von Michael Krosta,

Spielkultur: Liegt die Spieleindustrie falsch bezüglich Spielern, Alter und der Geschlechterfrage?

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Eine gemeinsame und repräsentative Studie von Rosalind Wiseman und Ashly Burch soll belegen, dass die Spieleindustrie offenbar falsche Vorstellungen davon hat, was junger Spieler und Spielerinnen bevorzugen und wie sie der Geschlechterfrage der Protagonisten gegenüberstehen. Schaut man sich die Ergebnisse an, antworten die 1.583 befragten Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 18 Jahren anders als vielleicht vermutet - vor allem, was die Meinungen männlicher Spieler über weibliche Protagonisten angeht.

Tatsächlich ist es eher so, dass weibliche Spieler dem Geschlecht der Hauptfigur eine höhere Bedeutung beimessen. So ziehen es 60 Prozent der befragten Mädchen im Highschool-Alter vor, einen weiblichen Charakter zu steuern. Bei den Jungen im gleichen Alter waren es dagegen nur 39 Prozent wichtig, einen männlichen Hauptdarsteller zu haben. Gerade diesen Unterschied von 21 Prozent nehmen Wiseman und Burch als Anlass, die Industrie zum Umdenken zu bewegen, die ihrer Meinung nach immer noch zu stark auf männliche Helden setzt, weil sie (fälschlicherweise) davon ausgeht, dass genau dies von der Mehrheit der Spieler so gewollt ist.

Auf die Frage, ob Spieler den Kauf bzw. das Zocken eines Spiels vom Geschlecht des Hauptdarstellers abhängig machen, zeichnete sich ein ähnlicher Trend ab: 28 Prozenz der weiblichen Spieler antworteten mit ja, doch bei den Jungen waren es nur 20 Prozent.

Burch und Wiseman ziehen laut Kotaku daraus folgende Schlüsse für die Hersteller: Ignoriert man den Wunsch weiblicher Spieler nach einem weiblichen Helden, ignoriert man die Möglichkeit, den Bedarf zu decken. Setzt man dagegen weiter wie bisher auf männliche Helden, erhöht man dadurch nicht die Verkäufe bei männlichen Kunden. Stattdessen lässt man potenzielle Verkäufe bei weiblichen Käufern liegen.

"Es gibt einen höheren Prozentsatz an Highschool-Jungen, denen es egal ist, als Highschool-Jungen, die lieber als ein Mann spielen wollen", so Burch. "Aber wenn man Mädchen fragt, passiert genau das Gegenteil."

Und es gab weitere interessante Ergebnisse: Laut der Studie identifizieren sich 65 Prozent der befragten Jungen als Spieler, während sich 65 Prozent der befragten Mädchen nicht als "Gamer" identifizieren können oder wollen, obwohl sie einen ähnlich hohen Wissenstand über Spiele besaßen wie ihre männlichen Mitschüler.

Letztere zeigen sich darüber hinaus sehr aufgeschlossen, was weibliche Helden angeht: Nur 19 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus, in Zukunft mehr weibliche Protagonisten in Spielen sehen zu wollen. Als Aufruf an die Spieleindustrie, den Wünschen der jungen Spieler mehr nachzukommen und weiblichen Charakteren einen höheren Stellenwert einzuräumen, zieht Burch Parallelen zur Comic- und Filmwelt, die dem Verlangen bereits beide nachkommen.

"Ihr kennt alle die Eiskönigin - Völlig Unverfroren, oder?", so Burch im Rahmen ihres GDC-Vortrags. "Also lasst uns über die Eiskönigin sprechen... Warum mögen kleine Mädchen Elsa? Weil sie Eis mit ihren Händen machen kann. Wie cool ist das denn? Mädchen haben keine Superhelden, zu denen sie aufschauen können. Deshalb kommt Elsa so gut bei ihnen an. Und schaut man sich jetzt die Marvel-Titel an, die rauskommen: Da ist Captain Marvel, bei denen sie mehr von Black Widow einbauen, dann gibt es den weiblichen Thor...Squirrel Girl. Es kommen immer mehr Titel mit weiblichen Hauptdarstellern - und nicht nur deshalb, weil es das Richtige ist."

