von Jan Wöbbeking,

Oddworld-Schöpfer Lanning: "Kapitalismus tötet Spiele und Entwicklerstudios"

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Die gängige Vertrags-Praxis bei Spielen mit immer größeren Budgets lässt Entwickler-Studios ausbluten - zu diesem Schluss kommt der Schöpfer der Oddworld-Adventures Lorne Lanning in einem ausführlichen Interview mit dem Branchen-Magazin Games Industry International (via Gamespot.com). Der Kapitalismus mit seinen konstanten, exponentialen Wachstumstendenzen wirke sich insgesamt negativ auf die Branche und ihre Produkte aus. Da Spiele immer teurer würden, benötigten Entwickler beim klassischen Modell auch immer mehr Geld von den Publishern, was sie in den Verhandlungen über geschäftliche Rahmenbedingungen in eine schwache Lage versetze und letztendlich ausbluten lasse:

"Das Budget steigt also in die Höhe und nun sagen sie: 'Jetzt geben wir 20 Millionen für einen Titel aus und nicht fünf Millionen - wir brauchen bessere Konditionen. Ihr müsst zehn mal so viel Arbeit ins Produkt stecken, bekommt aber nur ein Fünftel von dem, was herauskommt, denn wir riskieren schließlich all das Geld.' Je nachdem, wie geschickt sie bei den Verhandlungen waren, machten sie normalerweise nie Gewinn... Sie waren zwar in der Lage, im Geschäft zu bleiben. Doch durch die Art, wie die Verträge aufgesetzt wurden, waren sie eigentlich tot."



Spieleschaffende sollten daher stattdessen versuchen, sich ein Nischen-Publikum zu suchen und für kleinere Communities zu entwickeln, auf deren Bedürfnisse man die Spiele auch passender abstimmen könnte. Das könne dem Trend der Entlassungen und Schließungen entgegenwirken und einem Studio ermöglichen, nachhaltig zu wirtschaften, wovon auch die Kreativität profitiere:

"Als Handwerker liegt unsere Chance darin, die Nischen zu finden, in denen wir unser Publikum kennen, wenn wir uns darauf fokussieren, sie respektieren, sie mit Anmut behandeln. (...) Die Chance der Indies ist, dass sie tatsächlich ihr Publikum finden können. Je günstiger sie ihr Produkt machen, desto mehr kreative Freiheit haben sie. Man kann mehr Risiken eingehen, je günstiger man ist."

Zuletzt arbeitete Lanning am Remake Oddworld: New 'n' Tasty für PC, PS4 und Xbox One, das gegen Ende des Jahres auch für Vita und Wii U erscheinen soll.


