner und versperre die Straßen so, dass der Spieler nur auf einem vorgegeben Weg zum markierten Ziel gelangt.
Video:
Schießen statt Prügeln? Mit der Ankündigung von Yakuza: Of the End überraschte Sega seine Fans.
So sieht der Anfang von "The End" aus.
Ballern statt Prügeln
Zunächst sind es nur wenige der bekannten Straßenzüge, in denen aus Menschen plötzlich Untote werden und wie stümpferhafte KI-Routinen auf ihre Mitbürger losgehen. Als derselbe Akiyama, mit dessen Geschichte schon Yakuza 4 begann, davon Wind bekommt, gibt es um ihn herum schon kaum noch Lebende. Also greift er zur Waffe, damit man die kommenden Stunden Dutzende Kilogramm Blei in verwesenden Körpern versenken möge. Das serientypische Prügeln mit verschiedenen Ganoven gibt es nicht mehr. Man schießt in abgeschlossenen Levels auf mythisches Gammelfleisch, anstatt nur hin und wieder Gangster zu vermöbeln. Mit einem Tritt verschafft man sich zwar auch diesmal Abstand von aufdringlichen Untoten, sonst kommt man ihnen aber besser nicht zu nahe.
Das Prinzip Ballern statt Prügeln funktioniert ähnlich wie man es aus japanischen Horrorspielen kennt: Man darf zwar schon im Laufen schießen, beim präzisen Zielen steht man starr aber am Fleck. Wenn die Entwickler schon nicht mit gutem Spieldesign Spannung erzeugen können, mag das ein probates Mittel zur Panikmache sein. Wer allerdings auf die depperte Idee kam, fürs Anvisieren einen anderen Analogstick als für die Kamerabewegung zu verwenden, der gehört schleunigst in die Gegenwart teleportiert!
Leider ist das sinnige Umschalten nur eines der Indizien für eine völlig veraltete Steuerung. Sobald man präzise zielen will, schwenkt die Kamera etwa von der ursprünglichen Blickrichtung dorthin, wohin die Spielfigur blickt.
Übrigens
Da die Serie in Japan Ryu ga Gotoku heißt und es für Of the End bislang weder einen englischen Titel noch einen Termin für Nordamerika oder Europa gibt, heißt das Spiel folgerichtig Ryu ga Gotoku: Of the End. Nur aufgrund der bislang konstanten Serientradtion haben wir den Zombie-Ableger bereits Yakuza: Of the End getauft. |
s kann deshalb passieren, dass man einen Feind im Blick hält, während man von ihm wegrennt - zieht man de Schultertaste zum Anvisieren, schaut man aber plötzlich in die entgegengesetzte Richtung. Also dreht man sich jedes Mal so Pi mal Daumen in Richtung des gewünschten Ziels, bevor man endlich schießt. Was nicht tragisch wäre, wenn die Figuren unmittelbar auf Eingaben reagieren würden. Tun sie aber nicht; die bewegen sich in der größten Hektik noch so behäbig wie Opa beim Pantoffelausziehen. Ausgeglichen wird die Starre vom automatischen Anvisieren eines untoten Kopfes, sobald man die Schultertaste zieht – und so steht man oftmals da und rotzt im rhythmischen Schulter-/Schusstaste-Beat ein paar Zombies weg. Zu allem Überfluss verlangsamt sich der Ablauf ab einer bestimmten Anzahl Zombies oder einem explosiven Feuerchen deutlich. Nein, das serientypische Prügeln war nie grandios. Aber es war um Klassen besser!