von Julian Dasgupta,

Epic: KO-Sieg gegen Silicon Knights

Epic Games (Unternehmen) von Epic Games
Epic Games (Unternehmen) von Epic Games - Bildquelle: Epic Games
2007 hatte Silicon Knights Epic verklagt. Die Kanadier machten das US-Studio für Verzögerungen bei der Entwicklung des Langzeitprojekts Too Human verantwortlich. Die Kurzfassung: Die Unreal Engine 3 habe nicht den Zusagen entsprochen. Epic habe seine Ressourcen darauf fokussiert, Gears of War zu produzieren, statt die Lizenznehmer vernünftig zu unterstützen. Epic habe sich einen unfairen Vorteil verschafft und sei seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen.

Der Lizenzvertrag sei somit hinfällig, so die Mannen um Denis Dyack. Die allerdings einforderten, die Engine uneingeschränkt modifizieren zu können und jene Änderungen nicht anderen zur Verfügung stellen zu müssen. Die Kanadier hatten nämlich laut Eigenaussage den Code der Engine nach und nach durch eigenen Code ersetzt. Das Gericht solle klarstellen, dass die so entstandene Technologie Silicon Knights gehört. Auch forderte man, dass Epic seinen mit Gears of War erwirtschafteten Gewinn als Entschädigung an die Lizenznehmer ausschüttet, die den Fokus des Teams auf den hauseigenen Shooter ja hätten ausbaden müssen.

Mark Rein & Co. holten allerdings Wochen später zum Gegenangriff aus und verklagten ihrerseits Silicon Knights. Es gebe keine Grundlage für die Klage des kanadischen Studios. Dort habe man mit seinen Drohgebärden vielleicht nur erreichen wollen, dass man die Lizenz zu günstigeren Bedingungen bekommt. Silicon Knights habe die Unreal-Technologie 2004 neun Monate lang kostenfrei evualieren können, bevor der Lizenzvertrag unterschrieben wurde. Die Entwickler hätten den Stand der Engine also genau gekannt und gewusst, dass gewisse Features erst zu einem späteren Zeitpunkt implementiert werden. Schlimmer noch: Silicon Knights habe mit der Modifizierung eindeutig gegen geltendes Copyright verstoßen und müsse den Programmcode deswegen vernichten.

Das Urteil

Am 14. Mai wurde das Verfahren schließlich eröffnet. Selbst im Erfolgsfall hätte Silicon Knights allerdings nur einen moralischen Sieg feiern können: Nachdem das Studio es versäumt (oder nicht vermocht) hatte, fristgerecht eine konkrete Schadenssumme zu benennen, hatte der zuständige Richter den Betrag selbst festgelegt. Den Kanadiern hätten demzufolge ein ganzer Dollar zugestanden. Vielleicht hatte das Team aber schon da geahnt, dass die Chancen eher schlecht stehen.

Das, was vor fünf Jahren begann, endete heute mit dem Urteil der Jury: Diese gab Epic laut einer Hausmitteilung in allen Punkten Recht. Silicon Knights habe gegen das Lizenzabkommen verstoßen, sich Geschäftsgeheimnisse zu Eigen gemacht und das Copyright des Studios verletzt. Dem US-Studio sei eine Entschädigungssumme in Höhe von 4,45 Mio. Dollar zugesprochen worden. Auch habe man jetzt 30 Tage Zeit, einen Ausgleich für die Anwalts- bzw. Verfahrenskosten zu beantragen.

Eine Reaktion von Silicon Knights oder den Anwälten des Studios liegt bis dato nicht vor. Das Urteil trifft das vermutlich nicht mit einem riesigen Bankkonto ausgestattete Unternehmen zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Vor einigen Monaten erst hatte man die Hälfte der Belegschaft entlassen müssen, nachdem ein Projekt mit einem Publisher geplatzt war. Zuvor hatten die Kanadier das mäßige X-Men: Destiny für Activision produziert. Nach dem schwachen Absatz von Too Human hatte Microsoft die Option auf zwei Fortsetzungen nicht wahrgenommen.
Quelle: Pressemitteilung

Kommentare

crewmate schrieb am
Dzharek hat geschrieben:
Tony hat geschrieben:und da ist sie hin, die hoffnung auf die baldige entwicklung von eternal darkness 2.
Sehen wir uns die Situation mal an ohne die ganzen Mitarbeiter zu denken.
Wenn SK Pleite geht müssten sie die Rechte für Eternal Darkness verkaufen, und dann besteht immer noch die möglichkeit das ein anderes Studio ED2 entwickelt.
Woher weißt du, das Silicon Knights die Rechte an Eternal Darkness hat.
Am besten ein Link mit Quelle.
Mich interessiert das ernsthaft.
Nintendonerds behaupten, das die Rechte Nintendo gehören.
Auch da kann niemand eine klare Antwort auf die Quellenfrage geben.
sourcOr schrieb am
Die Kanadier hatten nämlich laut Eigenaussage den Code der Engine nach und nach durch eigenen Code ersetzt.(...)
Dass ihnen dadurch die Technologie gehört ist afaik Unsinn, das müssten die Leute dort sicherlich aber auch selbst wissen. Nur man kanns halt mal versuchen mit dem Klagen, gell?
Natanji hat geschrieben:Im Gegenteil. Man kann davon ausgehen, dass Silicon Knights hiermit insolvent ist - diese irre Strafe können die nie im leben stemmen. Und was passiert durch diese Insolvenz? Die Marke wird natürlich verkauft werden. Somit könnte sie sich jemand anders unter den Nagel reißen, der wirklich an einem Nachfolger arbeiten will - Silicon Knights selbst hätten es nach den jüngsten Entlassungen sowieso nicht mehr gekonnt.
Schade, aber das klingt wirklich so, als habe sich SK ziemlich selbst in den Fuß geschossen.
Es ist doch eher gängie Geschäftspraxis, dass sich igendein Idiot die Marke schnappt und mit seinem fetten Arsch darauf sitzen bleibt.
cHL schrieb am
:roll:
also wenn man mit der udk arbeitet steht an jeder ecke dass man nix ändern darf. das wird sogar in den einschlägigen videos und büchern immer wieder erwähnt. wenn man sie lizenziert wird das sicher nicht weniger so, sondern auch vertraglich festgelegt sein.
wie kann SK da auf die idee kommen damit durchzukommen?
schrieb am