Quelle: Games Industry International, Gamespot.com

Kommentare

johndoe984149 schrieb am
Exedus hat geschrieben:Der kapitalismus von heute kann sowieso nicht auf ewig weitergehen. Mit voranschreiten von technologien wie den 3d drucker oder immer besser werdende roboter werden wir uns uberlegen müssen wie wir weiterleben, und das ist auch gut so, denn man muss sich ja nur mal in der welt umsehen um zu sehen wie toll der kapitalismus funktioniert
Da wirst du nicht gefragt :D
Eins mag die Kapital Elite und Macht Elite überhaupt nicht und das sind veränderungen,denn jede Veränderung bedeutet das sie Macht oder Kapital verliert als versucht sie wie in unserer Zeit jede Veränderung und weiter Endwicklung zu unterbinden.
Man sieht es an der heutigen Spielelandschaft:
Es gibt (fast) nur noch die aalglatt gebügelten AAAs inklusive aller Abzockmechaniken und, dem entgegengestellt die Indies. Mid-Budget-Titel sind quasi ausgestorben.
Das stimmt schon aber trotzdem ändert sich gerade 2015 das Spiele System und große Konzerne gertaen immer mehr ins Hintertreffen und hat sich stark beschleunigt.
Diese Veränderung bekommt derzeit auch Gameforge zu spüren denn seit über eine Woche wendet sich ein großer Teild er Com. gegen den Betreiber und das International und gleichzeitigt leert sich Tera wegen P2W einführung und das ist seit Aufstand in der SWG Com wohl der größte Aufstand in dem Spiele Landschaft.
Wigggenz schrieb am
Danke, lese ich mir bei Gelegenheit durch, gerade keine Zeit.
Natürlich ist zu hoffen, dass die Welt langfristig friedlicher wird, auch wenn sich das in den nächsten 50 Jahren etwa kaum manifestieren wird.
Aber ich glaube da halt nicht so recht dran. Aber gut, da muss ich mich erstmal einlesen.
Kajetan schrieb am
Wigggenz hat geschrieben:Und immer friedlicher, angesichts von Religionsterrorismus und Low-intensity-conflicts, das fällt mir schwer zu glauben. Da hätte ich gerne Links zu, wenn das keine Umstände macht.
Zum Beispiel:
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-4 ... 72014.html
Hier noch eine sehr detaillierte Ausführung:
http://www.damian-muenzer.info/politikb ... 6012143624
Und hier kannst Du die Datengrundlage einsehen:
http://www.pcr.uu.se/research/ucdp/
Wichtig ist dabei auch immer der Beobachtungszeitraum. Wenn von einem Jahr auf das andere die Zahl der Konflikte ansteigt, dann heisst das noch lange nicht, dass nun überall das Chaos ausbricht. Je länger der Beobachtungszeitraum, umso aussagekräftiger der Trend. Gerade die Leute der schwedischen Uni in Uppsala, auf deren Daten diese Aussagen getroffen werden, verweisen immer darauf, dass man erst die nächsten 40-50 Jahre abwarten muss, um besser erkennen zu können, ob die Welt tatsächlich nachhaltig friedlicher geworden ist oder wir nur rein zufällig das Glück haben in einer friedlicheren Epoche gelebt zu haben.
Die Gründe, die als Erklärung für die zunehmende Friedlichkeit gebracht werden, lassen aber vermuten, dass aus dem aktuellen Trend eine langfristige Entwicklung wird. Die wirtschaftliche und vor allem mediale Globalisierung trägt jedes Jahr mehr dazu bei, dass organisierte Kriege immer weniger "Anhänger" finden und für alle Beteiligten immer verlustreicher werden. Man schaue sich nur mal an, welcher wirtschaftlichen Einbußen Rußland UND der Westen nur durch die Sanktionen zum ukrainischen Bürgerkrieg hinnehmen muss. Krieg ist das allerletzte, was ausser diversen nationalistischen Irren direkt vor Ort, der Rest der Welt will. Man schaue sich nur mal an, was für eine immense wirtschaftliche Belastung zwei (!) gewonnene (!) Kriege für die USA darstellten. Die größe und wohlhabenste Volkswirtschaft des Planeten kann sich großmaßstäbliches Kriegführen nicht mehr leisten. Nicht mal der bessere Zugriff auf die...
Sir Richfield schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Nein, wir sind keine Engel. In jedem von uns steckt ein Dämon. Aber mehr Menschen haben ihre inneren Dämonen besser im Griff als man so gemeinhin den Eindruck haben könnte. Jetzt stelle man sich nur vor, was wir Menschen in der Lage wären zu tun, wenn wir uns immer weniger gegenseitig den Schädel einschlagen?
Insofern könnte 4P doch mal Fördergelder von der Regierung anfragen.
Ich meine, solange ich meinen Weltschmerz bei Euch loswerde, laufe ich immerhin nicht Amok. :twisted:
Aber die Diskussion, dass man durchaus seinen Frust an Spielen abreagieren kann, die ist dann ja eigentlich eine andere. Eine, bei der wir erst mal den Unterschied zwischen dem Thema beim Film Falling Down und einer Gamerrage erklären müssen...
(ICH WILL UNREAL TOURNAMENT SPIELEN!!! AAAAAAAH!!!!)
Wigggenz schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Dennoch ... die Menschen sind nicht so schlecht, wie es uns manchmal erscheint. Wären wir so, wir würden uns nur noch gegenseitig den Schädel einschlagen, wären nie über die lockeren Jagd- und Sammelverbände eines Homo Erectus hinausgekommen.
Menschen sind ja auch nicht in dem Sinne scheiße, dass ihnen wirklich in erster Linie daran gelegen ist, anderen Schaden zuzufügen. Das wollen, glaube ich, wirklich nur die allerwenigsten. Trotzdem schaden Menschen anderen Menschen (auch in dem Bewusstsein, das zu tun) weiter fleißig. Sei es bei prekären Arbeitsverhältnissen in der ersten Welt, sei es bei absoluten Elendsexistenzen als Resultat der Ausbeutung der 3. Welt.
Menschen sind vielleicht nicht zu 100% schlecht, aber immerhin schon so schlecht, dass sie in einer idealen Gesellschaftsform niemals leben können, sei es Kapitalismus oder Sozialismus.
Und immer friedlicher, angesichts von Religionsterrorismus und Low-intensity-conflicts, das fällt mir schwer zu glauben. Da hätte ich gerne Links zu, wenn das keine Umstände macht.
schrieb am