Das frühe Pikmin schleppt den Schatz
Wasser im Weg und keine blauen Pikmin zur Hand? Mit den Eis-Gesellen lassen sich kleinere Gewässer einfrieren und in festen Grund verwandeln.
Effiziente Arbeitsteilung ist vor allem deshalb gefragt, weil ich unter Zeitdruck arbeite – zumindest theoretisch. Das 30-Tage-Limit aus dem Erstling, in dem ich alle Raumschiffteile finden muss oder für immer auf dem unbekannten Planeten gefangen bleibe, gibt es zwar schon lange nicht mehr; der
Ablauf von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang spielt aber nach wie vor eine zentrale Rolle. Sobald der glühende Ball am Himmel morgens seine ersten Strahlen verschießt, reise ich in eines der Gebiete, um dort bis zur Dämmerung nach Schätzen zu suchen.
Doch wenn die Sonne untergeht, heißt es Sachen packen und in das sichere Raumschiff zurückkehren, damit die heimische Fauna mich nicht zum Abendessen verspeist. Gleiches gilt auch für meine Pikmin: Alle Lastenträger, die ich bei Einbruch der Nacht zurücklasse, landen unweigerlich auf dem Teller von Kreaturen aus den oberen Rängen der Nahrungskette.
Richtiger Druck herrscht letztendlich aber insofern nicht, als dass ich so viele Tage für diese Aufgabe brauchen kann, wie ich will – der Sonnenuntergang bedeutet also nur, dass meine Mission am nächsten Morgen weitergeht.
Für zusätzliche Entlastung sorgt die
Erkundung im Untergrund, wo die Zeit deutlich langsamer vergeht als an der Erdoberfläche. Im Gegensatz zu den sehr offenen Gebieten erwarten mich hier lineare Labyrinthbauten, die auf bestimmte Pikmin-Arten zugeschnitten sind und eine deutlich höhere Dichte an Rätseln bieten. Die Herausforderungshöhlen verlangen das Ausspielen der unterschiedlichen Pikmin-Stärken und kommen in drei
Purzelnde Pikmin: Auch im Untergrund warten jede Menge wertvolle Schätze darauf, geborgen zu werden. Nach getaner Arbeit geht es genauso turbulent zurück an die Oberfläche.
verschiedenen Varianten daher: Klassische Puzzle lösen, Gegner besiegen und Schätze suchen; die gleichen Aufgaben, aber mit einem Zeitlimit und anschließender Bewertung; sowie sogenannte Dandori-Duelle, bei denen ich gegen einen mysteriös belaubten Astronauten antrete und durch das Sammeln von Schätzen innerhalb einer bestimmten Zeit eine höhere Punktzahl erreichen muss als mein Gegenüber.
Das funktioniert in Pikmin 4 auch deshalb besser als je zuvor, weil Nintendo die Steuerung und das Kommandieren der Setzlinge abermals verbessert hat: Gegner lassen sich spielend leicht anvisieren und wenn ich die benötigte Anzahl an Pikmin auf einen Schatz werfe, stoppt mich das Spiel für einen kurzen Augenblick ganz von selbst, sodass ich nie mehr als nötig mit einer Aufgabe betreue. Vor allem die Dandori-Duelle sind eine
willkommene Abwechslung von der traditionellen Schatzjagd und wer eine Gold- oder gar Platin-Medaille einheimsen möchte, muss das Pikmin-Management wirklich beherrschen. Einzig, dass der Bildschirm geteilt wird, um die Vorgehensweise des Gegners mit einem Auge beobachten zu können, ist etwas anstrengend, weil das
halbierte Sichtfeld den Überblick doch bedeutend einschränkt und das Taktieren erschwert.
Bei den hitzigen Dandori-Duellen zählt jede Sekunde und oft kann ein kurz vor Schluss gesicherter Schatz den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten.
