von Julian Dasgupta,

Electronic Arts: Mythic Entertainment wird geschlossen

Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts
Electronic Arts (Unternehmen) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts
Die seltsame Odyssee eines Studios findet ihr Ende: Wie Electronic Arts verkündet, wird Mythic Entertainment geschlossen.

Man werde die Entwicklung von Mobile-Titel auf andere Studios verlagern und sich der betroffenen Angestellten annehmen. Man wolle den Entwicklern bei der Jobsuche helfen und Stellen bei anderen Herstellern vermitteln oder Jobs in anderen EA-Teams anbieten, heißt es noch. Zur genauen Zahl der Leute, die sich nach neuer Arbeit umsehen müssen, wollte sich der Publisher nicht äußern.

1995 gegründet, 2006 aufgekauft

Mythic Entertainment war 1995 gegründet worden und machte sich mit Dark Age of Camelot einen Namen im Online-Bereich. Die Mannen um Mark Jacobs begannen später mit der Arbeit an Imperator, welches aber 2005 offiziell beerdigt werden musste. Mythic sicherte sich im gleichen Jahr aber die Warhammer-Lizenz und begann mit der Produktion von Warhammer Online.

Die Mischung aus bekannter Marke und erfahrenem Team weckte bei EA Begehrlichkeiten, wollte der Publisher doch mitmischen in einem Markt, in dem seinerzeit World of Warcraft von Bestmarke zu Bestmarke eilte und auch viele andere Hersteller träumen ließ. EA selbst hatte es seit Ultima Online nicht vermocht, einen zweiten erfolgreichen Online-Titel abzuliefern. 2006 griff man dann in den Geldbeutel und übernahm Mythic Entertainment.

Warhammer Online erschien schließlich im Herbst des Jahres 2008. Das Online-Rollenspiel konnte zwar seinen Kundenkreis finden, war aber weit entfernt davon, der WoW-Konkurrent oder gar -Killer zu sein, auf den Mutterunternehmen wahrscheinlich gehofft hatte. Das Spiel wurde Jahre später auf ein Free-to-play-Modell umgestellt, der dem Ganzen aber nur bedingt frischen Wind einhauchen konnte. Am 18. Dezember 2013 nahm EA die Server für immer vom Netz. [Korrektur: Warhammer Online war in der Zeit vor der Abschaltung kostenlos spielbar, aber nie free-to-play.]

2009 wurde Mythic Entertainment BioWare zugeordnet und firmierte fortan unter dem Namen BioWare Mythic. Es war eines von mehreren Studios, die EA mit dem Namen BioWare versah, obwohl sie eigentlich nicht der klassischen BioWare-Familie entstammten - siehe auch BioWare Victory (Victory Games), BioWare Sacramento (Klicknation) oder BioWare San Francisco (EA2D). 2012 erfolgte die Rückbenennung in Mythic Entertainment.

Mythic war in den vergangenen Jahren auch für den Weiterbetrieb von Ultima Online zuständig gewesen. Mittlerweile ist aber Broadsword dafür verantwortlich - ein von ehemaligen Mythic-Leuten gegründetes Team.

Software-technisch hinterlässt Mythic leider ein unrühmliches Erbe: Die letzten beiden Eigenproduktionen des Studios waren die unsäglichen Ultima Forever sowie Dungeon Keeper. In beiden Fällen setzte man auf Spiele, die bei alteingesessenen Spielern sehr beliebt waren, stülpte ihnen aber ein vermeintlich auf ein modernes Publikum gemünztes Konzept und für den Mobile-Markt konzipiertes Free-to-play-System über, das von alten wie neuen Spielern größtenteils als ziemlich dreist empfunden wurde.


