von Jan Wöbbeking,

Studie: Rollenspiele senken das Urteilsvermögen und führen zu "roboterhaftem Verhalten"

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Beeinträchtigt der Konsum von Rollenspielen das Urteilsvermögen in der realen Welt? Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Universität Witten/Herdecke, geleitet von Prof. Ulrich Weger: Eine Meldung auf der offiziellen Website des Departments für Psychologie und Psychotherapie resümiert, dass bei Spielern des Genres die „Grenze zwischen menschlicher und maschinenhafter Realität" verschwimme. Rollenspiele am PC oder auf Spielkonsolen, bei denen sich die Konsumenten in die Fußstapfen eines virtuellen, oftmals roboterartigen Wesens begäben, führen demnach zu "erhöhtem roboterhaften Verhalten" in der wirklichen Welt.

Ein Auszug aus der Studie:
Participants in the gaming condition were more likely to indicate that they felt they were looking through the eyes of the character in the game; that they felt they were participating in a virtual landscape; and that they “felt the actions of the character in the game were representing me.

Anlass für diese Deutung ist ein Test, bei dem die Probanden einschätzen sollten, wie gut einige Personen zu bestimmten Berufen passen. Die erste Gruppe von Teilnehmern hätte sich nach einer Spiel-Session viel leichter von unlogischen Vorschlägen des Computers beeinflussen lassen, wobei der Name des Spiels in der ganzen Studie nicht einmal erwähnt wird (was nicht unerheblich sein kann). Andere Probanden, die lediglich beim Rollenspielen zugeschaut hätten, hätten die Berufe im Test deutlich logischer zugeordnet - selbst wenn der Computer sie mit unpassenden Vorschlägen aufs Glatteis führen wollte. Die Ergebnisse der Studie wurden im Netz und in der Fachzeitschrift Psychonomic Bulletin & Review veröffentlicht - hier ein zusammenfassender Auszug von der offiziellen Website:

"In den Versuchen zur Studie zeigte sich, dass Personen, die eine Weile ein virtuelles Rollenspiel spielten, anschließend eher geneigt waren, dem Urteil von Computern bei einer sozialen Einschätzungsaufgabe zu folgen, auch wenn dieses objektiv falsch war.

Für die Studie spielten Versuchspersonen ein virtuelles Rollenspiel. Probanden in der Vergleichsgruppe schauten den Spielern dagegen einfach nur über die Schulter. Anschließend mussten alle Versuchspersonen entscheiden, wie geeignet bestimmte Kandidaten für eine bestimmte Berufstätigkeit wären. Dazu wurden zwei Kandidaten kurz beschrieben, einer von beiden war dabei der nach beschriebener Motivation und Fähigkeit jeweils besser geeignete. Bevor die Versuchsteilnehmer ihre Meinung abgaben, beurteilten zwei virtuelle Assistenten die Kandidaten. In manchen Fällen waren diese Urteile – gemessen an einem Eignungswert – richtig, in anderen Fällen waren diese Urteile falsch.

„Von besonderem Interesse waren für die Studie die Fälle, in denen die virtuellen Assistenten falsche Urteile abgaben“, erläutert Prof. Weger. „In diesen Fällen zeigte sich, dass Personen, die vorab ein virtuelles Rollenspiel selbst gespielt hatten, eher geneigt waren, sozusagen blind den Einschätzungen der virtuellen Assistenten zu folgen – sie gaben dann auch ihrerseits gehäuft das falsche Urteil ab.“ Aus psychologischer Sicht sei es wenig verwunderlich, dass das Eintauchen in ein roboterhaftes Wesen auch in der realen Welt zu entsprechenden Veränderungen im menschlichen Urteils- und Erlebensvermögen führe, so Weger weiter."




