Nun verschlingt dieser Prozess ausgesprochen viel Zeit und erfüllt zudem keine übergeordnete Funktion, sondern verändert lediglich Parameter dessen, was man von Beginn an tut. Trotzdem fühle ich mich mit dem plastischen Ausbau wohler als mit der rein menübasierten Charakterentwicklung in anderen Spielen. Das ganze Anwesen bietet ja kleine Interaktionsmöglichkeiten, etwa zum Verschicken von Nahrungsmitteln an andere Spieler oder dem Aufsammeln automatisch generierter Ressourcen. In einem Minispiel löst oder verzweifelt man sogar an einem Zauberwürfel und am Schießstand macht man sich mit der Handhabung aller Waffen vertraut, sodass man nicht erst im nervenaufreibenden Onlinespiel sehen kann, wie man damit klarkommt.
Starre Tapete
Weniger gefällt mir hingegen, dass verschiedene Aspekte an z.B. DayZ erinnern, das ja ebenfalls von Bohemia Interactive entwickelt wird. So schwebt man etwa recht gleichförmig über dem Boden, bleibt trotzdem an manchen Vorsprüngen hängen, kann im Liegen nicht aus jeder Position frei zielen und mehr. Die gerade mal 30 Bilder pro Sekunde sind ohnehin kein Glanzpunkt. Als Shooter ist Vigor daher deutlich schlechter als das konzeptionell ähnliche Hunt. Ich bin übrigens auch hier kein großer Freund davon, dass man mitunter nach einem Treffer schon am Boden liegt. Besser finde ich, wenn man auf Wegelagerer zumindest reagieren kann.
Außerdem ist die Umgebung hier nur starre Tapete, in der man neben den erwähnten Stationen sowie dem Öffnen und Schließen von Türen und Fenstern nur Beute auflesen kann. Weder schreckt man Tiere auf noch aktiviert man z.B. Maschinen, um Gegenspieler anzulocken oder abzuschrecken. Zumindest stellen zahlreiche Sträucher und Bäume mögliche Verstecke dar, während Schneetreiben und Nebel die Sicht behindern. Das eigentliche Umherstreifen ist aber wesentlich profaner als in dem packenden Crytek-Shooter.
Pay-to-not-lose-anything Schritt für Schritt baut man das heimatliche Haus von einer heruntergekommenen Hütte zum ansehnlichen Gebäude aus.
Richtig ärgerlich finde ich schließlich, dass man durch Echtgeld einen wichtigen Aspekt der Beutejagd komplett aushebeln und sich dadurch Vorteile im Kampf gegen andere Spieler erkaufen kann. Vor jeder Partie darf man nämlich einen Betrag der für Echtgeld erhältlichen Kronen ausgeben, um seine Ausrüstung zu „versichern“ – was nichts anderes bedeutet, als dass man auch im Todesfall sämtliche Waffen behält. Wer es sich leisten kann, könnte also ständig mit sehr mächtiger Ausrüstung anderen Outlandern auflauern, die meist mit deutlich schlechterem Material unterwegs sind.
Ich verstehe umso weniger, warum Bohemia diese Option anbietet, weil die Entwickler gleichzeitig eine sehr gelungene Möglichkeit anbieten, um echtes Geld zu investieren, denn vor jedem Einsatz kann man Kronen auch dafür einsetzen, dass sich ganz allgemein mehr Beute auf der Karte befindet oder noch wertvollerer Inhalt in der Kiste. Davon profitieren nämlich alle Teilnehmer derselben Partie.