"Es ist, weil sie wissen, dass Mädchen eine Kaufkraft haben. Und sie wollen, dass mehr Mädchen ihre Comics kaufen. Weil Frauen Nerds sind, liebe Männer, und sie wollen euer Zeug kaufen."

Wer sich die Folien des Vortrags ansehen möchte, wird hier fündig.

Letztes aktuelles Video: Quixel-Showreel

Quelle: Kotaku

Kommentare

Xyt4n schrieb am
Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote bei Spielcharakteren :Häschen:
maho76 schrieb am
Auf die Frage, ob Spieler den Kauf bzw. das Zocken eines Spiels vom Geschlecht des Hauptdarstellers abhängig machen, zeichnete sich ein ähnlicher Trend ab: 28 Prozenz der weiblichen Spieler antworteten mit ja, doch bei den Jungen waren es nur 20 Prozent.
muss man sämtlichen blinden dummbratzen von Managern bis sarkesian & co extra noch dazu schreiben dass es 70-80% ALLER spieler völlig egal ist ob Männlein oder Weiblein?
vernünftige Interpretation und so... :roll:
SethSteiner schrieb am
MasterCrain hat geschrieben:Doch das ist wichtig. Nicht aus der moralischen Sicht sondern aus der wirtschaftlichen. Spieleentwickler sind nun mal Unternehmen und müssen ihre Spiele so gestalten, dass es möglichst großen Gewinn erziehlt. Das ist die Grundlage unserer Wirtschaft. Und wenn ein COD nun mal von 90% Männern gespielt wird hat das Einfluss darauf wer der Protagonist ist, welche Motive er hat und wie das Spiel abläuft. Alles andere würde zu Gewinn einbrüchen führen und im schlimmsten Fall dazu das schlechtere oder gar keine Spiele entwickelt werden.
Ja Spieleentwickelr sind Unternehmen aber Unternehmen werden von Menschen geführt und damit kommen auch menschliche Faktoren ins Spiel. Und die sind bei diesem Thema nicht einfach außen vor zu lassen. Angenommen Call of Duty wird zu 90 Prozent von Männern gespielt und Männer wären so programmiert, dass man sie mit bestimmten Elementen zwangsbegeistert, denn sie hätten ja keine andere Wahl, warum sind dann in Call of Duty keine Euter prominent dargestellt? Überhaupt, Call of Duty tötet auch ständig seine Protagonisten, das widerspricht eigentlich dem, was man eigentlich so haben müsste. Überhaupt sind die Protagonisten jetzt auch keine Arnold Schwarzenegger-Verschnitte die alles klitzeklein hauen würden. Ich möchte fast sagen, Call of Duty ist gar kein Spiel das perfekt auf den stereotypen Mann zugeschnitten ist, das wäre eher Duke Nukem Forever und die Unterschiede in den Verkäufen sind immens. Mein Fazit daraus lautet: Wer unter Zielgruppenorientierung Alter und Geschlecht versteht, der weiß nicht wie man richtig wirtschaftet.
Da hast du ja das Kernproblem selbst zusammengefasst. Wenn Entwickler nämlich nicht Zielgruppengerecht arbeiten, passirt es nun mal häufig, das ein eigentlich super Spiel sich nicht verkauft. Dann gibt es keine Fortsetzung und das wollen wir doch auch nicht oder?
Nein, das hat damit gar nichts zutun, siehe Call of Duties Sexlosigkeit. Ein Spiel herzustellen, zu vermarkten und zu...
MasterCrain schrieb am
Ich nicht. Die Versteifung auf den Status Quo ist nämlich nicht zielführend. Dann liest man ein "Ja aber Frauen spielen ja gar nicht wirklich, die spielen nur Handyspiele, Frauen sind halt anders!", wenn dann irgendein hoch bei Bubble Witch Saga und ein starker Abfall bei Call of Duty ist. Diese Status Quo Diskussionen sind irrelevant, es reicht völlig zu wissen, dass Frauen genauso einen Spieltrieb haben und das sie dasselbe zocken. Es braucht keine 50/50 Verteilung.
