Flottes Kampfsystem
Das Kampfsystem weist mit seiner gelungenen Mischung aus clever platzierten Attacken, Ausweichmanövern und der stetig abnehmenden Block-Ausdauer ebenfalls viele Parallelen zu Sekiro auf. Die spiegeln sich auch bei den mitunter zähen Gegnern wider: Selbst auf den ersten Blick ungefährliches Schnetzelfutter kann die Lebensleiste empfindlich anknabbern, wenn man nicht aufpasst. Daher ist bei jedem Feind ein gewisser Respekt geboten – vor allem, wenn später immer mehr von ihnen als Verbund auftreten und z.B. mit einem besonders starken Trooper an ihrer Seite aufmarschieren. Zudem verfügt nahezu jeder Gegner über einen rot hervorgehobenen Angriff, der sich nicht blocken lässt, sondern ein schnelles Ausweichen erfordert. Zwar gibt es zwischendurch immer wieder kleine KI-Schnitzer, aber meist liefert man sich spannende Gefechte. Die Höhepunkt bilden neben speziellen Alpha-Versionen von Standard-Gegnern die imposanten und knackigen Bosskämpfe – insbesondere die Begegnungen mit der Zweiten Schwester, einer knallharten und sadistischen Inquisitorin, sind denkwürdig und packend inszeniert. Überhaupt markieren die Antagonisten und Nebenfiguren den Höhepunkt innerhalb der durchschnittlichen Geschichte, die Teil des offiziellen Kanons ist. Cal bleibt als Hauptfigur dagegen erschreckend blass und dürfte einen der langweiligsten Protagonisten innerhalb der Sternen-Saga darstellen.
Fallen Order bietet vier Schwierigkeitsgrade und ist folglich zum Glück nur auf höheren Stufen ähnlich fordernd und mitunter frustrierend wie die Werke von From Software, die hier neben Uncharted, Titanfall 2 und Tomb Raider ganz offensichtlich als Inspirationsquelle dienten. Schon auf der zweiten Stufe sind manche Kämpfe für Nicht-Souls-Experten durchaus fordernd. Auf höheren Schwierigkeitsgraden werden dagegen nicht nur die Gegner stärker, sondern das Reaktionsfenster für Paraden wird zunehmend kleiner. Dank des erfreulich präzisen Kampfsystems in Kombination mit den Macht-Fähigkeiten entsteht aber ein gelungener Spielfluss, den man bei den eingetreuten Sprung- , Rutsch- und Kletterpassagen manchmal vermisst. Hier wirkt die Steuerung oft zu unausgegoren und schwammig, weshalb man häufig im Abgrund landet. Zwar gibt es einige spektakuläre Kombos aus flotten Rutscheinlagen, Wandläufen und Sprüngen, aber in manchen Momenten fühlt sich die Steuerung einfach nicht gut und präzise genug an.
Ein Ruckeln in der Macht
Hurra! Die verlorenen Erfahrungspunkte bekommt man wieder mit einem Schlag zurück...
Anlass zur Kritik gibt außerdem die Technik: Zwar bestechen die frei wählbaren Ausflüge auf die fünf Haupt-Planeten sowie ein paar Spezial-Locations durch ein ansprechendes Artdesign, das in Kombination mit dem grandiosen Soundtrack und den typischen Soundeffekten die Star-Wars-Atmosphäre treffend einfängt. Aber was die Performance angeht, ist das Jedi-Kampfabenteuer zumindest auf den Konsolen eine ähnliche Enttäuschung wie die etwas missglückte Darstellung der Wookies. Selbst auf den leistungsfähigen Modellen von PlayStation und Xbox schwankt die Bildrate enorm – ganz unabhängig davon, ob man im Performance-Modus mit reduzierter Auflösung spielt oder nicht. Zwar ruckelt es nicht permanent und die Beeinträchtigungen für das Spielgefühl halten sich in Grenzen, aber so richtig rund läuft es leider nicht. Nur am PC ist man fein raus, wo man die Leistung seines Systems anpassen und dadurch eine konstant-flüssige Darstellung erreichen kann. Trotz einiger sehenswerter Kulissen, geschmeidigen Animationen und tollen Panoramen darf man hier aber nicht das technische Niveau eines Uncharted 4, Shadow of the Tomb Raider oder Open-World-Abenteuern vom Schlag eines Horizon: Zero Dawn erwarten.