Zweiter Akt: Die Wüste
Während der erste Akt in düsteren Wäldern auf einer Insel spielt, führt der zweite Akt in die Vastiri-Wüste. Der dortige Ausgangspunkt ist eine "Karawanen-Stadt", die durch die sandigen Weiten zieht und eine andere Karawane jagt. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt alles nicht nur größer und aufwändiger, nein, man wird je nach Quest-Fortschritt in der Story selbst bestimmen können, welchen Zielort die Karawane als nächstes ansteuern soll. Man wird somit selbst entscheiden können, wo die Monsterjagd in den zufallsgenerierten Levels weitergehen wird - eine nahtlose offene Welt wird das Spiel allerdings nicht bieten.
Pro Gebiet wird es übrigens einen Miniboss geben, der mit eigenen Fähigkeiten und Angriffsmustern wesentlich längere Kämpfe bieten soll. Darüber hinaus soll es in den Akten mehr optionale Aufgaben geben, die stellenweise mit aufwändigen Bosskämpfen enden werden.
Zwei Spiele teilen sich ein Endgame
Schließt man die sieben Akte und damit die Story ab, wird man im "geteilten Endgame im Atlas" landen, und zwar gemeinsam mit den Spielern von Path of Exile 1. Im Prinzip kann man es sich so vorstellen, dass man im Spiel-Client selbst die Wahl hat, ob man den ersten oder den zweiten Teil spielen möchte. Am Ende führen dann beide Wege zum Atlas. Die neuseeländischen Entwickler setzen auf dieses System, um die etablierte Spieler-Community nicht durch einen Nachfolger zu spalten und die zahlreichen Inhalte, die in den letzten Jahren durch die Ligen und die saisonalen Updates hinzugefügt wurden, nicht aufzugeben. Alle alten Charaktere werden weiterhin im zweiten Teil spielbar sein und auch alle Mikrotransaktionskäufe aus Path of Exile werden in die Fortsetzung übernommen.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten ist Path of Exile 2 ein waschechter zweiter Teil mit eindeutigen Grafik-Verbesserungen, wesentlich mehr Physik-Elementen und neuen Verbannten auf Basis der bekannten Klassen-Archetypen, die zu 19 neuen Aszendenzklassen führen werden - von neuen Monstern, Gegenständen und interaktiveren Umgebungen ganz zu Schweigen. Laut Chef-Entwickler Chris Wilson soll vor allem die Gestaltung der neuen Akte viel besser als beim Vorgänger sein. Seit 2013 wollen sie viel über Bosskämpfe, Weltgestaltung und die Story-Präsentation gelernt haben. All die gemachten Erfahrungen sollen die Kampagne von Path of Exile 2 zu einem wesentlich besseren und viel ausgefeilterem Erlebnis machen, weswegen diese Kampagne der ideale Einstiegsmoment für neue Spieler sein soll.
Neuerungen bei Fertigkeiten und Gemmen
Komplett überarbeitet wird die Funktionsweise des Fertigkeitensystems, das aber keinesfalls an Tiefgang und Vielfalt einbüßen soll. Zur Erinnerung: Im ersten Teil gibt es Fertigkeitengemmen und Unterstützungsgemmen. Fertigkeitengemmen geben dem Charakter aktive Fähigkeiten, die in Sockel auf Gegenständen eingesetzt werden müssen. Unterstützungsgemmen können die Effekte des aktiven Skills modifizieren, sofern ihre Sockel miteinander verbunden sind. Im zweiten Teil wird dieses System aufgebrochen. Die auffälligste Änderung ist, dass die Gemmen nicht mehr direkt in Gegenstände "eingefasst" werden. Vielmehr haben die Fertigkeitengemmen selbst Fassungen für die Unterstützungsgemmen - und werden alle übersichtlich in einem Fenster zusammengefasst.
Das "alte System" führte dazu, dass sich viele Spieler nur auf einen Hauptangriff konzentrierten, da man einen Charakter mit maximal zwei Gegenständen mit sechs Verbindungen ausrüsten konnte. Das neue System soll dafür sorgen, dass man mehrere mächtige Hauptangriffe zusammenstellen und dadurch flexibler agieren kann. Außerdem ist der Wechsel der Gegenstände leichter, da man nicht mehr umständlich mit den Gemmen hantieren muss - was vor allem die Phase bis zum Endgame beschleunigt. Die Farben der Fassungen werden aber weiterhin von dem Gegenstand bestimmt, aber es wird möglich sein, die Farben der Fassungen auf Gegenständen bei Bedarf abzustimmen. Diese und andere Veränderungen der zentralen Spielmechaniken werden im Zuge der Veröffentlichung von Path of Exile 2 logischerweise an Path of Exile vorgenommen.
