4P-Bilderserie: 30 Jahre C64

 

Die Hardware

Der Brotkasten selbst wurde in schnittigem Nikotingelb ausgeliefert; um Programme zu laden, brauchte man Zusatzhardware. Einsteiger speicherten ihre Programme mit dem Datasetten-Laufwerk auf handelsüblichen Audio-Kassetten. Wer mehr Bares zur Verfügung hatte, griff zum klobigen Laufwerk für die wabbeligen 5 ¼-Zoll-Disketten. Manche Spiele luden aber selbst damit derart lange, dass man zwischenzeitlich bequem einkaufen gehen konnte. Alternativ durfte man vor dem eigentlichen Ladevorgang aber auch eines der zahlreichen Quickload-Programme laden.

Elite

Der erschwingliche Preis, die Grafik-Stärken und der beeindruckende SID-Chip sorgten für einen Boom der Kreativität: Jugendliche Hobby-Programmierer und kleine Teams erschufen ständig neue Genres oder vermischten sie miteinander. David Brabens Science-Fiction-Klassiker Elite verband z.B. das Shoot 'em up mit einer Flug- und einer Wirtschafts-Simulation. Besonders knifflig war das Andock-Manöver an einer Raumstation. Neue Ideen boten auch Activisions Lebenssimulation Little Computer People (ähnelt den heutigen Sims) und Geoff Crammonds futuristisches Knobel-Spiel The Sentinel.

Wizball

Ebenfalls äußerst kreativ war Wizball (1987) von Sensible Software. Mathias schwört heute noch darauf: Zauberer Wiz muss ähnlich wie in deBlob der grauen Welt die Farbe zurückbringen und vermischt das Prinzip mit einem Shooter und Extrawaffen. Der bärtige Magier ist in einer Kugel unterwegs; die als Satellit fungierende Katze Nifta wird ebenfalls von ihm oder von einem zweiten Mitspieler gesteuert. Innovativ waren auch der Rätsel-Shooter Paradroid und das erstaunlich gut gealterte Space Taxi. In letzterem gaben Passagiere sogar kratzige Sprachsamples von sich: "Hello Taxi!"

Turrican

Im Jahr 1990 erlebte der C64 ein kleines Grafikwunder: Für den Brotkasten erschien Rainbow Arts' Turrican noch vor der Amiga-Version. Manfred Trenz und seine Kollegen kitzelten aus der betagten Hardware alles heraus und Chris Hülsbeck steuerte auch hier den Soundtrack bei. Wie in Metroid gibt es viel zu erforschen und rund 100 versteckte Extraleben zu finden, der Fokus liegt aber auf der Action gegen fette Gegner. Darüber hinaus gab es für den C64 derart viele lohnenswerte Shoot-em-ups und Action-Titel, dass sie die Bilderserie sprengen würden: Katakis, Commando, Zaxxon, Uridium, R-Type, Cauldron, H.E.R.O., Raid over Moscow,...

International Karate Plus

Ach, wie romantisch: Nirgendwo schimmerte der Sonnenuntergang so schön auf dem Meer wie in Archer MacLeans International Karate Plus (1987). Vor der Prachtkulisse prügelten sich gleich drei Karateka: Da jeder auf sich gestellt war, sorgten kurzfristige Allianzen auch vor der Mattscheibe für Streit. Lustig waren die übertriebenen Kampfschreie, die Minispiele und Rob Hubbards Ohrwurm-Soundtrack. Stand man zu lange herum, rutschte dem untätigen Kämpfer zur Strafe die Hose herunter. Ebenfalls empfehlenswert waren das bockschwere The Last Ninja, Yie Ar Kung-Fu, Karateka oder The Way of the Exploding Fist.

