Ein dramaturgischer Slamdunk
Der Basketball zeigte letztes Jahr zwei Gesichter auf den neuen Konsolen - einen peinlichen Airball und einen satten Slamdunk. Während sich Electronic Arts mit NBA Live 14 (Wertung: 40%) bis auf die Knochen blamierte, begeisterte 2K Games mit NBA 2K14 (Wertung: 88%) auf PlayStation 4 sowie Xbox One - und wurde unser Sportspiel des Jahres. Das lag nicht nur an der klasse Kulisse oder den eleganten Moves, die man trotz der vielen möglichen Aktionen so intuitiv zelebrierte, sondern vor allem am außergewöhnlichen Karrieremodus.
Blitzsaubere Präsentation und viel zu tun: Liga, Franchise, Karriere etc. Der Soundtrack wurde diesmal nicht von Jay-Z, sondern Pharrell Williams zusammengestellt - so hört man neben Public Enemy auch...ähm...Depeche Mode.
Ich habe meinen Power Forward noch bis vor kurzem in NBA 2K14 begleitet – so lange unterhalten mich Sportspiele außerhalb der Online-Arenen viel zu selten. Was sorgte für diese Langzeitfaszination? Die Regie! Endlich konnte man auch als virtueller Profi eine lebendige Inszenierung mit Rivalen und Fanreaktionen, mit Dialogen und Entscheidungen sowie echten Persönlichkeiten erleben - also keine schnöde Tabellenkalkulation wie so oft im Fußball. Kein Wunder, dass 2K Games an dieser Art der aufwändigen Präsentation festhält. Aber kann man die Karriere in NBA 2K15 nochmal verbessern? Ja, wenn auch nur in Nuancen – aber die reichen erneut für ein sehr gutes Erlebnis aus, zumal die Produktionsqualität mit viel mehr Sprachausgabe gestiegen ist.
Lebendige Regie in der Karriere
Der verfeinerte Karriere-Modus mit seinem alternativen Einstieg ist das Highlight: Draft im Anzug und voller Vorfreude? Nein. Diesmal beginnt alles mit einer Absage und einem Wutanfall...man wurde abgewiesen.
Schon der Einstieg ist ein anderer: Man erlebt diesmal nicht einen Draft mit pompöser Zeremonie im feinen Zwirn, sondern wird gar nicht erst eingeladen - so beginnt die Karriere mit einem Wutausbruch auf der Couch. Aber man bekommt die Chance auf einen Zehn-Tage-Vertrag, quasi als Quereinstieg. Trotzdem muss man erstmal in einem Training bei einem Proficlub vorspielen, um in einem Match gegen die erste Mannschaft eine geforderte Bewertung im amerikanischen Schulnotensystem (A, B, C, D etc.) zu erreichen. Wie hoch bzw. gut die sein muss, kann man vorher durch die Vereinswahl mitbestimmen.
Ein Club stellt z.B. recht niedrige Forderungen, so dass eine miese Bewertung von D ausreicht. Andere Clubs wollen vielleicht eine utopische A+ sehen. Je nachdem, für welchen Club man sich entscheidet, reagiert der Coach (sehr gut gespielt von Glenn „Doc“ Rivers, der u.a. die Boston Celtics und L.A. Clippers trainierte) nach dem Spiel anders: Bei hohem Interesse und niedrigen Anforderungen wird man von ihm z.B. überschwänglich gelobt: „Ich weiß, dass du es drauf hast, Junge - du gehörst auch ohne Draft in diese Mannschaft!“ In anderer Situation reagiert er skeptischer. Dass er überhaupt so unterschiedlich antwortet, ist aber klasse.