Die stressigen Auseinandersetzungen sind übrigens eine von zwei Möglichkeiten, Pikmin 4 mit anderen Leuten zu spielen und durchaus eine spaßige Angelegenheit – ganz im Gegenteil zur Koop-Funktion im Story-Modus. Spieler Zwei darf nämlich nicht etwa einen weiteren Astronauten oder Otschin kontrollieren, sondern bekommt eine Steinschleuder und ein Fadenkreuz verpasst, mit dem sich Gegner und Mauern unter Beschuss nehmen lassen. Das ist in etwa so sinnvoll und spaßig wie der Koop-Modus bei Super Mario Odyssey, bei dem der Partner nutzloserweise die Mütze steuert, und wohl nur für die Allerkleinsten gedacht.
Sagenhafter Sammelspaß
Während Pikmin 4 für einen lauschigen Abend zu zweit also nicht so viel zu bieten hat, fällt die Menge an Inhalt für Einzelspieler umso beeindruckender aus. Der aktuelle Ableger ist
der mit Abstand umfangreichste der ganzen Reihe und wer sich bei der Hauptstory die Zeit nimmt, alles zu erkunden, landet gut und gerne zwischen 25 und 30 Stunden. Grund dafür ist vor allem die
schiere Anzahl an Sammelobjekten: Die erwähnten Schätze, um euer Raumschiff mit Glitzerium alias Treibstoff zu versorgen; die Gestrandeten, die dankbar in
Zwischen den Missionen schaut ihr im Basiscamp vorbei, wo zahlreiche Plappermäuler euch für abgeschlossene Missionen mit Rohmaterial belohnen wollen.
eurem Basiscamp auf euch warten; die Knollen, mit denen ihr eure Pikmin-Kapazitäten erweitern und neue Sorten vermehren könnt, denn neue Pikmin schlüpfen nur aus einer gleichfarbigen Zwiebel; und das Rohmaterial, mit dem sich Brücken bauen und Hilfsmittel herstellen lassen.
Letzteres erhaltet ihr nicht nur durch Erkundungen, sondern auch im Basiscamp bei den vielen geretteten Weltraumforschern, die euch ein paar
Nebenmissionen als Langzeitmotivation aufhalsen. Neue Pikmin erblühen lassen, Gebiete zu 100 Prozent zu erkunden oder in Dandori-Duellen Goldmedaillen abzugreifen kann sich also durchaus lohnen. Im Basiscamp könnt ihr den Vervollständigungswahn noch weiter auf die Spitze treiben: Ein Kreaturen-Lexikon freut sich genauso darauf, gefüllt zu werden, wie die Schatz-Enzyklopädie. Bei Kapitänin Shepherd könnt ihr derweil die Fähigkeiten von Otschin ausbauen, wodurch der hechelnde Helfer schneller sprintet, stärker zubeißt oder schwerere Objekte tragen kann. Und Hobby-Erfinder Russ belohnt euch im Austausch gegen Rohmaterial dagegen mit
allerlei Hilfsmitteln wie einem breiteren Pfeifenradius, schadensreduzierenden Anzügen oder Anti-Haft-Stiefeln.
Im nächtlichen Kampf gegen die hypnotisierten Geschöpfe hilft nur ein beherzter Sprint mit Otschin und die Leuchtkraft der Pikmin.
Aus dem Basiscamp heraus könnt ihr neben den täglichen Expeditionen auch die
neuen Nachtmissionen bestreiten. Hier erwarten euch allerdings keine klassischen Erkundungen, sondern eine Art Tower Defense-Minispiel und die frisch eingeführten
Leucht-Pikmin. Um die mysteriöse Laubkrankheit zu heilen, von der einige der gestrandeten Astronauten betroffen sind, müsst ihr Leuchtsaft sammeln – und den gibt es nur, wenn ihr erfolgreich einen der Leuchtbauten bis zum Morgengrauen verteidigt. Während eine Reihe aggressiver Gegner euch, angezogen vom Licht, auf die Pelle rückt, müsst ihr die strahlenden Pikmin sammeln und ihr grelles Licht als Waffe verwenden. Die spielerisch weniger ausgefeilten, aber nichtsdestotrotz schön kurzweiligen Nachtmissionen sind eine perfekte Ergänzung zu den ausgiebigen Ausflügen bei Tageslicht und machen Pikmin 4 noch runder.