Summer Games

Epyx' Summer Games sorgten 1984 für verrenkte Handgelenke und Unmengen zerbrochener Joysticks. Wer den robusten Competition Pro besaß, war den Besitzern des wabbeligen Quickshot weit voraus. Nur wer bei Hochsprung oder 100-Meter-Lauf wie ein Gestörter am Stick rüttelte, hatte die Chance auf eine Medaille. Weitere Sport-Highlights waren Winter Games, California Games, Konamis Track & Field, Microprose Soccer und das futuristische Hypa Ball.

Paper Boy

Schon lange vor Tony Hawk gab es einen Boom der Trendsportspiele. In der Umsetzung von Ataris Paperboy (1986) schlägt man sich als BMX-Zeitungsjunge mit Bodybuildern, aggressiven Hunden und später sogar dem Sensenmann herum. Während man sich durch die Gefahren mogelt, wirft man auf Knopfdruck die Zeitung zum Empfänger. Noch skurriler wirkt B.C. II: Grogs Revenge. Dort fährt man als Urzeitmensch auf dem Einrad schmale Bergpfade hinauf. Electronic Arts ging es schon 1987 realistischer an: Das Rollbrett-Spiel Skate or Die! war praktisch das damalige Gegenstück zur heutigen skate-Serie.

Gunship

Ebenfalls erstaunlich realistisch wirkte MicroProses Heli-Sim Gunship aus dem Jahr 1986: Sogar der Luftstrom der AH-64A Apache wurde bei der Landung simuliert. Wer mit lasergesteuerten Hellfire-Raketen und anderen Todbringern gegen feindliche Hubschrauber kämpfte, fühlte sich mitten in die Action versetzt. Ähnlich spannend gestalteten sich die Luftkämpfe von Ace of Aces und die U-Boot-Simulation Silent Service.

Zork: The Great Underground Empire

In den Textadventures von Infocom musste man seine Fantasie spielen lassen: Spiele wie Zork (1984) besaßen keinerlei Grafik. Stattdessen erforschte man die Welt mit Befehlen wie Himmelsrichtungen oder "Attack the Troll with the Sword". Erkennte der Interpreter den Satz, wurde danach die Situation in Worten beschrieben. Bei dummen Kommandos kamen oft sogar schnippische Antworten zurück. Besonders lustig ist auch das von Douglas Adams entwickelte The Hitchhiker's Guide to the Galaxy - und natürlich Grafik-Adventures wie Lucasfilms Maniac Mansion und Zak McKracken.

Test Drive

Knifflig wurde es in Accolades Test Drive: Wenn man geblitzt wurde, hing einem ruck-zuck die Polizei am Heck. Auch ohne die Ordnungshüter ließ sich das Gefährt gar nicht so einfach auf den Serpentinen halten. Die damals nicht alltägliche 3D-Darstellung mit Cockpit-Perspektive motivierte aber viele Spieler dazu, sich trotzdem durchzubeißen. Deutlich entspannter spielten sich Tatsumis farbenfrohe Offroad-Rennen in Buggy Boy.

Ultima IV: Quest of the Avatar

Wenn Rollenspieler nach ihrem Lieblingstitel für den C64 gefragt werden, ist die Antwort klar: Ultima IV von Origin. Anders als üblich wurde man nicht auf einen vorgegebenen Bösewicht angesetzt. Stattdessen hatte der Spieler viele Freiheiten bei der Entwicklung seines Charakters zu einem Barden, Paladin, etc. Weitere Rollenspiel-Klassiker für den C64 sind z.B. der Dungeon-Crawler A Bard's Tale und das Endzeit-Abenteuer Wasteland. Letztgenanntes wird momentan übrigens als Kickstarter-Projekt fortgesetzt.

Sid Meier's Pirates!

Fertig machen zum Entern: Microprose machte 1987 den Traum vom Piratenabenteuer wahr. Die offene Simulation eines Freibeuterlebens bot nicht nur Seeschlachten und Schwertkämpfe, sondern auch Wirtschafts-, Rollenspiel- und Strategie-Elemente. In der Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts ging man auf Kaperfahrt für europäische Großmächte, warb um die Hand der Gouverneurstöchter und musste die diplomatischen Beziehungen einschätzen. Auch Oil Imperium und Kaiser erforderten eine gute Strategie.

