Test: Stellar Blade (Action-Adventure)

von Jonas Höger



Stellar Blade: Vom Mobile-Entlein zum Singleplayer-Schwan - Bildquelle: Shift Up Corporation / Sony Interactive Entertainment
Vom hässlichen Mobile-Entlein zum Singleplayer-Schwan
Entwickler:
Release:
26.04.2024
Spielinfo Bilder  

Das koreanische Entwicklerstudio Shift Up kennen bislang vor allem Mobile-Gamer, und zwar für den Titel Goddess of Victory: Nikke, der sich durch anzügliche Outfits und beim Schießen mit dem Maschinengewehr wackelnde Ärsche einen Namen gemacht hat. Auch das Hinterteil von Protagonistin Eve hat im Vorfeld der Veröffentlichung die Diskussionen und das Bewegtbildmaterial rund um Stellar Blade dominiert: Bedauerlicherweise, denn vom Gameplay war abseits spektakulärer Set-Pieces eher wenig zu sehen. Will man Spieler also nur mit einem attraktiven Hauptcharakter und einem interaktiven Action-Film blenden? Oder steckt in Stellar Blade am Ende eine richtig spaßige Ladung Gameplay, die sich irgendwo zwischen NieR: Automata und Sekiro bewegt? Wir haben uns mehr als 40 Stunden in den hautengen Raumanzug gequetscht und verraten die Antwort auf diese Frage im Test.



Stellar Blade: Ähnlichkeiten zu anderen Videospielen sind nicht zufällig

92659080
Abflug und Absturz: Als Eve sich mit ihren Kolleginnen zur Erde begibt, werden sie direkt von den Naytibas unter Beschuss genommen.
Stoppt mich bitte, wenn euch der Plot von Stellar Blade bekannt vorkommt: Die Erde wird von Monstern namens Naytibas überrannt, ein Großteil der Menschheit muss in den Weltraum flüchten und schickt eine Gruppe von Supersoldaten auf den blauen Planeten, um die Bedrohung auszurotten – nur damit beim Versuch alles schiefgeht, was schiefgehen kann, und eine einzelne Überlebenskämpferin zurückbleibt, die von nun an mit dieser Mammutaufgabe betraut ist. Ja, die Parallelen zu NieR: Automata sind offensichtlich und Game Director Kim Hyung-tae verriet bereits im Vorfeld, dass man sich von Yoko Taros Werk inspirieren ließ. Genau wie einst das dynamische Duo 2B und 9S ist also auch Eve, Mitglied des 7. Landetrupps, die einzige Hoffnung, auf die die Menschheit noch vertrauen kann. 

Glück im Unglück, als ein Plünderer namens Adam die kurz vor dem Tod stehende Elitekämpferin aufliest und fortan als hilfreiche Drohne begleitet, die sich später auch an Eves Arm montieren und für explosive Fernkampfangriffe nutzen lässt. Zusammen mit der geretteten Mechanikerin Lily reisen sie nach Xion, der letzten von Menschen bewohnten Stadt und Bastion gegen die Naytibas, wo sie sich schließlich mit dem Ältesten Orcal verbünden, um die Monster ein für alle Mal auszulöschen und der Menschheit ihre Freiheit zurückzugeben. Die Inspiration durch NieR: Automata wäre eine oberflächliche, wenn der doch recht geradlinige Plot nicht auch einige Wendungen bereithalten würde, obwohl diese nicht mit dem japanischen Vorbild mithalten können.

92659067
Keine Chemie: Das Trio bestehend aus Lily, Eve und Adam eint die Mission, aber eine richtige Bindung lässt sich bei den dreien nicht beobachten.
Obwohl die Geschichte insgesamt trotz der bereits bekannten Prämisse durchaus interessant ist und dazu motiviert, von Hauptquest zu Hauptquest zu flitzen, wirken die Dialoge oft lahm, unnatürlich und zweckmäßig. Da häufen sich Dopplungen, es wird mit Exposition um sich geworfen und das Herüberbringen von Emotionen ist auch nicht unbedingt Stellar Blades Stärke. Fast alle Charaktere, selbst das Trio rund um Eve, Adam und Lily, wirken leblos und eindimensional, es mangelt an Tiefgang und nachvollziehbaren Motivationen. Da ist es doppelt seltsam, dass sie, allen voran Eve, oft überanimiert sind und selbst bei den einfachsten Aussagen wild herumgestikulieren oder wiederholt mit dem Kopf nicken. Wie praktisch also, dass das alles nur eine untergeordnete Rolle spielt: Gespräche und Zwischensequenzen machen im Verhältnis zum Gameplay definitiv einen kleinen Teil der Spielerfahrung aus.