Doch das ist wichtig. Nicht aus der moralischen Sicht sondern aus der wirtschaftlichen. Spieleentwickler sind nun mal Unternehmen und müssen ihre Spiele so gestalten, dass es möglichst großen Gewinn erziehlt. Das ist die Grundlage unserer Wirtschaft. Und wenn ein COD nun mal von 90% Männern gespielt wird hat das Einfluss darauf wer der Protagonist ist, welche Motive er hat und wie das Spiel abläuft. Alles andere würde zu Gewinn einbrüchen führen und im schlimmsten Fall dazu das schlechtere oder gar keine Spiele entwickelt werden.
Klingt nicht fair ist aber nun mal Tatsache. Wenn man hier Änderungen will muss man zur Wurzel des Übels "Sexismus" gehen und dort etwas ändern. Dann und nur dann wird sich auch in der Spieleindustrie was tun.
Und auffällig in diesen Listen ist eben doch, wie wenig es imer sind, wie nischig es immer wieder wird.
Da hast du ja das Kernproblem selbst zusammengefasst. Wenn Entwickler nämlich nicht Zielgruppengerecht arbeiten, passirt es nun mal häufig, das ein eigentlich super Spiel sich nicht verkauft. Dann gibt es keine Fortsetzung und das wollen wir doch auch nicht oder?
Es ist schwierig. Ich finde es auch ziemlich nervtötend, immer wieder und wieder bspw. Lara Croft ins Feld zu führen und sich darüber zu beschweren, dass sich nicht aussieht meine Nachbarin Polly Pfund aber dem kann man trotzdem nicht mit Sex Sells antworten.
Vergessen wir nicht das Laras Brüste ursprünglich ein Fehler waren. Und ebenw eil man gemerkt hat, dass dieser "Fehler" sich positiv auf den Umsatz...
SethSteiner schrieb am
Obscura_Nox hat geschrieben:Es wird immer so getan als würde es keine einzige "Frauen Klasse" oder Frauen Protagonistin geben. Natürlich sind die Herren in der Überzahl - Na und? Wieviele Komsumgüter sind denn bitte komplett 50-50 auf die beiden Geschlechter aufgeteilt? Und ein Großteil der Spieler sind eben nach wie vor männlich. Ja, es gibt etliche "Studien" die beweisen wieviele Frauen mittlerweile zocken, nur dummerweise finde ich ihn diesen Statistiken nie einen Hinweis darauf WAS sie zocken. Und ob sie jetzt irgendein AppStore oder Facebook Game, oder ein Elderscrolls zocken halte ich durchaus für nennens-und unterscheidungswert.
Ich nicht. Die Versteifung auf den Status Quo ist nämlich nicht zielführend. Dann liest man ein "Ja aber Frauen spielen ja gar nicht wirklich, die spielen nur Handyspiele, Frauen sind halt anders!", wenn dann irgendein hoch bei Bubble Witch Saga und ein starker Abfall bei Call of Duty ist. Diese Status Quo Diskussionen sind irrelevant, es reicht völlig zu wissen, dass Frauen genauso einen Spieltrieb haben und das sie dasselbe zocken. Es braucht keine 50/50 Verteilung.
Wenn man will dass man ernst genommen wird, muss man erst einmal aus der größtenteils unbegründeten Opfermentalität raus. Was meine ich mit unbegründet? Es ist recht simpel. Glaubt ihr dass Videospiele aggressive Amokläufer züchten? Nein? Wieso glaubt man dann dass Videospiele sexsüchtige und chauvinistische Machos züchten? Und von dem Doppelstandard der bei diesen Diskussionen grundsätzlich ignoriert wird, fange ich nicht an.
Darum geht es gar nicht. Das tun Spiele nicht, genausowenig wie Pornos. Du hast Recht, dass sowas teilweise impliziert wird ist ein Problem aber das ist ja nun nicht überall und bei jedem der Fall und im Grundsatz eigentlich eher wohl eine Minderheit. Ich sehe das Problem auch eher in dem Fokus auf Frauen anstatt auf der Darstellung von Charakteren allgemein. Nichts desto trotz ist überborderte, Stereotype Darstellung nun mal ein Kritikpunkt....
schrieb am