M.U.L.E.

M.U.L.E. (1983) besitzt nicht nur ein herrlich bizarres Packungs-Artwork, sondern macht auch heute noch einen Riesenspaß. Bis zu vier Spieler versuchen in dem Strategiespiel, auf dem Planeten Irata die erfolgreichste Kolonie aufzubauen. Die Namen gebenden Weltraum-Maulesel produzieren Ressourcen wie Nahrung, Energie, Erz oder Edelsteine. Zwischendurch wird Land versteigert und auch Weltraumpiraten erscheinen auf der Bildfläche. Die größte Stärke des Spiels ist die ausgewogene Balance: Jede Partie verläuft anders und benötigt eine auf den Gegner zugeschnittene Strategie. Ähnlich spannende Brettspiele sind z.B. Battle Chess und Archon.

Impossible Mission

Was für geschmeidige Animationen, was für eine klare Sprachausgabe: "Another Visitor! Stay a while, stay forever!" Dieses kleine Begrüßungs-Sample brachte damalige Zocker zum Staunen. In Dennis Coswells Impossible Mission von 1984 erforschte man in sechs Echtzeit-Stunden die unterirdische Basis von Dr. Elvin Atombender. Auf dem Weg schlug man sich mit den Verhaltensmustern der Roboter herum. Auch im Rätsel-Klassiker Boulder Dash geht es in den Untergrund: Wer beim Graben nicht aufpasst, bekommt einen fetten Findling auf den Schädel.

Barbarian

Bereits in den Achtzigern entbrannten immer wieder Debatten um gewalthaltige Spiele. Damals wurden sie von Kritikern allerdings nicht Killer- sondern Brutalo-Spiele genannt. Ein klassisches Beispiel ist das immer noch indizierte Barbarian: Der besiegte Schwertkämpfer verlor seinen Kopf, welcher danach noch von einem Troll durch die Arena gekickt wurde. Teacher Busters wurde nach 25 Jahren dagegen automatisch vom Index genommen: Dort konnte man einen verhassten Strichmännchen-Lehrer über die grüne Wiese jagen. Deutlich fieser wirkten die Exekutions-Szenen im ebenfalls nicht mehr indizierten Commando Libya.

Sex Games

Für Kudos auf dem Schulhof und Ärger mit den Eltern sorgten auch seichte Erotik-Spiele wie Samantha Fox Strip Poker oder Harry der Fensterputzer. Im damals noch indizierten Sex Games (1985) von Landisoft musste man wie bei Summer Games mal schnell, mal rhythmisch am Joystick rütteln. Die fünf Stellungen erstreckten sich nur über einen einzigen Bildschirm. Das Spiel wurde von den beiden jungendlichen Entwicklern in zwei durchprogrammierten Nächten erschaffen.

Plagiat! Frechheit! Im Jahr 1987 erklagte Nintendo das Verkaufsverbot von The Great Giana Sisters. Der deutsche Plattformer von Armin Gessert, Manfred Trenz und Hendrik Nordhaus sah Super Mario Bros einfach zu ähnlich. Die Spieler kümmerte das herzlich wenig: Auf den Schulhöfen verbreitete sich die Kopie in Nullkommanichts und avancierte zu einem der bekanntesten C64-Titel überhaupt. Ein Grund für die Beliebtheit war der tolle Soundtrack von Chris Hülsbeck. Weitere Jump-n-Run-Klassiker sind z.B. das skurrile Monty on the Run oder die Umsetzungen von Bubble Bobble und Ghosts 'n Goblins.

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Sonstiges
Entwickler: 4Players
Publisher: 4Players
Release:
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