Kommentare

Kajetan schrieb am
Knarfe1000 hat geschrieben:Bitte bitte, sag´ mir, dass das wirklich so passieren wird und das keine falschen Hoffnungen sind.
Auf Grund der immer stärker zunehmenden Marktsättigung im AAA-Segment werden in den nächsten Jahren noch einige große Firmen verschwinden. Man sieht es ja an EA, die zwar jedes Jahr tonnenweise Umsatz machen, denen es aber immer weniger gelingt aus diesem Umsatz Gewinn zu machen. Die Kursentwicklung war nicht gut, der CEO wurde ausgetauscht, die Kursentwicklung danach nur ein kleines Strohfeuer, die Aktie bleibt im Keller und ist nur noch ein Schatten einstiger Größe. In einer solchen Situation neigen Großaktionäre zur Zerschlagung eines Konzerns, weil man mit einem Verkauf/Ausschlachten der Einzelteile dieses Investment durchaus noch mit Gewinn beenden kann, anstatt es abschreiben zu müssen. EA im Gesamtpaket wird niemand kaufen, weil sich niemand solche strukturellen Probleme freiwillig ans Bein bindet. Früher hat EA im Wochentakt Studios und Anbieter von Dienstleistungen aufgekauft. Heute wird entlassen/geschlossen, verzweifelt versucht den Laden zu konsolidieren. Wäre ich Investor und würde in den Spielemarkt investieren wollen, mir würde hoffentlich ein Berater zur Seite stehen und mir von EA abraten. Denn deren Zeit ist abgelaufen. Da oben ist die Luft dünn geworden, es tummeln sich zu viele börsennotierte Firmen mit Wachstumspflicht auf einem Markt, der aber nicht mehr das nötige Wachstum hergeben kann.
Es ist gut möglich, dass wir in zehn Jahren im AAA-Segment nur noch zwei, drei Majors haben werden, die sich den Mainstream-Markt schön oligopolisch aufteilen und mit perfektioniertem DRM künstlich die Nachfrage nach neuen Spielen anheizen und sich zumindest eine Weile an diesem künstlichen Pseudowachstum erfreuen können, während drumherum ein freudiges und davon vollkommen unberührtes Treiben von kleinen und großen Indies stattfindet.
Gut möglich, dass es in zwanzig Jahren überhaupt keinen typischen Mainstream-Markt mehr gibt und...
Knarfe1000 schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
Knarfe1000 hat geschrieben:Falls ich mal Milliardär werde, wird dies für EA nicht gut enden.
Und überall auf der Welt werden Gamer Statuen für mich errichten. :D
Wenn Du nur etwas Geduld hast, wirst Du EA und alles, was dann noch zu EA gehört, für einen Penny bekommen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es EA in zehn Jahren nicht mehr geben wird. Zerschlagen von den Aktionären in kleine, profitabel zu verkaufende Teile, der gigantische Back-Katalog in alle Winde zerstreut. Bis dahin musst Du kein Milliardär sein, um Dir vielleicht die Rechte an dem einen oder anderen Spiel zu sichern. Ich bin mir sicher, dass Richard Garriott dann alles zurückholen wird, was mit Ultima verknüpft ist. Roberts holt sich Wing- und Strike Commander zurück und macht mit erprobter Star Citizen-Technik schicke Remakes und Erweiterungen. Molyneux holt sich all die alten Bullfrog-Sachen und ruiniert sie diesmal selber mit F2P- und Customer Wallet Direct Access-Gameplay :)
Bitte bitte, sag´ mir, dass das wirklich so passieren wird und das keine falschen Hoffnungen sind.
:)
Wigggenz schrieb am
Invader_Zim hat geschrieben:Wäre ja nicht das erste Mal, dass Obsidian einen brillanten Nachfolger zu einer bekannten Marke entwickeln.
Vielleicht ja auch einmal ohne einen Publisher der sie nicht vernünftig zu Ende entwickeln lässt. :wink:
Invader_Zim schrieb am
Und Mass Effect an Obsidian! :)
Vielleicht Retconen die ja diesen Clusterfuck, den Biowaste uns als dritten Teil der Mass-Effect-Trilogie verkaufen wollte, und machen mal ein richtiges Mass Effect 3. Eines, welches diesen Namen auch verdient. Eines, bei dessen bloßer Erwähnung mir nicht das Blut in den Adern kocht, auch 2 Jahre später noch. :roll:
Wäre ja nicht das erste Mal, dass Obsidian einen brillanten Nachfolger zu einer bekannten Marke entwickeln.
Smer-Gol schrieb am
Kajetan hat geschrieben: Molyneux holt sich all die alten Bullfrog-Sachen und ruiniert sie diesmal selber mit F2P- und Customer Wallet Direct Access-Gameplay :)
Made my Day :lol:
Der Rest ist auch sehr wahrscheinlich, aber nicht so lustig
schrieb am