Eine frühere Studie
habe bereits einen Zusammenhang zwischen Computer-Rollenspielen und einer verminderten Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Informationen aufgezeigt – verdeutlicht an der Schmerzwahrnehmung der Spieler und bei anderen Menschen. Daher beendet Prof. Weger die Pressemitteilung auch mit folgenden mahnenden Worten:

„Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Vor dem Hintergrund dieser Studien sollten wir uns fragen, was solche Spiele mit uns machen und wie wir damit umgehen wollen. Auch die längerfristigen Wirkungen sind völlig unbekannt. Wenn wir abwarten, bis wir völlige Sicherheit über solche langfristigen Wirkungen haben, ist es für geeignete Gegenmaßnahmen sicher zu spät.“




Quelle: Universität Witten/Herdecke

Kommentare

Sir Richfield schrieb am
Pff, seit Jahrtausenden sollte bewiesen sein, dass die Einnahme von Sauerstoff in der Luft langfristig zum Tode führt.
Hat auch keine Konsequenzen nach sich gezogen.
(Ich nehme mich da nicht mal raus, ich atme halt gerne, mein Körper gehört mir und solange sich andere nicht ausreichend genug gestört fühlen, mich dafür vor Gericht zu zerren, können die mich mal!)
A_BC schrieb am
"Haben die nicht schon vor dreißig Jahren rausgefunden, Fernsehkucken macht dumm? Und jetzt endlich der Durchbruch, hey, Videospiele auch?" - Ja, und hier ist der Beweis! :lol: :lol: :lol:
Armin schrieb am
Also das Problem bei den Zockern in der Studie war, dass sie den Ratschlaegen des Computers zu blind gefolgt ist, bei der Berufsanwaerterbeurteilung? Dann war das wahrscheinlich eines dieser Haendchenhalterollenspiele, bei denen man staendig mit Pfeil und Geblinke irgendwo hingeschickt wird, ohne eigene Gedanken oder eigene Plaene.
SpookyNooky schrieb am
nexttothemoon hat geschrieben:
SpookyNooky hat geschrieben:
nexttothemoon hat geschrieben:Wer sich heute alles so "Professor" schimpfen darf. Der Titel degeneriert mehr und mehr zum Schimpfwort, Gender sei dank. Seit Gender nehme ich den ganzen Hochschulbetrieb nicht mehr ernst. Was ist nur aus den Naturwissenschaften geworden ...
*Luft durch Zähne zieh*
Und wo bist du in der wissenschaftlichen Laufbahn angesiedelt, um das bewerten zu können?
Ich bin in der Produktion, Steuerklasse eins. Ich arbeite für die freie Wirtschaft und nicht für den Staat. Ich bezahl Euch diesen ganzen Müll und Eure sinnlosen Studien, die Ihr Euch sonstwohin hängen könnt. Aber ich erwarte kein Danke.
Dazu sei gesagt:
Solltest du oder irgendwer deiner Liebsten irgendwann an Krebs erkranken: Die Medikamente, die euch zwei, drei Jahre länger leben lassen, fallen nicht vom Himmel, sondern werden durch Forschung entwickelt. Diese funktioniert durch eben diese Studien, für die ich und viele andere Tag und Nacht im Labor stehen.
Aber ich erwarte kein Danke.
Nucleosulfit schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
sarnokh hat geschrieben:Beweist mir ein weiteres Mal, dass Psychologie eine Religion ist, keine Wissenschaft.
Schliesse bitte nicht von inkompetenten, unfähigen Wissenschaftlern auf deren Kollegen, die sich angesichts solcher "Papiere" nur noch fremdschämend im Erdloch verkriechen können. Oder auf das gesamte Forschungsgebiet. Psychologie ist faszinierend und Psychologie ist toll.
Ich hätte das fast studiert :)
Doch leider gibt es dort überdurchschnittlich viel Vollversager, die keinen blassen Schimmer von wissenschaftlichem Arbeiten haben, weil sie der irrigen Meinung sind als Psychologe brauche man das nicht.
Ich finde es ja dann eher erschreckend dass solchen Leuten dann leider eine viel zu große Beachtung geschenkt wird und ein beachtlicher Teil von Leuten diese "Studien" dann immer wieder wie ein unfehlbares Dogma anführen und herbeiziehen.
Titel und Professionen machen noch lange keine Experten :>
schrieb am