Endlich wieder Kelle
Im letzten Kinofilm Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks wurde die Gewalt zwar spürbar zurückgefahren. In Asterix & Obelix XXL 3: Der Kristall-Hinkelstein ist davon aber nichts zu spüren, zumal die Autoren in ihrer neuen Geschichte sogar einen kleinen Seitenhieb auf die Kino-Auskopplung versteckt haben. Diese Selbstironie mit aktuellen popkulturellen Anspielungen und Massenkeilereien sind seit jeher das Rezept der beliebten Serie. 14 Jahre nach dem letzten Ausflug prügelt sich das französische Comic-Duo endlich wieder durch Römerlager, auf der Suche nach einer alten Freundin und ihrem Kristallhinkelstein voller praktischer Prügelmagie. Dorfdruide Miraculix erhielt kurz zuvor einen seltsamen Brief von Edda Heimdallir, der Hohepriesterin von Thule. Laut ihrer Botschaft lastet eine schwere Bedrohung auf ihrem Volk, der man nur mit dem geheimnisvollen Hinkelstein begegnen kann.
Auf der Reise durch die bittere Kälte der Thule-Insel und rund um exotische Tempel findet Obelix nach und nach mehr Kristalle für seine praktische Waffe im Huckepack. Auf Knopfdruck zerbröselt er poröse Holztürme, macht Wachen oder brennbaren Barrieren Feuer unterm Hintern. Mit Hilfe des Frost-Edelsteins kann der vollschlanke Gallier sogar einen kommandierenden Centurio plus einige Gefolgsleute in praktische Eisblöcke verwandeln. Diese lassen sich danach mit Schmackes einen rutschigen Abhang hinunter prügeln und im Meer entsorgen. Ein herrlicher makabrer Spaß, der in Serientradition aber ziemlich ulkig und harmlos dargestellt wird. Trotz karger Hintergründe wird der Comicstil mit seinen lustigen Animationen gut eingefangen, inklusive einer professionellen deutschen Synchro. Besonders gut gefällt mir der klassische Kinnhaken, der einen Römer dutzende Meter in die Luft schickt: „AAAaaa….aaaAAA – platsch!“ Diese Attacke wird nie langweilig!
Magische Backpfeifen
Alleine schaltet man gelegentlich zwischen den zwei Helden um - z.B. um per Sprung Sammelobjekte zu erreichen. Die zweite Figur wird währenddessen recht ordentlich von der KI gesteuert, wenn auch mit etwas zaghaften Attacken.
Möglich wird all das wie immer durch den Zaubertrank, der den Galliern übermenschliche Kräfte verleiht. Die einsteigerfreundlichen Attacken mit ihren einfachen Knopfkommandos gehen gut von der Hand und bieten (zum Glück überschaubare) Ausbaustufen, die sich beim Händler Epidemais gegen gesammelte Rüstungen erwerben lassen. Kurz danach kann Asterix z.B. einen kräftigeren Frontalangriff starten oder häufiger Schlückchen aus der Feldflasche nehmen. Letztere beschleunigen seine Bewegungen gegen die verdutzten Besatzer spürbar. Auf Dauer wird die Massenprügelei gegen die schnurgerade attackierende KI allerdings etwas monoton. Zu Beginn sorgen noch Besonderheiten wie das Entwaffnen fetter Schildrömer für Variation, zumal die Bogenschützen ziemlich schnell wertvolle Energie abknapsen, wenn man sich nicht rechtzeitig um sie kümmert.
Auf den zwei höheren der drei Schwierigkeitsgrade muss man sich beim Angriff auf ein Römerlager also durchaus mal taktisch über die Wehrgänge bewegen, um nicht zu oft im Pulk zu landen. Aufgrund nerviger Rücksetzpunkte muss man oft nämlich erneut ganz vorne am Eingang des Lagers anfangen. Außerdem führt die Reise oft über grüne Wiesen, Eisschollen oder Waldlichtungen, auf denen oft nur monotones Geholze gefragt ist. Ab und zu sorgen aber immerhin kleine Ausweichspielchen mit Lawinen oder heißen Quellen für ein wenig Auflockerung. Die fade und undynamisch vor sich hin fiedelnde Musik wirkt dagegen eher einschläfernd.
Junger Gallier zum Mitkloppen gesucht!
Eiskalt weggewatscht: Die halboffenen Areale beiten genügend "Auslauf" für Römer und Wildschweine. Letztere verwandeln sich im Handumdrehen in energiespendende Braten.
Zu zweit (per einfachem Einstieg zu jeder Zeit) wird es ohnehin eine ganze Ecke lustiger. Sobald man als chaotisches Duo Backpfeifen-Kombos aufbaut, Römer in explosive Fässer schleudert oder das unerschrockene Hündchen Idefix zur Ablenkung auf die Gegner hetzt, kommt schnell klassische Koop-Stimmung auf. Im Duo ist man klar im Vorteil, da die Balance eher auf diese Spielweise abgestimmt wurde. Segnet nur einer das Zeitliche, muss der zweite Spieler schließlich nur einen kurzen Countdown lang durchhalten und darf gleich wieder einsteigen, statt an den Anfang des Camps zurückgesetzt zu werden.
Technisch ist Asterix & Obelix XXL 3 trotz schlichter Kulisse kein Glanzstück: Auf Switch und Xbox One X mussten wir mit einem ständigen leichten Ruckeln leben. Auf Nintendos Konsole wirkt die gröber aufgelöste Kulisse zudem deutlich „krümeliger“, vor allem im Mobilbetrieb. Besitzer einer PlayStation 4 Pro kriegen dagegen nur manchmal Micro-Ruckler zu Gesicht.