Rennspiel
Entwickler: Playground Games
Publisher: Microsoft
Release:
26.10.2012
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Durchschnittswertung

88%Gesamt
88%

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Lesertest von Propellerhead

- "The Need for Burnout Unlimited... - in the DIRT."

Okay, auch auf die Gefahr hin, dass ich gleich zu Beginn schon preisgebe, dass ich mächtig mitgerissen bin von diesem Spiel - EA, Codemasters, Criterion, oder wie ihr auch heisst - Euch wird hier allen vorgeführt, was ihr seit Jahren versucht, aber nie in dieser Abgeschlossenheit und Reife hinbekommen habt. Forza Horizon versucht den Spagat zwischen Need For Speed (am meisten Most Wanted), Test Drive Unlimited, Burnout und ein wenig DIRT, und schafft es auf beeindruckende Weise. Ist es immer noch das subtile Forza, dass wir bisher kannten? Nö.

Aber auf wunderliche Weise erlaubt man dieser PS-Party diesen Stilbruch, denn es kommt so derart wuchtig, brachial und frech daher mit all den Zitaten, Ideen und Mechanismen aus anderen Titeln, kombiniert all das mit der Fahrbarkeit und Verve von Forza Motorsport, dass man einfach nur da sitzt und seinen Spass damit hat. Dabei ist es ein ganzes Stück mehr Arcade-Racer, während Kollisionen einen nur unwesentlich bremsen, und das Schadensmodell nur kosmetisch ist hat man das Fahrverhalten möglichst weit bei den Vorgängern entnommen und auf die Strassenkurse losgelassen, was auch gut funktioniert. Da man nun allerdings auf amerikanischen Strassen unterwegs ist, wird allerdings schnell deutlich, dass die Rennen sich hier mitunter etwas anders anfühlen, als die bekannten Rennkurse, die dagegen geradezu chirurgisch zu fahren sind, während man hier viel mehr mit rechwinklig abknickenden, schmaleren Strassen, Absätzen, kleineren Kuppen usw. zu kämpfen hat, und zudem Verkehr ebenso auf der Strasse ist. Dabei bremst einen Abkommen vom Asphalt nicht merklich, auch stellt es keine erhöhten Ansprüche an das Fahrkönnen, etwas das bei FM4 wesentlich subtiler dargestellt wurde und die Rückspulfunktion zu einem öfter genutzten Tool machte.

Die Rennkarriere ist straff und gut gestaffelt angelegt, der Einstieg gelingt, und schnell hat man die ersten Autos im Portfolio. Spätestens wenn man dann den HEMI Cuda das erste Mal mit Heckschwenk seine Smallblock-PS auf den Boden von Colorado bolzen lässt wird man sich bei einem fetten Grinsen ertappen. Wie immer klingen die Boliden so derart unverschämt gut und voluminös, dass man gerne noch eine oder mehrere Extrarunden dreht, bevor man das nächste Rennevent auf der Karte anvisiert.

Dabei sind die Rennen schnell erledigt, war man bei FM4 noch einige Minuten am schwitzen, ist es hier in 2-3 Minuten meist erledigt. Das macht aber ansich gar nichts, denn das Spiel will auch als Open World-Titel mit portionierten Challenges unterhalten. Man setzt sich davor, kann ein, zwei Rennen fahren, ein Auto freischalten, und man hat in kurzen Abschnitten wieder etwas neues "erspielt". Insofern ein sehr kurzweiliges Spieldesign, ebenso wenig bierernst, wie die Kollisionphysik halt auch.

Der schon vielfach gelobte Soundtrack ist auch in meinen Ohren sehr gelungen: was einem dort um die Horchlappen fliegt macht sofort Laune und trägt sehr zum Partyfeeling bei. Einzig die Abmischung ist etwas verbesserungswürdig, denn die Musik übertont im Default Setting den Motorsound deutlich, der selbst voll aufgedreht eher verhalten laut wirkt. Dies lässt sich allerdings durch Leiserregeln der Musik halbwegs beheben.

Etwas sarkastisch betrachtet könnte man unterm Strich fast meinen, dass man sich bei Turn10 bei einem Bier mal in den Kopf gesetzt hat es der Racer-Konkurrenz in allen Belangen mal zu zeigen, wie man deren Ansätze mit dem eigenen Renner umsetzen könnte, und dabei alles gleichzeitig erschlagen könnte. Denn nicht weniger macht Forza Horizon und nimmt sich gottseidank dabei nicht zu ernst, jedoch ernst genug, um den Spass eigentlich durchgehend zu erhalten, ohne dass man irgendwo die Nase rümpfen muss.

Wir halten fest: Forza Horizon ist KEIN Nachfolger zu Forza Motorsport 3 bzw. 4 - es bedient sich der exzellenten Fahrbarkeit und Fahrzeugumsetzung, lässt aber den akademischen Rennanspruch im Spind, zieht stattdessen die Partypants an, und lässt die Sau auf der öffentlichen Strasse raus - quasi die Wochenend-Variante. Es belässt Forza Motorsport seine Daseinsberechtigung und erschafft sich eine ganz eigene und scheint geradezu spielend die Konkurrenz der Party- und Action-Renner in die Tasche zu stecken, geradezu ein wenig augenzwinkernd, was es gerade so sympathisch macht.

Ach ja: Wer Forza 4 auf seiner Xbox installiert hat, bekommt ein Dankeschön-Paket mit ein paar Autos - immerhin ein kleiner Ausgleich für den etwas kleineren aber nicht direkt über Import vergrößerbaren Fuhrpark. Und gönnt Euch ein Lenkrad, möglichst mit Pedalen - das Fahrverhalten der Autos kommt erst damit zur Geltung.
Pro
  • die Kernqualitäten von Forza sind enthalten
  • grandiose Musikauswahl
  • nahtlose Open World-Umgebung
  • gewohnt hochwertige Fahrzeugmodelle mit Liebe zum Detail und Fahrverhalten
  • auf lange Zeit motivierend
  • kurzweilig dank schneller Zugänglichkeit und Abwechslungsreichtum der Challenges
  • erstmals Tag-/Nachtwechsel
  • gute Fahrzeugauswahl
  • Party-Thema macht Laune
Kontra
  • Audio-Abmischung etwas zu sehr musiklastig: wer den Motor hören will, muss deutlich nachregeln
  • nicht veränderbare Kollisionsphysik
  • Schäden nur oberflächlich und nicht auf das Fahrverhalten auswirkend
  • Fahrverhalten etwas entschärft
  • kein Wetterwechsel
 

Forza Horizon

Forza Horizon
Propellerhead
Propellerhead 31.10.2012 360 
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