Vorschau: The Sinking City (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



The Sinking City (Rollenspiel) von Bigben Interactive / Frogwares
Lovecraft in offener Welt
Entwickler:
Release:
28.06.2019
28.06.2019
19.02.2021
12.09.2019
28.06.2019
28.04.2021
Erhältlich: Digital (PSN, Xbox Store, Epic Games Store), Einzelhandel
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Es gab schon einige Spiele rund um den von H.P. Lovecraft (1890 - 1937) erdachten Mythos, kürzlich erst Call of Cthulhu von Cyanide, das bei uns "befriedigend" im Test abschnitt. Aber noch keines wagte sich in eine offene Welt. Die ukrainischen Entwickler von Frogwares, die u.a. Sherlock Holmes: The Devil's Daughter konzipiert haben, setzen auf eine Mischung aus detektivischen Ermittlungen und Action. Dabei sollen die Grenzen zwischen Realität und Alptraum immer weiter verschwimmen. Wir haben den Einstieg des Horror-Abenteuers für PC, PS4 und Xbox One gespielt.



Wer Visionen hat, soll nach Oakmont gehen...

Das erste Kapitel von The Sinking City beginnt auf einem Postschiff namens "Charon". Der gleichnamige griechische Fährmann brachte die Toten ja bekanntlich ins Reich der Unterwelt. In der Rolle des von Alpträumen geplagten Privatdetektivs Reed ist man zwar sehr lebendig in Schulterperspektive unterwegs, aber um das Ziel der Reise ranken sich unheilvolle Gerüchte: Oakmont ist auf keiner Karte verzeichnet, wurde überflutet und lockt seit einiger Zeit Leute mit Visionen an. Wieso, weshalb, warum?

Vor der Ankunft darf man sich ein wenig an Bord umsehen, nicht nur eine Pistole und eine Kamera, sondern auch

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Warum wird der Privatdetektiv Reed von Visionen und Alpträumen geplagt? Er sucht Antworten in Oakmont...
Schießpulver sowie andere Zutaten einsammeln, mit denen man später u.a. Patronen herstellt – ohne Crafting geht es scheinbar nicht mehr. Und auch Erfahrungspunkte werden gesammelt, so dass Reed irgendwann aufsteigen kann, um sich in den Bereichen Kampf, Körper oder Geist sowie den damit verknüpften Fähigkeiten zu verbessern. Wenn man sich umsieht, erkennt man umgehend Icons, die einen auf interaktive Objekte hinweisen. Etwas ungewöhnlich ist die Steuerung bei der Aufnahme: Vor einem Schrank muss man eine Taste gedrückt halten, damit er geöffnet und gleichzeitig geplündert wird. Hat man in einem Raum alles Wichtige gefunden, wird das übrigens angezeigt.

Affengesichter und Fischköppe

Das weiß man später zu schätzen, denn auch wenn The Sinking City als offene Welt konzipiert wurde, geht es neben der Action vor allem um investigative Ermittlungen an lokalen Schauplätzen. Die Erkundunf von Oakmont geht Reed mit Unterstützung von Johannes van der Berg an, der ihn am Hafen abholt und als einheimischer Berater fungiert. Er soll als eine geheimnisvolle archetypische Gestalt mit etwas zu offensichtlichen Bezügen zum "König in Gelb" aufgebaut werden. Das ist eine Kurzgeschichte von Robert W. Chambers aus dem Jahr 1895, die auch H.P. Lovecraft inspirierte. Wirklich überzeugend wirkte das noch nicht, aber vielleicht wird das ja in den kommenden Kapiteln interessanter.

Auf jeden Fall will Reed nicht nur die Stadt, sondern auch die Ursprünge seiner eigenen Visionen ergründen – dabei soll ihm ein Herr Throgmorton helfen. Auf dem Weg dorthin kann man die durchaus ansehnliche Kulisse auf sich wirken lassen, die bei

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In der überfluteten Stadt Oakmont geht es allerdings nicht mit rechten Dingen zu.
Dauerregen das verfallene Hafenviertel mit vielen Zeichen der Verwesung und des Verfalls zeigt. Schon nach wenigen Metern begegnet man nicht nur Fischkadavern, sondern einem durchgeknallten Kultisten, der am Kai betet. Spricht man ihn an, passiert nichts. Und wenige Minuten später kommen Affengesichter, Fischköppe sowie mutierte Monster hinzu, so genannte Wyldebiester...

Was ich mit diesem Vorgriff sagen will: Die Regie wirkt im Einstieg überhastet, teilweise plump. Obwohl man nach Oakmont reist, um ein Mysterium aufzuklären, wird selbiges nicht etwa behutsam aufgebaut, wie man es aus H. P. Lovecrafts Erzählungen kennt, wo sich Ahnungen und Anzeichen langsam verdichten. Hier geht es sehr schnell zur Sache, zumal man als Fremder auch sofort in Ermittlungen einbezogen wird.
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Kommentare

