Nachhilfe für die Boulderhalle
Durch die Handlung bewegt ihr euch kletternd und schleichend, wobei ihr den Großteil der Zeit an Wänden, Vorsprüngen und Stangen verbringt und versucht, nicht in den Abgrund zu stürzen. Gollum kann sich nur an
Gut festhalten! Die Steuerung wird euch die Kletterpassagen ziemlich erschweren.
bestimmten, vorgegebenen Stellen festhalten, weshalb es immer konkrete Pfade gibt, denen ihr folgen müsst. Leichter gesagt als getan, denn das funktioniert selten gut.
Der zwiegespaltene Kletteraffe fliegt durch die Luft, als wäre er so leicht wie eine Feder, ist aber gleichzeitig so wendig wie ein Felsbrocken. Es kommt viel zu häufig vor, dass er übers Ziel hinausspringt, es nicht ganz dahin schafft oder einfach nicht zugreift, obwohl er das eigentlich automatisch tun sollte. Mitdenken müsst ihr generell nur wenig, da notwendige Aktionen wie ein Rückwärtssprung zumeist auf dem Bildschirm angezeigt werden oder Wände, an denen ihr hochlaufen könnt, deutlich markiert sind.
Nur dass das trotzdem nicht immer funktioniert. Wir
mussten bei verschiedenen Gelegenheiten das Spiel neu starten, weil manche Eingaben plötzlich nicht umgesetzt wurden, obwohl sie an dieser Stelle ganz klar gefordert waren. Zum Glück gibt es alle naselang Checkpoints, von denen wir neu starten können, ansonsten wäre großer Frust vorprogrammiert. Uns ist es sogar zweimal passiert, dass diese Speicherpunkte verbuggt waren: Beim Laden sind wir sofort erneut gestorben, jedes Mal, sodass wir das Level nochmal ganz neu beginnen mussten. Garstige Technik!
Da Gollum den Großteil der Zeit mit Klettern verbringt, wird der Spielspaß dadurch deutlich getrübt. Die Schleichpassagen funktionieren im Gegensatz dazu gut, sind aber höchst unspektakulär. Er kann kriechen, Steine zur Ablenkung werfen, Fische oder Insekten zum Heilen fressen und Gegner erwürgen, die mit dem Rücken zu ihm stehen – aber nur, wenn sie keinen Helm tragen. Ansonsten kann Gollum … naja, er kann nichts.
So zerrissen wie die Welt eintönig ist
Es gibt keine besonderen Fähigkeiten, keine nutzbaren Gegenstände, kein Levelsystem, kein gar nichts. Nur euch
Bei wichtigen Entscheidungen müsst ihr den anderen Teil der Persönlichkeit glaubhaft überzeugen.
und den Hobbit. Gut, das passt in gewisser Weise schon zu der Figur, da Gollum ohne seinen geliebten Ring ebenfalls nicht über spezielle Kräfte verfügt. Es sorgt aber auch für Langeweile, wenn sich im gesamten Spiel im Grunde nichts am Gameplay verändert. Außer dass es in den späteren Leveln die Möglichkeit gibt, zu schwimmen und zu tauchen, fühlt sich alles gleich an.
Schuld daran ist auch das Design der Spielwelt. Etwa die Hälfte der Zeit verbringt ihr in Mordor, kehrt regelmäßig in dieselben Ecken zurück und auch neue Areale sehen irgendwie alle gleich aus. Diese optische Monotonie erschwert das Zurechtfinden, zumal es häufig dunkel ist und die vorgegebenen Wege schlecht zu erkennen sind. Thematisch schön gestaltete Gebiete sind es zwar schon, doch dazu später mehr.
Eines der wenigen Highlights des Spiels ist der
konstante Konflikt zwischen Gollum und Sméagol, der offensichtlich mit viel Mühe integriert wurde. Während ihr durch Mittelerde kraxelt, führen die beiden immer wieder Gespräche miteinander, die ihre entgegengesetzten Motive und Bedürfnisse hervorheben. Regelmäßig habt ihr in Dialogen die Wahl, welche der beiden Seiten sich in eurer Antwort äußern darf.
Größere Konsequenzen hat das Konzept bei wichtigen Entscheidungen, die sich meistens auf andere Charaktere
Gollums Sinn weist euch nicht nur den Weg, sondern markiert auch Gegner und Verbündete.
beziehen. Helfen oder zurücklassen? Das liegt ganz bei euch, solange ihr gute Argumente parat habt. In diesen Situationen entscheidet ihr euch für Gollum oder Sméagol und müsst den jeweils anderen dann in einem Streitgespräch überzeugen. Wählt ihr die richtigen Optionen, setzt ihr euren Willen durch, entscheidet ihr euch aber zu oft für die falschen Aussagen, gewinnt der andere.
Das rückt die Zerrissenheit der Figur hervorragend in den Vordergrund und sorgt für Abwechslung, zumal diese Entscheidungen einen deutlich sichtbaren Einfluss auf die aktuelle Situation haben. Eine Rolle im späteren Verlauf spielen sie aber im Grunde nicht. Ganz offensichtlich wurde hierauf der Fokus gelegt, was auch die ungewöhnliche Wahl des Protagonisten begründet.