Test: Call of Juarez: Bound in Blood (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
02.07.2009
18.08.2010
20.05.2011
Jetzt kaufen
ab 8,99€

ab 1,51€
Spielinfo Bilder Videos
Gerade deshalb ist es aber so bedauerlich, dass den Entwicklern in den zwei offenen Abschnitten nichts Besseres einfiel als... nichts! Hier und da steht eine Hütte in der Prärie und ich kann mir die Reichtümer der dort lebenden Banditen erkämpfen. Gelegentlich darf ich sogar Wegelagerer beseitigen, die einen Wanderer überfallen oder ein Haus angreifen. Doch sind das tatsächlich Banditen - oder schießen die Kerle vielleicht auf mich, weil ich ungefragt ihren Grund und Boden betrete? Und waren die Apachen wirklich im Unrecht oder ist der Typ, dessen Haus sie angreifen, vielleicht ein ausgemachter Indianerfeind? Ich habe keine
So schön es auch aussieht: Leider sind selbst die wenigen frei begehbaren Abschnitte nicht so lebendig wie sie sein müssten!
Ahnung, und ich werde es nie erfahren. Denn niemand unterhält sich hier mit mir! "Rotes Fadenkreuz" heißt "böse" - das verstehen die Polen unter einer offenen Welt. Besser noch: Erst wenn ich einen von jeweils drei Aufträgen annehme, sind in wichtigen, sonst unbewohnten Häusern oder an verlassenen Baustellen plötzlich Menschen, die ich beschützen oder besiegen muss; Techland muss noch viel lernen. 

Überhaupt arbeiten die Entwickler viel zu oberflächlich mit dem Unterschied zwischen Gut und Böse. Haben sie Angst davor, in Grauzonen vorzudringen? Immerhin sind die McCalls keine Engel; im Gegenteil sogar: Sie überschreiten sogar die Grenze vom Rachefeldzug zur Ruchlosigkeit, und weil die Liebe zu derselben Frau einen Keil zwischen die Brüder stößt, treiben sie schließlich auf einen dramatischer Showdown zu! Aber weder die Erzählung noch das Spiel gehen darauf ein. Lediglich William, der jüngste McCall, reflektiert in Filmszenen und in Monologen über den Fall von Thomas und Ray - inszeniert wird der Wandel allerdings nur am Rande, spielerisch spielt er erst gar keine Rolle. Hier verschenkt Techland unglaublich viel Potential; gerade so, als wäre den Leveldesignern die eigentlich gut durchdachte erzählerische Tragweite überhaupt nicht bewusst.

Der rettende Ton

Die Regie muss sich hingegen die Frage gefallen lassen, ob man mit steifen Gesichtern und wie Luftballons hin und her wankenden Körpern tatsächlich einen packenden Western erzählen kann. So gut der Nachfolger die Ereignisse der beiden Spiele auch zusammenführt, so unbeholfen wirkt leider die Darstellung. Von den völlig unpassenden deutschen Sprechern ganz zu schweigen! Immerhin bietet Ubisoft auf allen Systemen die stimmungsvolle englische Version an. Und Glück im Unglück: Der Soundtrack agiert als Rettungsring, wenn die technische Inszenierung unbeholfen stolpert. Denn wo emotionale Momente fast untergehen, greifen Violinen nach den sinkenden Gefühlen und halten sie fest. Pawl Blaszczak, der auch für The Witcher verantwortlich zeichnet, zitiert gekonnt die Stilmittel des verklärten Hollywood-Klischees und leitet auch musikalisch gekonnt zur Handlung des Vorgängers über.

