Dschungelkrieger
Logisch: Soldaten reisen nicht aus Spaß in den Dschungel. Die haben einen Auftrag. Und der besteht in Predator: Hunting Grounds aus dem Infiltrieren feindlicher Lager, dem Stehlen von Informationen, Sprengen kritischer Gerätschaften sowie anderen Dingen, die man erledigt, indem man am Zielobjekt eine Taste gedrückt hält, es manchmal noch gegen anstürmende KI-Gegner verteidigt und anschließend zum nächsten Zielobjekt läuft, bevor man irgendwann dort ankommt, wo der Hubschrauber wartet.
Was der Predator damit zu tun hat? Gar nichts. Der will einfach nur Soldaten jagen – nicht die vom Spiel gesteuerten KI-Bewacher der Missionsziele, sondern seine vier Mitspieler. Die Alter Egos wissen anfangs ja nichts von der Anwesenheit des Außerirdischen und sind deshalb nur mit herkömmlichen Sturmgewehren, Pistolen oder Schrotflinten unterwegs. Erst wenn sich der Jäger zum ersten Mal zeigt, melden sie, dass die Mission gerade eine ganze Ecke schwerer wurde. Und selbstverständlich kann man sie auch Sachen sagen lassen wie: „Get to the chopper!“ Auf jeden Fall bleibt ihr ursprünglicher Auftrag bestehen, während das nackte Überleben quasi zum Bonusziel wird, das Töten des Predators sowieso. Oder umgekehrt?
Ein cineastisches Einer-gegen-Vier?
Hunting Grounds findet dabei ausschließlich online statt. Eine Geschichte gibt es ebenso wenig wie Missionen für Solisten. Zitate und Anspielungen verleihen dem Geschehen lediglich Farbe und tatsächlich fängt das Indie-Studio Illfonic, das schon für das konzeptionell ähnliche
Friday the 13th verantwortlich zeichnete, die Atmosphäre hauptsächlich des ersten Films teils hervorragend ein. Das fängt bei Alan Silvestris Musik an, die freilich nur lizenziert werden musste, trifft aber genauso für den Ton zu, der einem besonders beim Schnarren des Predators einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Wenn er fast unsichtbar in den Bäumen ausharrt oder sich über deren Äste schwingt, sodass Blätter und Zweige zu Boden fallen, wähnt man sich beinahe in Arnies Dschungel.
Kultiges Aufeinandertreffen: Mensch gegen Predator.
Schade ist nur, dass Illfonic diese cineastische Inszenierung nicht durchgehend einbringt, sodass die Soldaten zwar im Hubschrauber zum Einsatz geflogen werden, man dort aber nur den eigenen Charakter kurz anschaut. Logisch: Dem hat man zuvor einen Hut, eine Gesichtsbemalung oder eine Fliegerbrille verpasst. Ich hätte aber gerne auch gesehen, wie meine Mitstreiter verkleidet sind und wie meine Figur mit ihnen interagiert. Am Ende mancher Mission gibt es zwar einen
Shake-Hands der Marke Schwarzenegger, das ist aber fast schon alles und sieht noch dazu ausgesprochen hölzern aus. Schade, dass der Teamgedanke beim Drumherum so kurz kommt.
Hoffentlich ist es wirklich Schlamm...
Dabei spielt das Team doch eine wichtige Rolle, wo alle Teilnehmer entscheiden, ob ihr Alter Ego Sturmsoldat, Aufklärer, Späher oder Support sein soll. Praktischerweise darf jede Rolle beliebig oft vorhanden sein und frei mit Waffen, Ausrüstungsgegenständen sowie besonderen Vorteilen versehen werden und am liebsten bin ich als Aufklärer unterwegs. Die können sich nämlich länger tarnen und daher auch mal abseits des Teams ausharren, ohne von dem Yautja entdeckt zu werden. Wobei Tarnung hier nichts anderes ist als der Schlamm auf und abseits der Wege. Mit einem Scharfschützengewehr die Baumkronen zu beobachten, aus denen das Schnarren zu kommen scheint, während man getrennt von den Anderen ein leichtes Opfer sein könnte, erzeugt jedenfalls Spannung ist fühlt sich spätestens dann gut an, wenn man einen ahnungslosen Predator tatsächlich erwischt.