Wachen reagieren nicht nur auf Lärm und Leichen, sondern auch auf offene Türen, Blutlachen oder verschobene Stühle. Es kann euch passieren, dass ihr gerade mit den Dietrichen an einem Schloss hantiert, auf den lösenden Rumble-Effekt wartet, und die Tür plötzlich geöffnet wird. Alarmierte Soldaten rufen Verstärkung und gehen je nach Charakter lange Suchwege. Aber meist kann Garrett relativ einfach die Beine in die Hand nehmen und sich in den Schatten flüchten. Wer es knackiger mag, kann den Schwierigkeitsgrad in Sachen Wahrnehmung, Kampfverhalten, Gegnerzahl und Schaden in vier Stufen anpassen.
| Die mit dem Hammer tanzen: Ja, mit den Kerlchen ist nicht zu spaßen. Am besten Blitzbombe und weg... |
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Diebischer Schulterblick
Ihr erlebt das Abenteuer zum ersten Mal wahlweise in der Ego- oder der Schulterperspektive - ein Knopfdruck genügt und die Kamera schaltet um. Letztere ermöglicht auch endlich einen genaueren Blick auf den Altmeister der Stealth-Action. Wenn ihr die Kamera mit dem Analogstick dreht, könnt ihr sehen, wie liebevoll der Meisterdieb designt und texturiert wurde: Unter der Kapuze funkelt das vernarbte Auge, Lederriemen und Beutel schimmern leicht erhellt im Schatten, während sich Garrett unter der Kapuze verstohlen umblickt.
Es macht einen Riesenspaß, in der Schulterperspektive durch die Korridore zu haschen, denn wenn Sternenlicht durch Schießscharten flimmert oder Fackelflammen züngeln, erhellt das Licht nicht nur die Konturen der Figur, auch die Schatten werden realistisch gebrochen – ähnlich famos wie in
Deus Ex: Invisible War . Ihr streift durch eine herrlich verschlungene mittelalterliche Stadt mit engen Gassen, Nischen und Gewölben; sogar ein Schiff wartet im Hafen auf lautlose Entdecker und es gibt schummrige Tavernen, Burgen und Villen. Dank der Physik-Engine schwingen Deckenleuchter oder Wirtshausschilder und Fässer rollen Abhänge hinab.
Akrobatische Schwächen
Allerdings offenbart die neue Schulterperspektive auch einige Schwächen: Die Animationen und Bewegungsroutinen ließen in dieser Alpha-Fassung noch zu wünschen übrig; auch das Um-die-Ecke-Schauen flutschte noch nicht sauber. Zwar bewegt sich Garrett geduckt wie ein Panther, aber sobald er z.B. Treppen hinabgeht, beginnt er leicht zu zucken oder verfällt in eine Gleitbewegung. Außerdem konnten wir uns nur stehend an Wände drücken – in der Hocke verweigerte der Dieb diese wichtige Tarnpose. Und wenn Garrett Leitern erklimmt, wird zu Beginn noch eine falsche Laufbewegung gezeigt.
Auch eine Vorwärtsrolle oder das Klettern an Rohren haben wir vermisst; ganz zu schweigen von delikaten Kunststücken wie z.B. Fisher Sams Sprungspagat. Schwimmeinlagen sind übrigens komplett dem Rotstift zum Opfer gefallen. Obwohl diese Eindrücke im Hinblick auf die Animationsfehler und die leichten Ruckler noch nicht dem finalen Stadium entsprechen, scheint Garrett in Sachen Akrobatik, Anmut und Eleganz nicht an Sam Fisher heran zu kommen. Und die Tatsache, dass der Langfinger schon aus einer großen Distanz so manche Gegenstände und Schätze greifen kann, dämpft die Realismus-Freude.
| Keine Angst: Zwar treffen Magie und Maschinen aufeinander, aber es bleibt bei metallenen Konstrukten - Dampfmaschinen gibt`s nicht! |
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Ein Wermutstropfen für Freiheitsliebende sind auch die künstlichen Grenzen: Nicht nur die einzelnen Stadtteile, sondern auch so manche Abschnitte innerhalb einer Festung werden mit Ladezonen verbunden – selbst auf dem PC. Dadurch wirkt das Abenteuer etwas zerstückelt und weniger homogen als z.B. die 3D-Welt in
Gothic 2 . Dafür sind die Karten insgesamt größer als noch in
Deus Ex: Invisible War und ihr könnt jederzeit speichern. Außerdem sollen bis zum Release die noch recht langen Wartezeiten auf ein Minimum reduziert werden.