ForzaVista lädt zur Erkundung ein
Wie immer darf jedes einzelne Fahrzeug im ForzaVista-Modus im Detail erkundet werden. Spätestens hier wird wieder deutlich, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler die Boliden modelliert haben. Wenn man um die Karosserie herum schleicht, dabei u.a. einen genauen Blick auf den Motor wirft oder schließlich in die liebevoll gestalteten Cockpits einsteigt und die Zündung betätigt, geht jedem Auto-Fan das Herz auf. Spielt man dann noch am Gaspedal herum und treibt den Motor in höhere Drehzahlbereiche, ist bei manchen Aggregaten angesichts des satten und kernigen Sounds sogar Gänsehaut garantiert. Einziger Wermutstropfen: Die informativen Kommentare zu den Herstellern oder einzelnen Modellen wurden leider gestrichen. Zudem vermisst man nähere Angaben zu den Fahrzeugen, die früher ebenfalls noch eingeblendet wurden. Generell gibt es zwischen den Wagen teilweise wieder Unterschiede, was man alles genauer unter die Lupe nehmen darf. Mal ist z.B. ein detaillierter Blick unter die Motorhaube gestattet, während sich andere Modelle ziemlich verschlossen präsentieren. Mit den genannten Einbußen wirkt ForzaVista dieses Mal insgesamt leider etwas liebloser und oberflächlicher als früher, stellt aber immer noch eine tolle Ergänzung dar.
Aufbau einer Autosammlung
Bei ForzaVista wird die Detailverliebtheit bei den Wagenmodellen besonders deutlich.
Das Sammeln von Fahrzeugen stellte schon immer einen wichtigen Aspekt innerhalb der Forza-Reihe dar. Hier wird der Aufbau der eigenen Autosammlung allerdings erstmals stärker als eigenes Spielelement hervorgehoben und entsprechend eingebunden. Die mehr als 600 Modelle werden hier in die Bereiche gewöhnlich, selten, sehr selten, außergewöhnlich und legendär aufgeteilt. Jedes von ihnen besitzt darüber hinaus einen eigenen Punktewert, mit dem man in Addition die bis zu fünf Fuhrparkstufen freischalten kann. Im Gegensatz zu früher darf man hier manche Modelle erst erwerben, wenn man eine bestimmte Stufe seiner Sammlung erreicht hat. Das dürfte nicht jedem schmecken – vor allem, wenn das begehrte Lieblingsmodell erst durch Käufe anderer Fahrzeuge oder Gewinne mühsam freigeschaltet werden muss. Mir gefällt dagegen der neue Ansatz, weil er dem Sammeln etwas mehr Sinn verleiht und darüber hinaus einen zusätzlichen Motivationsfaktor darstellt. Da man relativ schnell in den Fuhrparkstufen aufsteigt, kann ich auch problemlos die Geduld aufbringen, bis ich mir manche Modelle in die Garage stellen darf. Zudem gibt es weiterhin die Möglichkeit, die meisten Fahrzeuge für eine kleine Spritztour im freien Spiel einfach zu mieten und auch die Händler haben eigentlich mehr als genug Modelle im Sortiment.
Eine Pest greift um sich
Einige Exemplare erhält man dagegen nur als Belohnungen innerhalb der Karriere, bei einem Besuch beim Fachhändler mit zeitlich limitierten Angeboten oder aber in Preiskisten. Ja, richtig gelesen: Auch bei Forza Motorsport sieht man sich genötigt, diesen widerlichen Trend aufzugreifen und ihm darüber hinaus noch eine zentrale Rolle zukommen zu lassen. Denn neben Autos und Outfits für seinen wahlweise männlichen oder weiblichen Racing-Avatar beinhalten die Kisten auch die Mods, die man bereits aus dem Vorgänger kennt. Mit ihnen erhöht man z.B. den Anspruch oder verschafft sich Vorteile wie eine bessere Startposition oder eine erhöhte Bodenhaftung. Bis zu drei Mods dürfen vor jedem Rennen parallel ausgerüstet werden. Viele von ihnen sind allerdings nur begrenzt, mitunter sogar nur einmalig einsetzbar.
Und wieder ein schicker Neuzugang für die Sammlung.
Aber warum sollte man das überhaupt tun? Der besondere Anreiz in der Verwendung von Mods liegt in den großzügigen Preisboni, wenn man die jeweiligen Anforderungen erfolgreich meistert. Das war schon im Vorgänger der Fall. Dort konnte man die Preisgelder allerdings auch durch den Verzicht auf Fahrhilfen nach oben schrauben – ein Faktor, der hier komplett gestrichen wird. Zusammen mit der Beschränkung der VIP-Boni ist man hier also viel stärker auf den Einsatz von Mods angewiesen, wenn man sein Credits-Konto schnell füllen möchte. Dummerweise muss man die eingefahrenen Gewinne aber schnell wieder in die Anschaffung neuer Preiskisten investieren, deren Preisgestaltung mitunter ziemlich happig ausfällt. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis Microsoft und Turn 10 wieder optionale Mikrotransaktionen einführen, mit denen man sein Guthaben mit echtem Geld aufpeppen oder die Kisten sofort gegen Abbuchungen von der Kreditkarte kaufen kann. Konnte man im Vorgänger die Mod-Mechanik noch weitestgehend ignorieren, wird man hier fast schon dazu genötigt, sich mit den Preiskisten auseinanderzusetzen. Schon auf der Startseite des Hauptmenüs wurde ein Platz für den Kisten-Shop reserviert. Für mich gehen die Entwickler hier einen Schritt zu weit: Zum einen sollen „Beutekisten“ dort bleiben, wo sie hingehören – zu Diablo & Co oder irgendwelchen Free-to-play-Geschichten auf Smartphones. Aber ganz sicher nicht in ein Rennspiel, das sich auch noch einen simulativen Anspruch auf die Fahnen schreibt! Zum anderen ist es widerlich, wie stark das Spieldesign aufgrund der bewussten Veränderungen an der Ökonomie auf die Anschaffung der Kisten und Mods zugeschnitten wurde. Bekommt man bestimmte Fahrzeuge und Outfits etwa nur noch, wenn man sich auf diesen Unsinn einlässt? Ich will es nicht hoffen, kann es aber auch nicht ausschließen. Was kommt als nächstes? Tuningteile in Zufallskisten?