Kämpfe und neues Spielzeug
Auch die Kämpfe sollen sich brutaler, reaktionsschneller und eindringlicher anfühlen, vor allem dank aufwändigerer Animationen und mehr Interaktionen mit der Umgebung - wenn z.B. abgeschossene Pfeile an Umgebungsobjekten abprallen.
Jeder Waffentyp soll einzigartig sein und eigene Mechaniken umfassen. Zu den neuen Waffenklassen gehören Speere, die sowohl Nah- als auch Fernkampfangriffe ermöglichen. Außerdem verfügt jeder Speer über mindestens eine Mobilitätsfertigkeit, die mehr Dynamik in die Kämpfe bringen soll, wie z.B. "Engage" und "Disengage". Mit dem Speer kann man Gegner aufspießen und zum Bluten bringen oder Sandstürme mit wirbelnden Attacken erzeugen, die größer werden, je häufiger man attackiert. Auch Blitzwellen oder Feuerschneisen können mit entsprechenden Fähigkeitsgemmen entfesselt werden - mit denen man fast unaufhaltsam durch die Gegnerscharen pflügt.
Neu sind ebenfalls Armbrüste, die implizit Angriffsfähigkeiten gewähren. Eine Armbrust kann z.B. über den Skill "Power Shot" verfügen, ein Angriff, der viel Schaden bei einem Ziel in Schussrichtung anrichtet. Um zu verändern, was der "Power Shot" macht, müssen "Bolt-Fähigkeitensgemmen" angelegt werden, um die Art der Bolzen zu verändern, die geladen werden. Mit entsprechenden Gemmen können Permafrost-Bolzen zur Verlangsamung der Gegner oder "panzerbrechende Bolzen" verschossen werden. Andere Armbrüste, die z.B. die Fähigkeit "Siege Cascade" haben, verhalten sich mit hochschießenden Schüssen im Kampf ganz anders und können ebenfalls mit den Bolzen modifiziert werden. Die Anpassbarkeit und die Modifikation von Fertigkeiten spielt bei Path of Exile 2 weiterhin eine entscheidende Rolle. Übrigens: Spieler von Path of Exile 1 werden erst im Endgame-Atlas auf die neuen Waffentypen stoßen.
Für PC und Next-Gen-Konsolen
Der Betatest von Path of Exile 2 wird frühestens im Laufe des Jahres 2022 für PC und Konsolen starten, wobei die Entwickler momentan davon ausgehen, dass der zweite Teil aufgrund der höheren Hardware-Anforderungen nur auf PlayStation 5 und Xbox Series X/S laufen wird. Das erste Spiel wird weiter auf PS4 und Xbox One funktionieren und soll auch nach dem Launch von Path of Exile 2 weiter mit Endgame-Inhalten und Erweiterungen ergänzt werden - aber sehr wahrscheinlich mit deutlich reduzierten Grafikdetails. Generell will Grinding Gear Games also das gemeinsame Endgame ausbauen und kreative Ideen mit saisonalen Ligen umsetzen, die danach idealerweise ins Hauptspiel übernommen werden. Ob Cross-Play unterstützt wird, ist noch unklar. Abseits der Standard-Steuerung wird man Path of Exile 2 auf dem PC auch mit einem Controller steuern können und auf Konsolen sollen Maus und Tastatur unterstützt werden.
Übrigens: Für Path of Exile wird die Chaos-Erweiterung "Ultimatum" am 16. April auf PC und am 21. April auf Konsolen erscheinen. Neben der Ultimatum-Liga und chaotischen Herausforderungen (um bessere Belohnungen) werden zahlreiche "alte Systeme" und Gegenstände überarbeitet. Der erste Teil soll jedenfalls bis zum Release von Path of Exile 2 weiterhin mit neuen Ligen und Updates versorgt werden.
Letztendlich warten wir gespannt auf die weiteren Neuerungen von Path of Exile 2 und wie sie sich auf das Spielgefühl auswirken werden. Und obwohl sich Kampfwucht, Pacing und Herausforderung/Schwierigkeit noch nicht so richtig einschätzen lassen, lauert ein überaus mächtiger und ernstzunehmender Konkurrent auf Diablo 4 ...