Komplexe Hardware-Architektur
Während Spieler mehr Geld in die Hand nehmen mussten, wurden auf der anderen Seite die Entwickler dazu gezwungen, sich intensiv mit der komplexen Hardware-Struktur der PS3 auseinanderzusetzen, die der von Sony in Zusammenarbeit mit IBM und Toshiba entwickelte Cell-Prozessor mit sich brachte. Zusätzlich sorgte der verhältnismäßig kleine und festgelegte Videospeicher als Flaschenhals dafür, dass sich vor allem Dritthersteller schwer taten, mit der neuen Sony-Konsole warm zu werden. Valve-Boss Gabe Newell bezeichnete sie 2007 sogar als Desaster und riet Sony, das System komplett einzustampfen und von Grund auf neu zu entwickeln.
„Die PS3 ist in vieler Hinsicht ein totales Desaster. Ich glaube, es ist wirklich deutlich, dass Sony komplett aus den Augen verloren hat, was Konsumenten und Entwickler eigentlich wollen“, urteilte Newell. „Ich würde selbst jetzt zu diesem späten Zeitpunkt sagen, sie sollten es einfach einstampfen und es überarbeiten. Sagt einfach 'Das war ein grauenvolles Desaster und es tut uns leid. Wir stellen den Verkauf ein und hören auf zu versuchen, die Leute davon zu überzeugen, dafür zu entwickeln'“. Auch bei Activision Blizzard war man alles andere als erfreut über den hohen Anschaffungspreis und steigende Entwicklungskosten. CEO Bobby Kotick ging sogar so weit, Sony öffentlich damit zu drohen, die PlayStation (3) nicht länger mit Software zu unterstützen, sollte sich an den Umständen nicht bald etwas ändern.
PlayStation Move war Sonys Antwort (oder Kopie) auf Nintendos Wii-Remote.
Nicht nur die Hardware ließ zum Start viele Wünsche offen, auch die Software konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, die Sony im Vorfeld mit spektakulären Renderfilmen übertrieben hoch schraubte, welche die angepeilte Qualität der finalen Spiele widerspiegeln sollte. Start-Titel wie Motorstorm sahen zwar ansprechend aus, erreichten aber trotzdem nicht das propagierte grafische Niveau und so wurden die Videos im Nachhinein als bewusste Täuschung seitens Sony empfunden. Und so schön es auch war, dass man sich von kabelgebundenen Controllern im Allgemeinen sowie dem befremdlichen Bumerang-Design des Prototypen im Speziellen verabschiedete: Durch die fragwürdige Entscheidung, die immersive Rumble-Mechanik als „Last Gen“ zu bezeichnen und im neuen Pad durch eine halbgare Bewegungssteuerung zu ersetzen, erntete neben der PS3-Hard- und Software auch der Sixaxis-Controller Kritik. Die Aussage, dass sich die empfindlichen Bewegungssensoren rein technisch nicht mit den Vibrationsmotoren kombinieren lässt, wurde schließlich Ende 2007 revidiert, als man mit dem DualShock3-Controller das zunächst Unmögliche möglich machte. 2010 kupferte man mit PlayStation Move außerdem erneut von Nintendo ab und brachte eine eigene Variante der Bewegungssteuerung auf den Markt, die dank der populären Wii-Konsole einen Aufschwung erlebte.
Dass die Konsole doch noch ihren Weg in die Erfolgsspur fand, verdankte Sony vor allem zwei Faktoren: Zum einen setzte sich die Blu-ray recht schnell gegen das Konkurrenzformat HD-DVD durch und machte die PS3 – genau wie ihren Vorgänger – für Film-Fans interessant, die erneut einen verhältnismäßig günstigen und gleichzeitig leistungsstarken Player für ihr Geld bekamen. Zum anderen demonstrierten Sonys eigene Studios, allen voran Naughty Dog mit der Uncharted-Reihe und Guerilla mit Killzone, was man mit entsprechendem Aufwand und Know-how alles aus der gewöhnungsbedürftigen Hardware-Architektur herauskitzeln kann. Gleichzeitig stärkte man die technische Unterstützung für Dritthersteller, die sich zunehmend mit der komplexen Entwicklungsumgebung zurechtfanden. Selbst Gabe Newell ruderte 2010 zurück, lobte Sony für die Verbesserungen hinsichtlich der Entwickler-Tools und kündigte eine Umsetzung des Puzzlespiels Portal 2 an. Trotzdem konnte Sony mit der PS3 nicht mehr an den phänomenalen Erfolg des Vorgängers anknüpfen: Zum einen entpuppte sich Microsoft mit der Xbox 360 als ebenbürtiger Konkurrent. Zum anderen erhob sich Nintendo wie ein Phönix aus der Asche und eroberte mit der günstigen Wii sowie innovativen Spielkonzepten die Marktführerschaft zurück.