JunkieXXL schrieb am
Na ja, das einzige, was ich als gesichert gelten lassen würde, ist die Angst als kreatives Moment. Warum? Weil das in Interviews auch andere Horrorautoren, wie z.B. Fitzek oder King, als ihre Triebfeder genannt haben. Sie entdecken eine Angst vor etwas Bestimmten und dann setzen sie sich hin und schreiben sie auf. Sie externalisieren ihre Ängste über die Schriftstellerei und verarbeiten sie auf diese Art und Weise. Und Ängste kann man vor Klowns haben, vor Friedhöfen, vor dem Fliegen, aber eben auch vor Überfremdung. Und gerade die USA waren zu Lovecrafts Lebzeiten noch rasant wachsendes Siedlungsgebiet für Menschen aus aller Herren Länder.
Eine Überfremdungsangst ist zu einem gewissen Grad legitim und mag Lovecraft die Grenzen dieser Legitimität auch als politischer Mensch überschritten haben und in Rassismus und "Xenophobie" abgedriftet sein, so ist er doch bei seiner künstlerischen Verarbeitung dieser Ängste stets im Bereich des Sagbaren geblieben. Es wird dort kaum eine Äußerung getroffen, die jemand, egal welcher Ethnie er angehört, als Beleidigung auffassen kann, da alle Geschichten derart abstrakt und fantastisch verbrämt sind, dass sie kein politisches Statement hergeben.
Rassismus in z.B. Schatten über Innsmouth kann man nur hineininterpretieren, wenn man die psychoanalytische Schiene fährt, also etwa unterstellt, die Fischmenschen symbolisieren unterbewusst feindliche Mächte, die mit Ausländern gleichzusetzen sind. So würde man Angst vor Überfremdung als kreatives Moment in Rassismus als kreatives Moment umdeuten können. Aber das wäre eine sehr konstruierte Interpretation, die man mit selben Mitteln auch anzweifeln könnte, da den Fischmenschen von Lovecraft ja auch positive Eigenschaften zugesprochen werden, ewiges Leben etwa. So könnte man mit der selben psychoanalytischen Logik behaupten, die Fischmenschen seien den sterblichen Menschen überlegen und keine feindlichen Mächte, sondern die Heilsbringer, sobald sie sich mit den Menschen genetisch...
ugac schrieb am
Paulaner hat geschrieben: ?09.06.2019 17:07 Rassismus als kreatives Moment sozusagen. Darf man wahrscheinlich auch nicht zu laut sagen. Nicht, dass das noch zur Nachahmung ermuntert :Hüpf:
Srry, super spät von mir.
Exakt das wird von vielen Stimmen, die sich mit Lovecraft auseinandersetzen auch bestätigt.
Nochmal: ich bin selber großer lovecraft-Fan, ich finde halt man muss sich mit dem Thema irgendwie auseinandersetzen. Was man dann draus macht, ist ja jedem selber überlassen.
Wenn ich die Geschichten lese, blende ich das Ganze auch aus. Die Geschichten funktionieren ja eben auch ohne diese politische Komponente und ich möchte beim Lesen von Lovecraft´schen Geschichten auch einfach den Horror vor dem Unbekannten/Unfassbaren fühlen - nicht die Ängste eines Rassisten.
Wie gesagt, was man daraus macht bleibt jedem selbst überlassen. Man sollte sich einfach Dementsprechenden bewusst sein.
Herschfeldt schrieb am
Joah, bin gerade am Downloaden. Was mittlerweile Standard ist, das man parallel aspect ratio Patches oder Hex Editor Anleitungen suchen muss um die Games in Ultrawidescreen oder Superwidescreen ohne Black bars genießen zu dürfen. Warum werden diese Formate nicht mitentwickelt? Such a shame!
TheoFleury schrieb am
Bin mir Unsicher ob das OW Konzept doch nicht eher aufgezwungen bis unfertig wirkt. Auch wenn mir das Setting und die Atmosphäre samt investigativem Gameplay mit eingestreuten (Hoffentlich kurz gehaltenen) Actionpassagen zusagt, haben mich erste Previews doch etwas ernüchtert...Bin gespannt ob es schlussendlich überzeugen kann oder doch nur ne Ente ist...
Paulaner schrieb am
ugac hat geschrieben: ?08.06.2019 13:27
JunkieXXL hat geschrieben: ?07.06.2019 17:53 Ich finde die "tiefenpsychologische" Ausdeutung, dass Schatten über Innsmouth Rassismus wiederspiegele, nicht evident. Die ganze Geschichte speist ihren Horror aus der Unheimlichkeit dieser Kreaturen, die für mich Monster darstellen und keine Ausländer. Nun wird vielleicht einer sagen, genau das sei der Rassismus. Aber sorry, auf solche Küchenpsychologie lass ich mich nicht ein.
Es ist unstrittig, dass Lovecraft rassistisch war, allerdings sind mir in seinen Geschichten nie rassistische Tendenzen aufgefallen. Ich hab da nie Derartiges wahrgenommen, da ich immer sehr damit beschäftigt war, mir einzukacken.
Das hat nichts mit Küchenpsychologie zu tun.
Lovecraft selber hat zu "The Horror at Red Hook" geschrieben:
"The idea that black magic exists in secret today, or that hellish antique rites still exist in obscurity, is one that I have used and shall use again. When you see my new tale "The Horror at Red Hook", you will see what use I make of the idea in connexion with the gangs of young loafers & herds of evil-looking foreigners that one sees everywhere in New York."
Natürlich sind Lovecraft´s Geschichten in erster Linie Horrorgeschichten, die sich mit Dingen beschäftigen, die weit über den menschlichen Verstand gehen...Trotzdem sollte man eben nicht vergessen, dass der Mann nun mal ein Rassist/Xenophob war und das in seine Geschichten hat mit einfließen lassen.
Warum man das nicht vergessen sollte, ist mir nicht ganz klar. Ich kann seine Geschichten ja offenbar lesen, ohne dass mir da irgendwelche rassistischen Motive auffallen. Warum mir dann gerade Jemand außenstehendes sagen muss, dass er Rassist war und dass man das ja nicht vergessen dürfe, erschließt sich mir nicht. Es hat dann immer so einen Beigeschmack von "bitte hinterlasse doch noch schnell einen Kommentar, in dem du dich empörst und vom entsprechenden Autoren distanzierst". #neverforget.
Soll jetzt nicht heißen, dass...
schrieb am

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