Falls euch die Welt trotz der halbgaren Figuren in ihren Bann schlägt, könnt ihr durch das Scannen von Leichen und dem Finden von Notizbüchern weitere Hintergrundinfos sammeln; die fallen allerdings größtenteils in die gleichen Schemata, bei denen die Gefallenen die fiesen Feinde verfluchen, ihren eigene Glauben in letzter Sekunde anzweifeln oder um ihre verlorenen Liebsten trauern. Ein bisschen mehr Worldbuilding kommt da eher von Werbeplakaten in der Stadt Xion oder abgedrehten Romanreihen, die sich zwischen all dem Schutt und Staub finden lassen und ein Bild von der verloren gegangenen Zivilisation zeichnen.

Famoser Forscherdrang

92659092
Warum genau Eve die gefundenen Getränkedosen so stolz präsentiert? Keine Ahnung. Aber das Sammeln lohnt sich!
Abseits von Leichen und Wälzern gibt es aber noch jede Menge andere Gründe, mit offenen Augen durch die Welt von Stellar Blade zu laufen: Da wären wertvolle Upgrades für eure Lebens- und Beta-Energie-Leiste; Waffenkerne, um eure Klinge zu verstärken; Verbesserungen für eure Heilung und eure Drohne sowie eine ganze Reihe an neuen Outfits für Eve – eines davon körperbetonter als das nächste, doch dazu später mehr. Zusätzlicher Sammelkram existiert in Form von Getränkedosen, die Eve bei jedem Fund mit ausdrucksstarker Pose in die Kamera hält und die euch ebenfalls kleinere Boni geben.

Die Erkundung fühlt sich dank der vielen Geheimnisse und nützlichen Gegenstände sehr belohnend an, für Abwechslung wird währenddessen durch verschiedene Levelstrukturen gesorgt. Die Wüste bietet beispielsweise ein großes, offenes Areal, nur ab und an durchbrochen von Hochhausruinen; de Planet Eidos 7 setzt hingegen auf einen verschachtelten Großstadtdschungel, in dem urbane Lichtungen der Klaustrophobie entgegensteuern. Die sich organisch anfühlende Welt verhindert, dass sich das Durchlaufen der Level irgendwann abnutzt, während optische Varianz zusätzlich mit eisigen Berggebieten oder High-Tech-Laboren erzeugt wird.

92659069
Augen auf: Einige Leichen enthalten wertvolle Kerne, die eure Statuswerte dauerhaft erhöhen.
Objekte werden auch aus weiter Entfernung zuverlässig dargestellt und müssen nicht erst nachgeladen werden. Holt ihr die virtuellen Ferngläser heraus, könnt ihr allerdings ab und an mit niedriger Bildrate herumstotternde Gegner im Hintergrund beobachten. Gemischte Gefühle hat mir außerdem die Karte bereitet: Das Navigationsmittel steht zum einen nur in den offeneren Gebieten und nicht in den Schlauchleveln zur Verfügung und ist zum anderen zwar sehr übersichtlich, würde aber noch von weiteren Markierungen profitieren. Entdeckte Orte werden genauso wenig eingezeichnet wie Schatztruhen, bei denen euch noch der dafür nötige Code fehlt und eigene Pins könnt ihr auch nicht setzen – hier ist ein gutes Gedächtnis gefragt.

