Brettspiel-Test: StarCraft - Das Brettspiel (4X-Strategie)

von Jörg Luibl



StarCraft - Das Brettspiel: Das kunterbunte Tischuniversum
Zwischen Zerg und Protoss
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Wo Blizzard draufsteht, ist meist perfektionierte Unterhaltung für Feldherren oder Abenteurer drin - jedenfalls am Bildschirm. Aber wie schlägt sich eines der erfolgreichsten Echtzeit-Strategiespiele aller Zeiten auf dem Brett? Kann man die dynamische Faszination eines StarCraft überhaupt in Rundentaktik übertragen? Wir haben mit Zerg, Protoss und Terranern um Siegpunkte gekämpft.

Die Freude des Auspackens

Es gibt einen Fetisch unter Brettspielern, eine Art kultisches Vorspiel: Das Auspacken. Was sich bei Computerspielern meist auf eine Folie und vielleicht das Intro beschränkt, erstreckt sich hier auf eine ganze duftende Welt an verschweißten Päckchen, bunten Stanzplatten und Figuren. Wer diesem Ritual gerne frönt, dürfte bei StarCraft - Das Brettspiel   himmelhoch jauchzen. Schon die übergroße Box mit dem hervorragend designten Artwork ist ein Hingucker. Aber erst darunter offenbart sich eine kunterbunte Schatzkiste an hochwertigem Spielmaterial.

Zig Planetenscheiben, Befehlsmarker, Arbeiterdrohnen, Routenmarker, Gebäudeplättchen, Module, Rohstoffe, hunderte Ereignis-, Technologie- und Kampfkarten, sechs Fraktionsbögen und vor allen Dingen satte 180 gut modellierte Plastikfiguren für die drei Völker der Zerg, Protoss und Terraner. Von kleinen Tentakelmonstern bis zum wuchtigen Trägerschiff ist alles dabei: Freut euch auf Zerglinge, Mutalisken und Hydralisken, auf Berserker, Dragoner und Archons, auf Spacemarines, Goliaths und Raumjäger! Jedes der drei Völker bietet zwei Fraktionen mit bis zu
StarCraft - Das Brettspiel: In der Box ist verdammt viel drin - alleine 180 Figuren für sechs Fraktionen.
StarCraft - Das Brettspiel: In der Box ist verdammt viel drin - alleine 180 Figuren für sechs Fraktionen.
neun Einheitentypen auf - es stehen also sechs Farben für maximal sechs Spieler zur Verfügung. Das futuristische Galaxy Trucker wirkt dagegen wie ein schüchterner Zwerg an Ausstattung. Hier wird nicht gekleckert, hier werden Spacemarines und Mutalisken rausgeklotzt.

Das kunterbunte Tischuniversum

Schon für den ersten Aufbau sollte man eine Stunde und eine Spielfläche der Marke XXL einplanen. Ein kleiner Küchentisch der Maße 75 x 120 cm reicht selbst für ein 2-Spieler-Gefecht kaum aus; es muss mindestens ein Tisch der Maße 90 x 180 cm sein - und selbst da wird es bei vier Spielern knapp mit dem Platz: Hier müssen acht, teilweise handgroße Planeten platziert und verbunden werden, die zusammen eine Galaxiekarte bilden. Hat man einmal alles aufgebaut, bietet sich ein wahrhaft epischer Anblick und man kann nachvollziehen, warum man hier zwischen 60 und 70 Euro verlangt. Die Qualität des bedruckten Materials ist durchweg hochwertig, das Artdesign à la Blizzard und man bekommt beim Anblick der frisch platzierten Planeten vom marsroten Chau Sara bis zum erdähnlichen Pridewater richtig Lust auf den ersten Basisbau!

Das Highlight für Figurenfreunde sind natürlich all die futuristischen Einheiten, die in der Flugvariante auf kleinen Plastikstelzen stecken. Sie sind erstaunlich sauber designt, es gibt kaum Grate oder Probleme mit der Stabilität bzw. chronisch schiefen Einheiten wie etwa beim Fantasy-Tabletop Battle Lore. Einziger Wermutstropfen und Nachteil der Verpackung von 180 Figuren in einem Plastiksack: Es gab einen abgebrochenen Ultraliskenkopf und einige zierliche Flügel der Protoss-Scouts waren nah dran am Bruch - hier muss man etwas Glück haben und vorsichtig aus- bzw. wieder einpacken. Vor allem Letzteres zwingt aufgrund der fehlenden Nischen in der Box zur Improvisation: Wir haben Schalen, Gummis & Co benutzt, um Ordnung in tausend Teile zu bringen. Dafür braucht man bei diesen kleinen Fehlern nicht auf einen Patch warten: Wer eine kaputte Figur oder fehlerhaft bedruckte Spielpläne finden sollte, bekommt über die Reklamationsmail des Heidelberger Spielverlages umgehend Ersatz.