Überhaupt zieht Bound in Blood im abschließenden Viertel noch einmal an und gewinnt dadurch im letzten Moment sowohl erzählerisch als auch spielerisch an Fahrt. So besteht z.B. eine der späten Missionen plötzlich nicht mehr nur aus verschiedenen Schusswechseln. Auf einmal muss ich zwei Pferdewagen durch indianisches Gebiet begleiten, immer wieder absteigen, um Navajos zu bekämpfen, den Weg auszukundschaften oder einen im Fluss festgefahrenen Wagen anzuschieben. Später lege ich sogar einen gesamten See trocken - plötzlich lebt die Welt! Warum nicht gleich so? Techland weiß also, wie man auch
In fünf Multiplayer-Varianten können bis zu zwölf Banditen und Gesetzeshüter gegen- bzw. miteinander antreten - nur in "Wanted" dürfen sich maximal acht Cowboys jagen.

Schießerei: Jeder gegen jeden! Das klassische Deathmatch.

Bande: Team Deathmatch - wessen Bande zieht am schnellsten?

Wanted: Der Gesuchte sackt so lange Punkte ein, bis er selbst zu Boden geht - dann übernimmt sein Killer die Rolle des Gejagten.

Verbrecherjagd:  Der beste Spieler beider Teams ist der Gesuchte. Wenn er eine Minute lang überlebt, erhält sein Team einen Punkt. Stirbt er, wird der beste Spieler des gegnerischen Teams zum Gesuchten.

Historische Ereignisse: Während ein Team bestimmte Ziele erreichen muss (z.B. feindliche Positionen einnehmen), muss das andere Team die Gegner davon abhalten. Nach einer Runde wechseln die Rollen.

innerhalb des Spiels eine Geschichte erzählt. Wieso verlassen sie sich dann über weite Strecken auf belanglose Dialogfetzen zwischen Ray und Thomas? Warum bauen sie nicht die gesamte Zeit über so geschickt Spannung auf wie in den letzten Stunden? Am Ende klafft da diese riesige Lücke zwischen dem großen Western, den man irgendwo in den Ideensammlungen der Entwickler funkeln sieht - und dem Durchschnitt, mit dem man sich zufrieden geben muss.

Gemeinschaftlicher Banküberall

Dabei zeigt Techland auch mit den Gefechten per Internet oder LAN (auf allen Systemen), welches Potential in ihnen steckt. Der "Wow!"-Faktor ist zwar geringer, weil weniger zu Bruch geht und die Entwickler auf sich ausbreitendes Feuer verzichten, dafür brennt in fünf Mehrspieler-Varianten die Luft! Neben den anders benannten Versionen von Deathmath und Team Deathmatch sind dabei vor allem die Historischen Ereignisse spannend. Da verteidigt das eine Team z.B. einen Schützengraber im Amerikanischen Bürgerkrieg, während das andere Position für Position bis an die letzte Verteidigungslinie vorrücken muss - in der folgenden Runde werden die Rollen getauscht. In einem anderen Szenario müssen die Banditen zunächst den Tresorraum einer Bank und später den Tresor sprengen, bevor sie schließlich das Lager der Gesetzeshüter stürmen. Es sind gewöhnliche Mehrspieler-Schusswechsel - in dem unverbrauchten Szenario rauchen die Colts aber einfach heißer als im Zweiten Weltkrieg oder irgendwo im Weltall.

Spannend ist auch die Kopfgeldjagd, bei der nur der gesuchte Spieler Punkte für Abschüsse erhält. Nur derjenige, der den Gesuchten erledigt, darf anschließend Punkte sammeln. Diese Punkte werden aber auch in den anderen Spielvarianten verteilt und entsprechen einem Kopfgeld, das entsprechend der Fähigkeiten des Opfers berechnet wird. Wer einen starken Gegner besiegt, streicht also eine höhere Belohnung ein - und das Geld wird immerhin für den Kauf von Upgrades benötigt! Das fast unscheinbare Erhöhen von Lebenskraft oder Geschwindigkeit wird allerdings nach jeder Runde zurückgestellt und ist daher eher ein vier Klicks entferntes Hindernis als eine sinnvolle Belohnung. In den meisten Fällen laufen die Online-Shootouts zudem fehlerfrei, gelegentlich sind sie allerdings unspielbar, weil man sich wegen zu großer Verbindungsstörungen z.B. nicht bewegen kann. Schade, dass Techland auf allen Systemen auf die Verbindung zwischen den Spielern setzt, anstatt eigene Server zu stellen. Verlässt der Ersteller sein Spiel, landet man somit auch ständig wieder im Hauptmenü. Das ist ähnlich ärgerlich wie die Tatsache, dass man im Mehrspieler-Gefecht das eigenwillige Deckungssystem nicht abstellen kann.