Kommentare

ActuallyKindra schrieb am
Aha, für Akabei sind Frauen mit ordentlichen Kurven und einem großen Vorbau - QUA GENETIK! - also hüllenlose Wichsvorlagen, na klar! :ugly:
Akabei2 schrieb am
Ich verstehe die Diskussion hier irgendwie nicht. Um es mit Stefan Raab auszudrücken: Du bist nur eine Wichsvorlage.
Sorry, aber wenn man den Hauptcharakter eines Spiels so vorführt, kann man doch nicht erwarten, dass man noch ernst genommen wird.
Da kann die Spielmechanik noch so gut sein, ein Gutteil des Marketings schielt darauf, dass sich ein paar Kaputte auf Dreiecke einen rubbeln. Meinetwegen, jeder wie er will, aber das kann man doch nicht mit Prüderie wegwischen, wenn einem so eine Herangehensweise nicht zusagt.
Kidoh schrieb am
BMTH93 hat geschrieben: ?Gestern 17:48 Ich meine mal ganz ehrlich: Über was diskutieren wir hier eigentlich? Genau das meine ich mit diesem künstlichen Echauffieren. Man sagt irgendwas, was nicht in das Weltbild der Person passt und dann werden die wildesten Beispiele ausgekramt nur um wieder gegen etwas zu sein.
Genau, es geht darum, ob die Darstellung von Eve schon Sexismus ist, oder nicht.
Ich finde ziemlich klar: Ja.
In der Werbung wird festgestellt: "... sexistisch sind Werbemotive, die die Darstellung stark sexualisierter Frauen als reinen Blickfang ... benutzen."
Der Artikel hier dazu ist auch ganz interessant und sieht es sogar differenziert:
https://www.slpb.de/themen/gesellschaft ... deospielen
BMTH93 schrieb am
ActuallyKindra hat geschrieben: ?Gestern 12:02
BMTH93 hat geschrieben: ?Gestern 07:31 Unabhängig davon ob mir das Design der Figuren gefällt oder nicht ziehe ich meinen imaginären Hut vor den Entwicklern. Die sind ihrer Vision treu geblieben und haben ihr Ding trotz Kritik aus "dem Westen" durchgezogen. Nur durch die Kritik bin ich überhaupt auf das Spiel aufmerksam geworden und bin seitdem schlicht und ergreifend aus Prinzip ein Unterstützer dieses Spiels..
Es gibt keine Kritik aus dem Westen. Das ist eine Erfindung von rechten ragebait anti woke nazi accounts auf twitter. Diese Helden mussten extra einen französischen (!) IGN-Artikel rauskramen, weil sie sonst nix gefunden haben zum echauffieren.
Und wer glaubt, dass das Spiel explizit auf heterosexuelle Menners zugeschnitten ist, der hat sie doch nicht mehr alle. Fetter Arsch und Titten = für heten? Also als wie arm kann man sich als hete denn selbst verausgaben? Das Spiel ist super, egal für wen und man muss nicht notgeil auf hammer Polygon-Ärsche wie deine untedrückten Heten sein, um das zu sehen.
Außerdem ist eine der größten Fans dieses Spiels in diesem Forum eine Frau :ugly:
Ist NieR Automata dann eigentlich auch ein Spiel von heten für heten? In NieR Replicant gab es auch Schwule und intersexuelle Charaktere. Total woke! Und macht Links Androgynität Tears of the Kingdom zu einem bisexuellen Spiel oder gar trans Spiel? Oder homo? Fragen über Fragen!
Prüde ist der Westen übrigens nicht, da gibt es zig Beweise für. Das einzige Land, was ein bisschen weird ist in seiner Prüderie sind die USA, aber da ist Stellar Blade jetzt auch nicht verboten.
Nicht "die Welt" oder "der Westen" muss Dinge mal lockerer nehmen, sondern die ganzen Kulturkampf-Spinner, die nichts machen, außer ihre weltverschwörerischen Psychosen in alles hineinzuprojizieren und ragebaits auf Twitter auf Lügen aufzubauen.
Bild
Selbstverständlich gab es Kritik auf Twitter und co. Was glaubst du denn, wie ich auf dieses Spiel aufmerksam geworden bin?
Freut...
Kidoh schrieb am
Ich frag mich was so schlimm am 'moralisieren' oder anders gesagt philosphieren ist. Das Work Moral hat irgendwie in den letzten Jahren so einen negativen 'touch' bekommen, voellig zu Unrecht wie ich finde.
Ein Hauptproblem in unserer Welt ist doch, dass Menschen ignorant sind, oder nicht genug informiert. Sich auch mal ueber die moralischen Seiten von bestimmten Aspekten zu unterhalten kann doch interessant und bereichernd sein. Das heisst doch nicht, dass es gleich ums canceln oder verbieten geht. Aber sobald man anfaengt etwas zu hinterfragen, wird das oft einfach mit: "Nimm das doch mal lockerer' abgewuergt.
Ist bestimmt ein Internetproblem, schwer im Internet sich ernsthaft zu unterhalten.
schrieb am