Vier Freunde in der Unterwelt
Wie in
unserer Vorschau vom letzten Sommer beschrieben, geht es im neuen Spiel um den Aufbau eines kriminellen Imperiums – vier Freunde machen sich daran, die Unterwelt von Santo Ileso aufzumischen. Die virtuelle Metropole wirkt wie eine unheilige Chimäre aus Los Angeles, Las Vegas und Acapulco. Aus Hollywood borgt man sich z.B. einen riesigen Schriftzug auf einem benachbarten Hügel, an die Spielerstadt Las Vegas erinnern die dekadenten Casinos. Und von Acapulco, der mexikanischen Stadt an der Pazifikküste, borgt man sich sackweise Mexikoflair und die ein oder andere kriminelle Inspiration. Denn natürlich gibt es in Santo Ileso gleich mehrere Banden, die den Aufstiegsplänen unserer Saints im Wege stehen: Zum Beispiel Los Panteros, eine Gruppe körperlich robuster Schläger, die unseren Helden bei der Schießerei in einer Autofabrik viel Widerstand leisten und bevorzugt mit Nahkampfwaffen anrücken.
Darf in kaum einem Open-World-Spiel mit modernem Setting fehlen: Heli-Rundflüge.
Geballert wird traditionell in entfernter Third-Person-Sicht oder auf Knopfdruck auch in einer näheren Über-die-Schulter-Kamera. Die Gefechte wirken druckvoll, die Waffensounds rattern und gefühlt alle paar Sekunden explodiert irgendetwas. In dem Autowerk zum Beispiel kann unser Saints-Charakter auf Plattformen feuern, auf denen Neuwagen stehen – die rasen dann wie ein aufgezogenes Hot-Wheels-Auto los und werden in der nächsten Gegnergruppe zu einem Flammenball. Ballermänner sind reichlich vorhanden – vom Snipergewehr bis zu allerlei MGs oder dem Raketenwerfer. Meine Spielfigur kann sich ducken, eine elegante Deckungsfunktion à la
Gears scheint es jedoch leider nicht zu geben. Das erscheint in den uns vorgeführten Gefechten nicht weiter schlimm, im Spielverlauf könnte es sich jedoch als Manko erweisen, weil man ein gewisses taktisches Grundniveau anderer Shooter so wohl verfehlen dürfte.
Eine Spur hipper, wuseliger, aber im Infight schwächer als die Banderos sind die Idols, die mit lustigen Helmen und Kostümen irgendwo zwischen K-Pop-Sternchen und
Lollipop Chainsaw-Heldin Juliet Starling rangieren. Die Idols sind uns zahlenmäßig meist deutlich überlegen, leisten aber individuell kaum Widerstand. Besonders übel spielen wir einem ihrer Chefs mit, als er sich einem Dixi-Klo verstecken will: Die mobile Toilette wird mit einem Stahlseil an der Anhängerkupplung unseres Wagens befestigt und so lange kreuz und quer über einen Campingplatz geschleudert, bis der Insasse singt wie ein Vöglelchen.
Ballern mit einer Prise Taktik: Eure Spielfigur lehnt sich zwar nicht an Deckungen, kann sich aber einen Polizeischild krallen und dahinter Schutz suchen.
Natürlich nehmen sich weder die Charaktere in den Zwischensequenzen selbst ernst, noch legt Volition Wert darauf, dass man als Spieler realistische Personen baut: Erlaubt ist, was gefällt! Körperfülle und Piercing-Schmuck, dumme Brillen und coole Hüte, Neon-Goth-Chick, Gangster-Clown und bärbeißiger Cowboy. Die Customization-Wut geht diesmal aber noch deutlich weiter: Ihr konfiguriert eure Gangster-Karre bis ins Detail (es gibt 80 Auto-Modelle im Spiel) – von der Unterbodenbeleuchtung bis zum Hecklicht. Zudem habt ihr auch Einfluss auf das Aussehen der Church: So heißt euer anfangs abgerocktes Hauptquartier, das sich in einer alten Kirche befindet. Im weiteren Spielverlauf wird sich dort ein High-Tech-Kartenraum mit virtueller Santo-Ileso-Map befinden, auf der ihr euren Stadt-Eroberungs-Fortschritt jederzeit einsehen könnt. Außerdem tauchen dort eure Bandenmitglieder zum lockeren Plausch auf und ihr stellt Statuen, Denkmäler & Co. an repräsentativen Stellen eures Domizils aus; und natürlich gibt es auch eine Garage für eure erbeuteten bzw. getunten Vehikel.