Primär Handheld oder Heimkonsole?
Wer Lust auf spontane lokale Mehrspieler-Treffen hat, bekommt mit der Switch ein relativ portables Stück Hardware für den Rucksack, da das Gewicht mit angeschlossenen Joy-Con bei ca. 398 g liegt und es sich bei der Docking-Station lediglich um ein hohles Plastikkästchen mit 327 Gramm und den bereits erwähnten Anschlüssen für die beiliegenden HDMI- und Netzkabel handelt. Das Handheld (Maße: 102 mm x 239 mm x 13,9 mm ) passt gerade noch so in ein große Winterjackentasche. Eine eigene Umhängetasche oder Ähnliches ist aber in jedem Fall die bessere Alternative. In Multiplayer-Titeln wie dem zum Start veröffentlichten
Super Bomberman R (bis zu acht Spieler) oder
Fast RMX (bis zu vier Spieler) können mehrere Teilnehmer ihre Konsolen per WiFi miteinander verbinden und für weitere Mitspieler z.B. die abgezogenen Controller-Hälften oder hinzugekaufte Pro-Controller als Eingabemöglichkeit nutzen. Auch Online-Spiele sind mit einem kostenpflichtigen Abo möglich – auf all diese sozialen Aspekte, Account-Management und Online-Service gehen wir im zweiten Teil des Specials näher ein, wenn wir mehr Erfahrungen gesammelt haben. Einen Überblick über die genauen technischen Daten
gibt diese News.
Die Switch im Größenvergleich mit einem Smartphone (Huawei Nova mit Fünf-Zoll-Display), dem New 3DS sowie den Ur-Modellen von PS Vita und 3DS.
Bereits beschreiben lässt sich der Eindruck von Hardware und Verarbeitung. Das Mittelteil des Geräts wirkt im Wesentlichen massiv und stabil, einige andere Komponenten dagegen ganz und gar nicht. Negativ fällt z.B. der dünne ausklappbare Ständer auf, dessen Befestigung wie eine Sollbruchstelle anmutet. Nach dem Ausklappen steht das Gerät zwar im passenden, leicht schrägen Winkel, die Konstruktion wirkt aber wackelig und fragil. Seine Funktion ist grundsätzlich praktisch: In einem Hotelzimmer z.B. lässt sich das Mittelteil der Konsole bequem als kleiner Bildschirmersatz auf dem Tischchen aufbauen, vor dem man mit einem Pro-Controller oder den abgezogenen Joy-Cons eine kleine Spielrunde einlegt. Man sollte den Schirm allerdings möglichst weit vorne auf die Tischkante stellen, da sich etwa in Zelda sonst die Schrift nicht mehr erkennen lässt.
Kein vollwertiger Controllerersatz
Ebenfalls enttäuschend ist die Konstruktion der seitlichen Joy-Con-Controller, deren Eingabe-Elemente bekanntlich auch im normalen Handheldmodus zum Einsatz kommen. Der Hebelweg der Analogsticks (die sich auch als Knopf herunterklicken lassen) wirkt ziemlich kurz. Damit lässt sich die Bewegung aber immerhin geringfügig feiner dosieren als bei den Vita-Knubbeln oder den flachen scheiben des 3DS. Vor allem Spieler mit größeren Händen müssen ihren rechten Daumen stark anwinkeln, woran man sich zum Glück aber erfreulich schnell gewöhnt, so dass es schon nach Minuten kaum noch negativ auffällt. Da es keine Analogtrigger gibt, muss man z.B. in Rennspielen mit den digitalen Schultertasten Vorlieb nehmen, welche sich zudem ein wenig flach und billig anfühlen. Einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen die vier Feuerknöpfe auf der Vorderseite. Im Vergleich zu den ausgewachsenen Controllern von PS4 und Xbox One wirken sie klein, als Handheld-Buttons schlagen sie sich mit ihrem angenehmen Druckpunkt und der leicht rauen Oberfläche aber gut.
Die "Rumpf-Konsole" im Detail (für Vergrößerung anklicken).
Unangenehm wird es dagegen, wenn man die Joy-Cons seitlich abzieht, um sie als zusätzliche Controller zu nutzen. Die Möglichkeit an sich ist toll, da man so schließlich schnell und unkompliziert weitere Mini-Joypads herbeizaubert. Die Umsetzung hinterlässt aber keinen ausgereiften Eindruck: Die Daumen befinden sich dann unangenehm nah beieinander und die entweder zu kleinen (oder mit Aufsatz überaus wabbeligen) L- und R-Tasten machen z.B. das Drehen der Figuren in Snipperclips unpräzise. Dazu kommt das Problem, dass die Scharniere unseres Exemplars schon nach rund 50 Spielstunden nicht mehr ganz so sauber sitzen. Werden sie dann an der Konsole befestigt, rasten sie zwar nach wie vor sicher mit einem Klick ein, der mit einem kleinen Knopf wieder gelöst wird. Sie sitzen dann allerdings nicht mehr felsenfest am Gehäuse, sondern etwas wackelig mit ein klein wenig Spiel.
Stabil genug für den Dauerbetrieb?
Auch beim Befestigen der „Deckels“ für die kleinen Joy-Con-Controller kann es schon mal vorkommen, dass eine Schiene hakt oder kurz hängenbleibt. Wer seine Switch liebt, sollte beim Auseinandernehmen also vorsichtig bleiben und mit Hilfe der Plus- und Minus-Markierungen auf die richtige Ausrichtung achten! Wir sind gespannt, wie gut die Technik in Haushalten mit jüngeren Kindern hält, die bekanntlich nicht immer ganz so behutsam mit ihrem Spielzeug umgehen. Wem beim Spielen mit den kleinen Joy-Con-Hälften der Saft ausgeht, muss sie übrigens wieder ans Gerät stecken und dieses in die Docking-Station stellen. Oder man greift noch tiefer ins Portemonnaie und gönnt sich die „Switch Joy-Con-Aufladehalterung“, welche von Nintendo für 29 Euro angeboten wird.
Ein weiteres Manko am Joy-Con-Konzept ist, dass Nintendo am Handheld auf ein echtes Steuerkreuz verzichtet: Unter dem linken Analogstick befinden sich schließlich vier Knöpfe, die sich nur sehr schlecht als Ersatz nutzen lassen – und man unterwegs mit den Analogsticks Vorlieb nehmen muss. Außerdem kam es bei uns nach dem Aufwachen aus dem Standby bisher zwei mal zu Verbindungs- bzw. Kalibrierungs-Problemen der Bedienelemente, die sich mit einem Neustart beheben ließen (einer davon auch nach dem ersten System-Update). Wir werden das Thema weiter beobachten und euch auf dem Laufenden halten.