Nicht ohne meinen Martini!
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Die ersten zehn Minuten machen mit dem durchaus interessanten Handlungsansatz noch Hoffnung. Danach geht's allerdings rasend schnell bergab.
Man kann von der James-Bond-Reihe halten, was man will - aber kaum einer wird ernsthaft anzweifeln, dass sie zu den Wegbereitern des modernen Actionkinos gehört. Fünf Namen wurden im Laufe der Jahrzehnte durch die Serie unsterblich und untrennbar mit Martinis und Walther PPK - okay, eigentlich sechs, aber George Lazenby zählt innerhalb des Bondversums wohl eher zur Kategorie „Kuriosum“. Aber gut, zurück zur Gegenwart. Und da vertritt Daniel Craig einen neuen Bond-Typ: Wortkarg, weniger verflirtet, schnell mit Faust und Waffe, nachdenklicher. Und im Falle von 007 Legends auch omnipräsent.
Denn während man durch fünf klassische Bond-Filme aus allen Ären springt (eine sechste Episode, basierend auf dem aktuellen Film „Skyfall“, wird als kostenloser DLC nachgereicht), bleibt eines immer gleich - Daniel Craig ist James Bond. In Gesicht, Stimme (zumindest in der deutschen Fassung) und Zeitrahmen. Denn obwohl man in Fort Knox gegen Oddjob antritt und Blofeld durch die Alpen jagt, spielt alles immer in der heutigen Zeit. Das Ganze findet im Kopf als Erinnerung des im Vorspann angeschossenen James Bond statt - was den Designern in erster Linie eine Entschuldigung dafür gibt, moderne Gadgets wie die Superuhr, aktuelle Sportwagen oder das allgegenwärtige Smartphone einzubauen.
Die Action könnte mit Stangen-Geballer und teilweise endlosen Gegnerwellen generischer kaum sein. Hier der Sturm auf Fort Knox aus "Goldfinger".
Der Tod kommt aus der Hüfte
Jedes Kapitel bietet wenige, dafür meist ziemlich lange Missionen, die auf Schlüsselszenen der Filme basieren - wie den Sturm auf Fort Knox (Goldfinger), die Ski-Verfolgungsjagd (Im Geheimdienst ihrer Majestät) oder das Rasen über den Eissee (Stirb an einem anderen Tag). Allerdings gibt es keine echte Verbindung zwischen den Streifen: Wenn einer abgehakt ist, wird einfach der nächste rangehebelt. Am Ende des fünften Films ist einfach Schluss, ein echtes Ende gibt es nicht - die Entwickler vertrauen offenbar sehr auf die Magie des DLC. All das in Kombination mit den größtenteils schlauchartigen, linearen Levels ergibt eine Kampagne von etwa fünf Stunden Dauer. Vielleicht sogar sechs, was der Verdienst der erschreckend langen Ladezeiten sowie der teilweise nervend weit auseinander platzierten Checkpunkten sein dürfte.
Nette Idee: Neben den drei gewohnten Schwierigkeitsgraden hat man auch die Möglichkeit, zum „modernen“ oder „klassischen“ Spieldesign zu greifen. Ersteres entspricht dem Zeitgeist, der vollautomatische Heilung aller Blessuren vorschreibt. Letzteres setzt ganz oldschool auf das Sammeln von Heilpäckchen und Panzerung.
Nur selten wird die monotone Action aufgelockert - die Ski-Verfolgungsjagd aus "Im Geheimdienst ihrer Majestät" zählt da schon zu den Highlights.
Sehr ideenlos dagegen das Missionsdesign, das die Checkliste für Wald-und-Wiesen-Ego-Shooter Punkt für Punkt abhakt: Ballerballer, alternativ auch über Kimme und Korn - check. Nahkampf-Takedowns (die sogar tödlich sind, wenn Bond nur dem Hintern seines Feindes einen Klaps verpasst) - check. Simples Deckungssystem - check. Gelegentlicher Sammelkram, um damit Informationen und Spielermodelle freizuschalten - check. Kurze Autoeinlage mit bedrückend schlechter Fahrphysik - check. Oftmals endlos spawnende Gegner, bis man einen Triggerpunkt überschreitet - natürlich. Minigun-Einsatz vom Helikopter aus - wie könnte ein Shooter nur ohne auskommen? Dumpfbacken-KI, die große Freude daran hat, einem direkt vor die Flinte zu springen oder beharrlich eine stabil aussehende Wand zu beballern - aber immer, aber gern. Immerhin hat man oft genug die Wahl der Vorgehensweise: Lässt man das heiße Blei sprechen und muss man dafür mit deutlich mehr Gegnern hantieren? Oder bewegt man sich im Gänsemarsch durch die weiten Levels, behält die Position der Feinde via Superuhr im Auge und schaltet sie per Takedown oder Knarre mit Schalldämpfer lautlos, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen? Geht grundsätzlich. Allerdings reagieren die Schergen auf leblos herumliegende Kollegen mit fragenden Blicken und schnell gedrückten Alarm-Schaltern - insofern ist es idiotisch, dass man deren Körper nicht aus dem Sichtbereich zerren darf. Kurz gesagt: Das Schleichen ist größtenteils sinnlos.