Studieren geht über Probieren

Das ist nur eine Fraktion der Protoss: Jede der sechs Fraktionen wird durch ein eigenes Figurensetz präsentiert.
Aber jetzt zum Spiel: Worum geht es? Ziel ist es, entweder als erste Fraktion 15 Siegpunkte zu erobern, eine individuelle Bedingung zu erfüllen oder alle Feinde zu vernichten. Allerdings ist das hier nichts für schnelle Eroberer à la Risiko, sondern anspruchsvolle Strategen, die auf Würfelglück verzichten können. Parallel zum Aufbau sollte daher jemand die Anleitung im wahrsten Sinne des Wortes studieren - und das kann dauern. Obwohl auf 48 Seiten alles sehr anschaulich mit vielen Beispielen erklärt wird, muss man sich in die dreistufige Mechanik aus Planungs-, Ausführungs- und Organisations-Phase mit vielen Zugfolgen hinein arbeiten. Das liegt auch daran, dass einen der Spielaufbau mit all seinen kleinen Zahlen, Plättchen, Abbildungen und Flächen zunächst verwirrt - hier haben StarCraft-Veteranen einen Vorteil.

Es fehlen z.B. die Namen der drei Gebäude über deren Grafiken. Zwar können sich Kenner des Blizzard'schen Universums anhand der aufgelisteten Einheiten schon denken, was eine Kaserne und was ein Raumhafen ist, aber alle anderen müssen sich darüber auf einer der letzten Seiten der Anleitung schlau machen. Gerade die Gebäude der Zerg und Protoss lassen sich nur schlecht anhand der Darstellung einordnen. Außerdem fehlen auf der Einheitenvergleichsliste, wo jeder Spieler die
Hier nochmal die drei spielbaren Rassen Terraner, Protoss und Zerg in allen Farben.
durchschnittlichen Angriffs- und Verteidigungswerte nachlesen kann, die wichtigen Angaben über die Boden- und Flugfähigkeit der Feinde. Wer weiß schon auswendig, welche Protoss-Einheit auch in die Luft schießen konnte?

Immerhin ist die Kurzübersicht auf der letzten Seite der Anleitung später sehr hilfreich, weil sie den Kampfablauf und die Organisation auf einer Seite vereinfacht sowie auf häufig übersehene Regeln aufmerksam macht. Aber ihr fehlen wiederum die Hinweise auf die Planungs- und Ausführungs-Phase, die man also wieder nachschlagen muss. So üppig und farbenfroh das Universum auch gestaltet wurde, so sehr man sich über sechs Fraktionen und authentisches StarCraft-Flair freut (wir haben übrigens die offiziellen Sounds laufen lassen): Es fehlt etwas an Übersichtlichkeit, was den Einstieg erschwert und viele Fragen aufwirft. Dieses Spiel ist also nichts für den gemütlichen Familienabend.

Kommentare

greenelve schrieb am
Wird nicht mehr hergestellt und dadurch die hohen Preise. Dabei soll das Spiel doch so gut sein.
..und elendig komplex. Eine Rezension liest sich in etwa "nach zwei Wochen Anleitung studieren, haben wir uns an das Tutorial gewagt"
SaperioN_ist_weg schrieb am
Stand 2018
500 Euronen für das Hauptbrettspiel und dann nochmal 350 EUR für die Broodwar Erweiterung mit sinnvollen Ergänzungen... was haben einige Leute geraucht ? :lol:
artmanphil schrieb am
Leider bekommt man die Expansion nciht unter 200 Euro :S
gracjanski schrieb am
ist gekauft, nächste Woche wird gespielt :D
Mindflare schrieb am
Beckikaze hat geschrieben: Zur Liste: Ich denke, ARKHAM HORROR sollte hier auch unbedingt hinein. Ebenfalls eines der besten Spiele, die FFG zu bieten hat und immer wieder geil ist.
Natürlich sollte man da irgendwann die Addons dazunehmen, damit der Schwierigkeitsgrad steigt.
Dennoch: ARKHAM HORROR ist mit DOOM eines meiner Lieblingsspiele.
Waas, das wird noch schwerer? ^^
Ich habe bisher angenommen, dass die Komplexität enorm steigt. Das Spiel hat ja generell eine sehr hohe Schwierigkeit.
schrieb am