Rundum-Sorglos-Paket
Wie der Name andeutet, dreht sich in der Spielesammlung alles um die Abenteuer des Master Chief: Enthalten sind Halo 1, 2, 3 und 4 – die Serien-Ableger ODST und Reach mussten draußen bleiben. Teil 1 ist in Form der massiv überarbeiteten Anniversary-Edition vertreten (
hier geht es zum Special), Halo 3 und 4 blieben weitestgehend unverändert, wurden aber auf 1080p hochskaliert und laufen wie die übrigen Spiele mit flüssigen 60 Bildern ab. Der Fokus der Sammlung liegt auf Halo 2: Zum zehnten Geburtstag des Spiels hat Entwickler 343 Industries dem Titel eine aufwändige Generalüberholung verpasst. Der Spielablauf der Kampagne bleibt gleich; wer möchte, kann aber jederzeit per Knopfdruck zwischen hochskalierter Originalgrafik und einer aufgemotzen Variante wählen.
Beeindruckender Unterschied: Figuren und Hintergrunde von Halo 2 wurden ordentlich aufgemöbelt.
Auch Musik, Synchro und Soundeffekte wurden neu abgemischt, zur alten Grafik erklingen aber die wohlbekannten Original-Geräusche. Ebenfalls im Paket dabei ist Ridley Scotts Live-Action-Serie Halo: Nighfall und eine Option, die später den Zugang zur Halo-5-Beta ermöglichen soll. Ein zentrales Mehrspieler-Menü ermöglicht das Online-Spiel von über 100 Karten, inklusive der Exemplare aus Teil 1 sowie den Spartan-Ops-Herausforderungen, in denen man sich kooperativ gegen Horden von Gegnern verteidigt.
Aufpolierter Spartan
Jetzt aber genug der trockenen Fakten, kommen wir zur aufgebohrten Grafik von Teil 2, die sich auf Knopfdruck zum Original umschalten lässt. Die eckigen Wände z.B. wirken nach heutigen Maßstäben deutlich kahler als ich es in Erinnerung hatte – in der neuen Fassung hat man dem Interieur einige Verstrebungen und technische Details verpasst, die dem Raumschiff-Inneren mehr charakteristische Feinheiten verleihen. Ein großer Fortschritt ist auch bei der Beleuchtung und den Explosionen zu erkennen. Vor allem die Umgebungsverdeckung sorgt für mehr Tiefe: Im Original sah es fast so aus, als würden Kisten und andere bewegliche Gegenstände über den Boden schweben – neuerdings sieht man fein abgestufte Schatten in dunklen Ecken oder etwa zwischen der Kante einer Kiste und dem Boden. Ein Highlight sind auch die Zwischensequenzen, welche als neue Renderfilme abgespielt werden. Auch dort darf man in Halo 2 umschalten, der Übergang dauert allerdings ein, zwei Sekunden. Im Original erinnern die Allianz-Krieger auf einer Tribüne noch ein wenig an Puppen – im der neuen Fassung jubelt oder protestiert jeder einzelne von ihnen sehr überzeugend. Eliten, Propheten und andere Figuren bewegen sich neuerdings ebenfalls so geschmeidig wie in einem Animationsfilm.
Wenn man sich erst einmal dran gewöhnt hat, sind aber auch die Originalfassungen gar nicht so schlecht gealtert: Die großflächigen Wände erscheinen zwar kahl und wuchtig, was hier aber nicht ganz so negativ auffällt – schließlich ist die monumentale, teils eckige Architektur ein Markenzeichen der Serie. Außerdem gehörte Halo zu den ersten Titeln mit hübschem Oberflächenglanz und unebenen Bumpmap-Strukturen, die der Kulisse bereits etwas mehr Räumlichkeit verleihen als z.B. in Unreal oder Half-Life.
Alt, aber clever
Auch das Gras ist jetzt grüner - hurra!
Auch spielerisch haben mich die Oldies sofort wieder in ihren Bann gezogen. Vor allem die zähe, teils unberechenbare KI hat mir wieder vor Augen geführt, was ich bei Destiny so vermisst habe. Gemütliches Ausweichen zwischen langsam durch die Luft gleitenden Schüssen ist hier nicht drin. Gerade in Halo 2 darf ich nicht allzu lange die Deckung verlassen, sonst streckt mich die Allianz-Horde in Sekundenschnelle nieder. Vor allem das veränderte Energie- und Schildsystem macht die Schlacht eine ganze Ecke kniffliger als im Vorgänger.
Der Nostalgie-Trip ist auch ein cooler Anlass, die Veränderungen in der KI unter die Lupe zu nehmen. In Teil 2 agieren z.B. Eliten noch unberechenbarer als vorher. Zusammen mit ihrer Einheit wirken sie auch heute noch erstaunlich lebendig. Verstecke ich mich, erwähnen sie das und schicken Grunts mit Granaten vor. Sind fast alle Gegner beseitigt, bekommen es die Eliten gerne mal mit der Angst zu tun, verstecken sich sekundenlang mucksmäuschenstill in dunklen Ecken oder laufen sogar flott um Säulen herum, um nicht von mir entdeckt oder erwischt zu werden. Zumindest auf den höchsten zwei Schwierigkeitsgraden haben sie dank ihrer kräftigen Statur nämlich immer noch die Möglichkeit, mich zu überraschen und mit einem schnellen Schlag auszuschalten, wenn ich unaufmerksam bin. Cool auch, dass sie geschockt zurück schrecken, wenn ich plötzlich eine Tür öffne. In engen Gängen spielen sie mit seitlichen Ausweichbewegungen mit mir Katz und Maus.