von Julian Dasgupta,

38 Studios: Bundesstaat erhebt Vorwürfe

Die Pleite von 38 Studios (siehe hier, hier und hier) könnte ein Nachspiel haben für einige der Beteiligten: Rhode Island hat gestern offiziell Beschwerde eingereicht und bereitet damit wohl eine größere Klage vor.

Über seinen Ausschuss für Wirtschaftsentwicklung (EDC Board) hatte der Bundesstaat unter seinem früheren Gouverneur den Hersteller vor zwei Jahren mit einer Kreditbürgschaft in Höhe von 75 Mio. Dollar aus Massachusetts weggelockt. Im Mai war das Studio, welches seit knapp sechs Jahren an einem mit dem Codenamen Project Copernicus versehenen MMO-Titel gearbeitet hatte, pleitegegangen.

Nachdem die Involvenzverwalter sich einige Monate mit den Überresten des Unternehmens auseinandersetzen durfte, erhebt die Politik in einem 97 Seiten langen Dokument (PDF) schwere Vorwürfe gegen die Führung des Studios und die involvierten Berater. Diese hätten das EDC Board getäuscht, bewusst falsche Angaben gemacht und Informationen zurückgehalten. So hätten die 75 Mio. Dollar schon laut früherer interner Schätzungen des Studios keinesfalls ausgereicht, um den Umzug zu finanzieren und das MMORPG fertigzustellen, selbst wenn sich die optimistischsten Annahmen bewahrheitet hätten. Unabhängige Gutachter habe es nicht wirklich gegeben. Im Falle der Berater von der Investmentbank Wells Fargo sei einer Zahlung des Studios in Höhe von über 472.000 Dollar verschleiert worden.

Auch Mitglieder des EDC Board hätten eifrig dabei geholfen, die Finanzierung über die Bühne zu bringen und zweifelnde Stimmen auszublenden. So hatte sich ein Analyst darüber beschwert, dass ihm bei einem Kleinkredit von 10.000 Dollar in der Regel mehr Informationen zur Verfügung stünden als bei einer Bürgschaft in dieser Größenordnung. Nach einer weiteren Bewertung monierte er u.a., dass das Studio selbst in seinem Worst-Case-Szenario noch davon ausgegangen sei, dass man alle zwei Jahre ein kommerziell erfolgreiches Rollenspiel über Big Huge Games abliefern würde. In dem Bericht hieß es u.a.

"Is this realistic? Big Huge Games had their last release (that I can find) in 2006, at least two games have been cancelled since then. The plan does not include anything addressing cancelled games and the associated expenses nor any possibility of delays or that a game is not successful. The plan shows each game being more successful than its predecessor. No one bats 1000, especially not in this industry. Without the RPG release every two years, the cash flowdoes not work to support the debt. The more I look at this, the less comfortable I become with the credit."

Es sei in jener Branche schon nicht sehr einfach, einen einzigen Hit zu landen. Der Finanzierungsplan funktioniere aber nur, wenn es mehrere Hits in Folge gäbe. Eine Bürgschaft von 75 Mio. Dollar für eine einzige Firma würde er angesichts der Anfälligkeit und Risiken nicht unterstützen können.

Der Deputy Director des EDC Board schloss jenen Analysten allerdings von weiteren Evaluationen aus. Kritische Anmerkungen aus anderen Richtungen seien ebenfalls ignoriert oder abgeschmettert worden.

Die Klage sei nur ein erster Schritt, mit dem die involvierten Mitglieder des EDC Board, die Berater und die Führungsebene von 38 Studios - darunter Curt Schilling, Jennifer MacLean und Richard Wester - per richterlichem Beschluss grundsätzlich für haftbar erklärt werden sollen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.



