Zenless Zone Zero: Willkommen in New Eridu!
Mit den Zwischensequenzen können die Standbilder nicht mithalten, dafür sind die Zeichnungen hübsch und die Charaktere ausdrucksstark.
Auch wenn das Tempo später abflacht, beginnt
Zenless Zone Zero zumindest erzählerisch mit einem Sprint: Die Chaostruppe Cunning Hares, Agentur für Allesmögliche und bestehend aus Billy Kid sowie Anby und Nicole Demara, haben sich mit ihrem aktuellen Auftrag ziemlich verzettelt und hetzen mit einem gestohlenen Tresor durch die engen Flure eines Hochhauses – die Handlanger der beklauten Red Fang Gang dicht auf ihren Fersen. Es folgt ein spektakulärer Sturz durch eine Glasfront, die das Trio auf den Boden der Tatsachen und inmitten eine Hollow-Zone befördert. Hier lauern die
fiesen Ethereals: Menschen, die durch eine Naturkatastrophe in Monster verwandelt wurden und die neben schwarzer Löcher an der Stelle ihres Kopfes auf kristallharte Körper bauen.
Der Auftakt von Zenless Zone Zero wird, genau wie der Rest des Spiels, größtenteils wie in einem Comic erzählt:
Standbilder und vertonte Sprechblasen lassen es mitunter etwas an Dynamik mangeln, punkten aber mit gelungenen Zeichnungen und wechseln sich noch dazu mit
überaus lebhaft animierten Zwischensequenzen ab: Die Bewegungen der Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail umgesetzt worden, hier ist von den Finger- bis in die Haarspitzen alles durchchoreografiert. Auch sonst lässt die Präsentation HoYoverse-typisch kaum Wünsche offen: Menüs sind schlicht, aber schick, wenn auch inhaltlich überladen, und die Umgebungen setzen die halb zerstörte Metropole New Eridu gelungen in Szene.
Kommen einfach nicht zum Punkt: Die Charaktere in Zenless Zone Zero sind ziemlich mitteilungsbedürftig und ergeben sich endlosen Gesprächsergüssen.
Die Action wird derweil mit einer ordentlichen Portion Humor und einer Prise Intrigen gewürzt, woraus sich eine angenehm spannende Geschichte entwickelt, die aber unter
Pacing-Problemen und
langgezogenen Dialogen leidet. Immer wieder führen Charaktere endlose Gespräche über kleinteilige Missionsdetails, bei denen meine Finger unruhig am Gamepad zucken, weil sie nur den A-Knopf betätigen dürfen, um zum nächsten Satz zu springen. Immerhin sind
alle Charaktere gekonnt vertont und wahlweise auf Englisch, Japanisch, Koreanisch oder Chinesisch zu hören, sodass das Erleben der Story abseits der Zwischensequenzen nicht zu stumpfer Lesearbeit ausartet.
Galantes Gemetzel
Fertig zur Abreise: In Nicoles Koffer befindet sich ein schweres Geschütz, bei dem ihre durchlöcherten Gegner einpacken können.
Im Gegensatz zu dem rundenbasierten Kampfsystem von Honkai Starrail dürft ihr euch in Zenless Zone Zero wieder ganz den
Echtzeit-Keilereien hingeben. Leichte und schwere Angriffe sowie ein Ausweichmanöver, das mit dem richtigen Timing kurz die Zeit verlangsamt: Fans von Action-Rollenspielen dürften sich hier schnell zuhause fühlen und alle Attacken gehen schnell und smooth von der Hand. Damit euch mit den drei Aktionen nicht langweilig wird, könnt ihr
zwei weitere Charaktere mit aufs Schlachtfeld nehmen und beliebig zwischen ihnen hin- und herwechseln. Erfolgt das Austauschen genau im Moment eines gegnerischen Angriffs, triggert ihr je nach Kämpfer ebenfalls eine Ausweichrolle oder Parade.
Darüber hinaus besitzt jeder Gegner eine sogenannte Daze-Leiste, die durch wiederholte Schläge gefüllt wird und letztendlich zu einer praktischen Betäubung führt. Trefft ihr dann mit einem schweren Angriff, könnt ihr eine
Kettenkombi mit euren Verbündeten initiieren und die feindlichen Lebenspunkte durch eindrucksvolle Manöver spürbar schnell senken. Abgerundet wird eure Auswahl an Attacken dann durch eine Ultimative Fähigkeit, die verheerenden Schaden verursacht und euch mit einer wirklich eindrucksvollen Animation belohnt. Ohnehin sieht alles, was ihr auf dem Schlachtfeld austeilt, fantastisch aus: Links und rechts fliegen Funken und Patronenhülsen durch die Luft und verwandeln das Kampfgeschehen in
ein dynamisches Gemälde mit knalligen Farben.
Jeder Charakter glänzt durch ein eigenwilliges Design und eine spezielle Waffe. Hausmädchen Corin kämpft beispielsweise mit einem überdimensionalen Pizzaschneider.
Weil das alles nicht besonders anspruchsvoll ist und für die meisten Fights reines Buttonmashing zum Sieg reicht, scheint man sich bei Zenless Zone Zero dem Motto
Style over Substance verschrieben zu haben. Zumindest in meiner Zeit in der Beta ließen sich keine Möglichkeiten für komplexe Kombos erkennen, womit die Kämpfe recht oberflächlich abliefen. Dazu kommt, dass sich Standardgegner spielend leicht ohne große Gegenwehr erledigen lassen, auch wenn ein Bosskampf mit abwechslungsreicheren Verhaltensmustern Hoffnung auf mehr Herausforderung wecken konnte. Trotz dessen macht das Schnetzeln mit seinen sprühenden und funkelnden Animationen sowie dem gelungenen Spielgefühl
einen Heidenspaß – doppelt schade also, dass es im Verhältnis zu anderen Gameplay-Elementen viel zu wenig davon gibt.