 
Call of Juarez: Bound in Blood ab 1,51€ bei kaufen

Kommentare

ItsPayne schrieb am
Ich habs mir mit dem steam deal dieses WE geholt und direkt durchgespielt. Klar hat das spiel nicht so viel blingbling wie diese ganzen CoD produktionen. Aber es hat was ganz entscheidendes, was dem ganzen Modern Warfare zeugs fehlt: Seele!
Und dazu eine gute handlung mit durchdachten charakteren. Dazu kommt natürlich das prachtvolle setting. Beim anblick der canyons und berge gehn einem richtig die augen auf - bravo - fantastisches setting!!!
Nicht nur das setting fand ich erfrischen unverbraucht, auch der bruderzwist hat mir sehr gut gefallen! Ich fand es spannend zu sehn was zwischen den brüdern passieren wird. Ich hatte immer gehoft, dass sie sich nicht von einem dahergelaufenen weib entzweien lassen und sich doch noch wieder im entscheidenden moment einkriegen.
Auch das find ich sehr gut bei dem spiel: Es geht um des wilden westen - es stehn die männer, brüder, im mittelpunkt. Die frau war ein störfaktor und genau so wurde es präsentiert. Das bekommt man so selten zu sehn, da weibliche "sidekicks" sonst immer die taffen begleiterinnen sind, in die sich der held dann später verlieben darf - gähn.
Alles in allem: Test erst gelesen nachdem das game durchgespielt hab. Meiner meinung nach deutlich underrated (würde ~85% geben).
Sämtliche CoDs und MoHs und wie sie alle heißen sollten sich in sachen storytelling ne dicke scheibe hiervon abschneiden, damit diese andauernde balanglosigkeit in shooterhandlungen vielleicht mal ein ende nimmt.
Ps: Der vorschlag eines users bezüglich eines richtigen western RPGs (im stile von Fallout z.B.) war hammer!
Was man da nicht alles umsetzen könnte.. *träum*
BulaBula1 schrieb am
Kann die Wertung auch nicht nachvollziehen.Mir hat das Spiel SEHR GUT gefallen.Habs gleich zweimal hintereinander durchgespielt.In meinen Augen eines der besten des Jahres.Ich würde es so um die 85 bewerten.
JoshChuck1 schrieb am
hab die demo gezockt und muss sagen, dass das spiel meine erwartungen
WEIT übertroffen hat. ich als western-fan kann nur sagen: wie ein film! :D
hammer gemacht und hammer spielfigurn und an action wurd auch nit gespart
Ein muss für alle western- und actionfans und für gelegenheitsgamer auch zu empfehlen.
Ich hols mir !!!!!!!!!!!
Gearseli schrieb am
Ich hab das Spiel seit Realese und hatte mir mehr von versprochen.
Hab es auch immer noch nicht durchgespielt da ich einfach keine Lust mehr zu hatte :(
Die Grafik ist super, aber das Gefühl im Wilden Westen zu sein habe ich nicht.
Ich setze mich nacher wohl nochmal dran nach bestimmt 3 wochen und spiele es dann endlich durch.
Vielleicht macht es zum Ende hin ja nochmal eine Ecke mehr Spaß :)
Herzaaa schrieb am
Hmm das Spiel an sich ist ja echt toll, aber irgendwie ist das ganze Western Feeling verloren gegangen. (Trotz der besseren Grafik)
schrieb am

Call of Juarez: Bound in Blood
Ab 8.99€
Jetzt kaufen