Kommentare

monotony schrieb am
Erstarrung hat geschrieben:
Tony hat geschrieben:nein, die klage ist eine reine schuldzuweisung an die 38 Studios. und das, obwohl das EDC Board selbst jene analysten nach einer negativen evaluierung des kredits ignorierte.
es ist also tatsächlich so, dass man das studio erst nach rhode island gelockt hat, kritiker des kredits nicht wahrnahm und jetzt, als der schuss nach hinten losging, die 38 Studios für alles haftbar machen will.
Nein, so ist es überhaupt nicht. Vielleicht solltest auch Du Dir den Artikel mal durchlesen, bevor Du sowas schreibst? Vor allem jener Teil, wem die Klage gilt, wäre zur Vermeidung solcher Aussagen schon hilfreich. Ich zitiere mal:
4P|BOT2 hat geschrieben:Die Klage sei nur ein erster Schritt, mit dem die involvierten Mitglieder des EDC Board, die Berater und die Führungsebene von 38 Studios (...) per richterlichem Beschluss grundsätzlich für haftbar erklärt werden sollen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.
(Hervorhebung im Zitat durch mich.)
Es ist also laut News so, dass nicht nur die Führungsebene der 38 Studios, die sowohl bewusst falsche Angaben gemacht hat und nominell unabhängigen Beratern des EDC Boards der Bank Wells Fargo verschleierte Zahlungen hat zukommen lassen, sondern eben auch jene Berater der Bank, die sich ja dann haben bestechen lassen, und auch jene Mitglieder des EDC Boards, die kritische Stimmen vorsätzlich von der weiteren Teilnahme am Verfahren ausgeschlossen haben, haftbar gemacht werden sollen. Also genau so, wie es sich gehört.
In Zukunft also vielleicht mal die News durchlesen, bevor Du das Gegenteil von dem behauptest, was in der News drinsteht...
weder habe ich tatsächlich "das gegenteil" behauptet, noch habe ich den artikel nicht durchgelesen. also pack mal dein gemächt zurück in die hose.
ich habe einen satz falsch gelesen. denn ich nahm an, dass mit den involvierten mitgliedern des ausschusses die kläger gemeint waren. das kommt vor, kein grund sich anzuzicken.
Erstarrung schrieb am
Tony hat geschrieben:nein, die klage ist eine reine schuldzuweisung an die 38 Studios. und das, obwohl das EDC Board selbst jene analysten nach einer negativen evaluierung des kredits ignorierte.
es ist also tatsächlich so, dass man das studio erst nach rhode island gelockt hat, kritiker des kredits nicht wahrnahm und jetzt, als der schuss nach hinten losging, die 38 Studios für alles haftbar machen will.
Nein, so ist es überhaupt nicht. Vielleicht solltest auch Du Dir den Artikel mal durchlesen, bevor Du sowas schreibst? Vor allem jener Teil, wem die Klage gilt, wäre zur Vermeidung solcher Aussagen schon hilfreich. Ich zitiere mal:
4P|BOT2 hat geschrieben:Die Klage sei nur ein erster Schritt, mit dem die involvierten Mitglieder des EDC Board, die Berater und die Führungsebene von 38 Studios (...) per richterlichem Beschluss grundsätzlich für haftbar erklärt werden sollen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.
(Hervorhebung im Zitat durch mich.)
Es ist also laut News so, dass nicht nur die Führungsebene der 38 Studios, die sowohl bewusst falsche Angaben gemacht hat und nominell unabhängigen Beratern des EDC Boards der Bank Wells Fargo verschleierte Zahlungen hat zukommen lassen, sondern eben auch jene Berater der Bank, die sich ja dann haben bestechen lassen, und auch jene Mitglieder des EDC Boards, die kritische Stimmen vorsätzlich von der weiteren Teilnahme am Verfahren ausgeschlossen haben, haftbar gemacht werden sollen. Also genau so, wie es sich gehört.
In Zukunft also vielleicht mal die News durchlesen, bevor Du das Gegenteil von dem behauptest, was in der News drinsteht...
monotony schrieb am
Raiven hat geschrieben:@ culgan ...
... hast du den artikel überhaupt zur gänze durchgelesen ?
schließlich wird genau das im weiteren dargelegt, dass eben jene leute, die sich gegen den kredit ausgesprochen hätten, schlichtweg ignoriert oder mundtot gemacht wurden - darauf basiert nun die klage jener leute.
nein, die klage ist eine reine schuldzuweisung an die 38 Studios. und das, obwohl das EDC Board selbst jene analysten nach einer negativen evaluierung des kredits ignorierte.
es ist also tatsächlich so, dass man das studio erst nach rhode island gelockt hat, kritiker des kredits nicht wahrnahm und jetzt, als der schuss nach hinten losging, die 38 Studios für alles haftbar machen will.
Raiven schrieb am
@ culgan ...
... hast du den artikel überhaupt zur gänze durchgelesen ?
schließlich wird genau das im weiteren dargelegt, dass eben jene leute, die sich gegen den kredit ausgesprochen hätten, schlichtweg ignoriert oder mundtot gemacht wurden - darauf basiert nun die klage jener leute.
Culgan schrieb am
Solche Deppen, erstmal Geld in den Rachen werfen und dann Verklagen wenn es nicht läuft. Wie wäre es wenn man sich vorher mal über den Stand und die Finanzierung eines Unternehmens informiert, bevor man die mit 75 Mio. lockt.
schrieb am