Stellar Blade: Ähnlichkeiten zu anderen Videospielen sind nicht zufällig
Abflug und Absturz: Als Eve sich mit ihren Kolleginnen zur Erde begibt, werden sie direkt von den Naytibas unter Beschuss genommen.
Stoppt mich bitte, wenn euch der Plot von
Stellar Blade bekannt vorkommt: Die Erde wird von Monstern namens Naytibas überrannt, ein Großteil der Menschheit muss in den Weltraum flüchten und schickt eine Gruppe von Supersoldaten auf den blauen Planeten, um die Bedrohung auszurotten – nur damit beim Versuch alles schiefgeht, was schiefgehen kann, und eine einzelne Überlebenskämpferin zurückbleibt, die von nun an mit dieser Mammutaufgabe betraut ist. Ja, die
Parallelen zu NieR: Automata sind offensichtlich und Game Director Kim Hyung-tae verriet bereits im Vorfeld,
dass man sich von Yoko Taros Werk inspirieren ließ. Genau wie einst das dynamische Duo 2B und 9S ist also auch Eve, Mitglied des 7. Landetrupps, die einzige Hoffnung, auf die die Menschheit noch vertrauen kann.
Glück im Unglück, als ein
Plünderer namens Adam die kurz vor dem Tod stehende Elitekämpferin aufliest und fortan als hilfreiche Drohne begleitet, die sich später auch an Eves Arm montieren und für explosive Fernkampfangriffe nutzen lässt. Zusammen mit der geretteten Mechanikerin Lily reisen sie nach Xion, der letzten von Menschen bewohnten Stadt und
Bastion gegen die Naytibas, wo sie sich schließlich mit dem Ältesten Orcal verbünden, um die Monster ein für alle Mal auszulöschen und der Menschheit ihre Freiheit zurückzugeben. Die Inspiration durch NieR: Automata wäre eine oberflächliche, wenn der doch recht geradlinige Plot nicht auch einige Wendungen bereithalten würde, obwohl diese nicht mit dem japanischen Vorbild mithalten können.
Keine Chemie: Das Trio bestehend aus Lily, Eve und Adam eint die Mission, aber eine richtige Bindung lässt sich bei den dreien nicht beobachten.
Obwohl die Geschichte insgesamt trotz der bereits bekannten Prämisse durchaus interessant ist und dazu motiviert, von Hauptquest zu Hauptquest zu flitzen, wirken die
Dialoge oft lahm, unnatürlich und zweckmäßig. Da häufen sich Dopplungen, es wird mit Exposition um sich geworfen und das Herüberbringen von Emotionen ist auch nicht unbedingt Stellar Blades Stärke. Fast alle Charaktere, selbst das Trio rund um Eve, Adam und Lily, wirken
leblos und eindimensional, es mangelt an Tiefgang und nachvollziehbaren Motivationen. Da ist es doppelt seltsam, dass sie, allen voran Eve, oft überanimiert sind und selbst bei den einfachsten Aussagen wild herumgestikulieren oder wiederholt mit dem Kopf nicken. Wie praktisch also, dass das alles nur eine untergeordnete Rolle spielt: Gespräche und Zwischensequenzen machen im Verhältnis zum Gameplay definitiv einen kleinen Teil der Spielerfahrung aus.
Falls euch die Welt trotz der halbgaren Figuren in ihren Bann schlägt, könnt ihr durch das
Scannen von Leichen und dem Finden von Notizbüchern weitere Hintergrundinfos sammeln; die fallen allerdings größtenteils in die gleichen Schemata, bei denen die Gefallenen die fiesen Feinde verfluchen, ihren eigene Glauben in letzter Sekunde anzweifeln oder um ihre verlorenen Liebsten trauern. Ein bisschen mehr Worldbuilding kommt da eher von
Werbeplakaten in der Stadt Xion oder abgedrehten Romanreihen, die sich zwischen all dem Schutt und Staub finden lassen und ein Bild von der verloren gegangenen Zivilisation zeichnen.
Famoser Forscherdrang
Warum genau Eve die gefundenen Getränkedosen so stolz präsentiert? Keine Ahnung. Aber das Sammeln lohnt sich!
Abseits von Leichen und Wälzern gibt es aber noch jede Menge andere Gründe, mit offenen Augen durch die Welt von Stellar Blade zu laufen: Da wären
wertvolle Upgrades für eure Lebens- und Beta-Energie-Leiste; Waffenkerne, um eure Klinge zu verstärken; Verbesserungen für eure Heilung und eure Drohne sowie eine
ganze Reihe an neuen Outfits für Eve – eines davon körperbetonter als das nächste, doch dazu später mehr. Zusätzlicher Sammelkram existiert in Form von Getränkedosen, die Eve bei jedem Fund mit ausdrucksstarker Pose in die Kamera hält und die euch ebenfalls kleinere Boni geben.
Die Erkundung fühlt sich dank der vielen Geheimnisse und nützlichen Gegenstände sehr belohnend an, für Abwechslung wird währenddessen durch
verschiedene Levelstrukturen gesorgt. Die Wüste bietet beispielsweise ein großes, offenes Areal, nur ab und an durchbrochen von Hochhausruinen; de Planet Eidos 7 setzt hingegen auf einen verschachtelten Großstadtdschungel, in dem urbane Lichtungen der Klaustrophobie entgegensteuern. Die sich organisch anfühlende Welt verhindert, dass sich das Durchlaufen der Level irgendwann abnutzt, während
optische Varianz zusätzlich mit eisigen Berggebieten oder High-Tech-Laboren erzeugt wird.
Augen auf: Einige Leichen enthalten wertvolle Kerne, die eure Statuswerte dauerhaft erhöhen.
Objekte werden auch aus weiter Entfernung zuverlässig dargestellt und müssen nicht erst nachgeladen werden. Holt ihr die virtuellen Ferngläser heraus, könnt ihr allerdings ab und an
mit niedriger Bildrate herumstotternde Gegner im Hintergrund beobachten. Gemischte Gefühle hat mir außerdem die Karte bereitet: Das Navigationsmittel steht zum einen nur in den offeneren Gebieten und nicht in den Schlauchleveln zur Verfügung und ist zum anderen zwar sehr übersichtlich, würde aber noch von weiteren Markierungen profitieren. Entdeckte Orte werden genauso wenig eingezeichnet wie Schatztruhen, bei denen euch noch der dafür nötige Code fehlt und
eigene Pins könnt ihr auch nicht setzen – hier ist ein gutes Gedächtnis gefragt.