Chaosklingen raus, es darf geschnetzelt werden!
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Mit God of War ist es immer so eine Sache: Alle Teile der Reihe haben ein sehr überschaubares Ausmaß (knapp 8-10 Stunden) und alle überbieten sich in grafischer und designtechnischer Finesse. Dazu packe man ein schnelles, actionbeladenes Kampfsystem und schon hat man das Rezept für die wahrscheinlich beste hack-and-slash Reihe, die jemals das Licht der Welt erblickt hat. Das war vor Allem in GoW III sehr deutlich, dass zwar sehr starke Defiziete in Sachen Ethik und pädagogischem Verhalten aufweist, dafür in punto epischer Bandbreite Seinesgleichen sucht.
Aber wie sieht es beim Prequel Ascension aus?

Zumindest bei der Grafik wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Es gibt zwar einzelne etwas matschige Texturen, jedoch sind diese so selten, dass man fast immer auf Ladezeiten schließt und dann schockiert ist, wenn sie dann doch undeutlich und zermatscht bleiben. Großes Lob auch an das Designteam: Besonders die zweite Hälfte des Titels ist geradezu atemberaubend schön von Kulisse und Umgebung.

Die Story ist in Ascension vorhanden, wirkt aber selbst für eingefleischte Kratosliebhaber etwas erzwungen. Gerade nachdem man in III Olympus selbst über die Planke geschickt hat, ist der Ansatz der Furien zwar erstaunlich clever, jedoch fast "banal" und "langweilig". Das ändert sich später zum Glück und nachdem man sich erstmal daran gewöhnt hat, dass die Götter zu diesem Zeitpunkt der Geschichte noch leben, geben die drei Schwestern doch noch passable Antagonisten ab. Leider wurde die Erzählung durch eine "xxx Monate zuvor" Rück- und Vorblende á la Christopher Nolan ersetzt, die hier immer etwas unstimmig wirkt.

Das Kampfsystem ist möglicherweise der Punkt, an dem sich alle Geister scheiden mögen. Im Grunde wurden alle Zusatzwaffen gestrichen und durch Elementbuffs für die Chaosklingen ersetzt. Positiv daran ist für Spieler wie mich, die eh immer bei den Klingen bleiben, dass die Variationen deutlich bessere Kombos zulassen und das einzigartige Kettenkampfsystem der Reihe nochmal so richtig ausreizen. Leute, die nach dem dritten Teil die Fäustlinge des Herkules ins Herz geschlossen haben, werden schwer enttäuscht sein, dass der Nahkampf gestrichen wurde und es ein ewiger halb Nah-halb-Fernkampf bleibt - Chaosklingen eben (ich zähle die ständig sammelbaren Zusatzwaffen wie Keulen nicht, da diese lediglich als Kombofinisher dienen und niemals fester Bestandteil des Arsenals sind).

Die Musik in Ascension hat mich überrascht - und zwar positiv. Ich mochte die Sountracks bisher auch, jedoch gibt es einzelne Stücke, die wirklich hervorstechen und Remixe von bekannten Titeln (wie das Gow-Kampfthema), die wirklich wirklich bombastisch gut geworden sind. Musik unterstützt hier das Geschehen profesionell und immer passend.

Der Multiplayer ist - wie sich das fast jeder gedacht hat - die Möglichkeit für die Macher DLCs an den Mann zu bringen, ohne sich über Kritik darüber rechtfertigen zu müssen man habe Content aus dem Spiel geschnitten und es sei desshalb so "kurz" geworden. Der Multiplayer an sich ist wirklich solide und auch vielfältig, jedoch fesselt er nicht so lange, wie man das vielleicht denken könnte. Im Endeffekt wäre es für das Spiel besser gewesen, man hätte die Zeit, die in den MP gewandert ist, stattdessen in den SP gesteckt ... aber mal ehrlich, ist das nicht bei jedem Spiel so, dass eine SP Kampagne enthält und traditionell nicht als MP Spiel ausgelegt ist?!

Fazit:
Gow Ascension ist deutlich besser, als manche Reviews glauben machen wollen. Viele Kritiker lassen sich davon beirren, dass das Ausmaß der Handlung des Vorgängers zu episch war und vernachlässigen daraufhin gerne viele der positiven Aspekte dieses Prequels. Im Nachhinein gibt es genausoviele nicht minder beeindruckende Bosse, als im Vorgänger. Was III Ascension im Endeffekt vorraus haben mag ist ein noch besseres Design (man erinnere sich an Poseidons Wassergäule oder der Kampf gegen Chronos) und etwas mehr Liebe in Sachen Feinarbeit (weniger Bugs und Fehler). Deswegen ist Ascension aber noch lange kein schlechtes Hack-and-slash. Im Gegenteil: Es ist seinen Kauf auf jeden Fall wert. Hoffen wir jedoch, dass Santa Monica der Reihe nun endlich ihren Frieden lässt und Kratos durch diesen Ableger seinen würdevollen Abschluss beschert hat.