Das dynamische Duo
Es ist ja nicht falsch, dass die Figuren im Vordergrund stehen. Ähnlich wie in Army of Two dreht sich nämlich alles um das Zusammenspiel der beiden Akteure Caddoc und E’Lara. Und die sollen sich deutlich unterscheiden, denn während sich der bullige Caddoc mit Schwert und Schild in den Nahkampf stürzt, attackiert die Elfe lieber mit Pfeil und Bogen oder sucht hinter Mauern Schutz. Typisch: die zahme Lady ordnet das Schlachtenchaos überlegt aus der Ferne.
Denkste! Die Entwickler wollen das gewohnte Rollenbild zumindest erzählerisch auf den Kopf stellen - E'Lara haut als Draufgängerin auf den Putz, Caddoc muss sie immer wieder zügeln. Zwischen den Gefechten gängeln sich die Gefährten mit bissigen Spitzen. Der Tonfall ist ebenso flapsig wie die Kulissen schmutzig und düster sind - Hunted will das Gebiet der dunklen Fantasy erkunden.
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Die eigenen vier Fantasy-Wände... erstellt man mit dem "Crucible" getauften Editor.
Wie sich Handlung und Figuren entwickeln, bleibt aber abzuwarten: Bislang sahen wir nur kurze, meist zusammenhangslose Abschnitte, die vor allem das Teamplay unterstreichen sollten. Schließlich dreht sich alles um die Kooperation - auch wenn man das Abenteuer selbstverständlich solo erleben darf.
Sitzt man zu zweit vor dem geteilten Bildschirm oder trifft sich online, bestimmt dabei der Spielmacher, welcher Abenteurer welche Figur übernimmt. Der einvernehmliche Wechsel ist nur an bestimmten Speicherpunkten möglich. Immerhin darf jeder Spieler seinen eigenen Charakter in eine fremde Onlinepartie mitnehmen, um dessen Fähigkeiten zu nutzen. Denn zu Beginn beherrschen die Helden weder Zauber noch Spezialangriffe - beides lernen sie erst im Austausch gegen Kristalle. Bereits entdeckte Kristalle findet man dabei auch im Onlinespiel kein zweites Mal. Im Gegenzug darf man neu gefundene Kristalle für die eigene Charakterentwicklung verwenden. Inhaltlich verspricht Hunted alle Komfortfunktionen eines modernen Onlineshooters.
Fantastische Taktik?
Shooter? "Der Begriff hat in der Fantasy doch nichts verloren!" Doch, das hat er - jedenfalls in inXiles finsterem Mittelalter. Denn wer mit E'Lara durch Keller, Städte und Wälder streift, tut dies genau so wie er es in Gears of War tun würde: Deckung, Zielen und das Schießen funktionieren mit Pfeil und Bogen genau so wie anderswo mit dem Gewehr im Anschlag. Natürlich beherrschen beide Kämpfer (Caddoc mehr als E'Lara) auch das Handgemenge, doch das ist kaum mehr banales Aneinander-Reihen einfacher Zwei-Knopf-Kombos: unterhaltsam, aber austauschbar. Zu allem Überfluss wirken die Kulissen stimmungsvoll, aber spröde und die Bewegungen der Figuren vergleichsweise starr. Der Action fehlt hingegen das Knallen und Donnern namhaften Kanonenfutters.
Das Abenteuer wird nicht von seinen Effekten zehren - sein Innenleben könnte einige äußerliche Makel allerdings wettmachen. Denn der Kampf gegen Untote aller Couleur ist durchaus packend und die taktischen Unterschiede zwischen den Helden sollte man tunlichst nutzen!
Übrigens
Das Entwickler-Studio inXile wurde von keinem Geringeren als Brian Fargo gegründet. Zur Erinnerung: Fallout begann einst mit den Worten "Brian Fargo präsentiert".
Zuletzt hatte der Veteran allerdings weniger Glück, denn das letzte Projekt seines Studios, Hei$t, wurde von Codemasters - offiziell aufgrund mangelnder Qualität - eingestellt |
Immer wieder muss man sich mit letzter Kraft gegen eine Übermacht behaupten und darauf hoffen, dass der Partner rechtzeitig zu Hilfe kommt, einen Helitrank spendet oder die Kampfkraft mit einem Zauber verstärkt. Leider fanden auffallend viele der bisher gezeigten Gefechte in großen Arenen statt, während die Unholde in nicht enden wollenden Scharen den Helden entgegen stürmten. 20 Stunden soll das Spiel dauern und wie es aussieht, wird es immer wieder durch ausgedehnte Massenschlachten in die Länge gezogen.
Schachbaustelle
Immerhin dreht sich nicht alles um den Kampf: Wer will, erforscht die Welt nach zusätzlichen Schätzen - eine Aufgabe, bei der die Protagonisten mit Köpfchen im Team arbeiten müssen, um etwa uralte Mechanismen in Gang zu setzen. Das Durchkämmen der grimmigen Kulissen könnte für stimmungsvolle Atempausen sorgen. Aber wird es neben den geradlinigen Abschnitten auch genug Möglichkeiten für das spannende Entdecken geben?
Neue Herausforderungen finden Experimentierfreudige auf jeden Fall, wenn sie auf die Ergebnisse des Leveleditors stoßen. "Crucible" nennen die Entwickler das Werkzeug, mit dem man binnen Sekunden ganze Levels erstellt - entweder durch Zufall oder mit Handarbeit. Mit einfachen Knopfdrücken wählt man wie auf einem Schachbrett zunächst die Kulisse für ein Feld und legt anschließend fest, welche Monster und Gegenstände die Spieler dort finden sollen. Schade, dass es aufgrund der Kästchenbauweise nur wenige unterschiedliche Umgebungen gibt: Wer sich eine Weile mit Crucible beschäftigt, hat jedenfalls schnell alle Kulissen gesehen.