Der hilfreiche Spion
Und natürlich ist Quake noch viel mehr! Ein packender Multiplayer-Shooter z.B., der spätestens seit dem QuakeWorld-Update maßgeblich das Onlinespiel geprägt hat, weil dessen verbesserter Netzcode die Schwächen einer Internetverbindung so gut kompensierte, dass man auch außerhalb lokaler Netzwerke rasante Wettkämpfe erlebte. Dank des später in GameSpy umbenannten QuakeSpy gab es zudem erstmals Serverlisten, sodass man IP-Adressen nicht mehr eigenhändig suchen, speichern und eingeben musste, was dem Onlinespiel auf ähnliche Art Auftrieb verlieh wie später das automatische Matchmaking. Ich selbst bin allerdings erst mit dem Nachfolger (und dem Greifhaken aus Lithium II) voll ins Multiplayer-Vergnügen eingestiegen, weshalb sich meine Erlebnisse mit QuakeWorld noch in Grenzen halten.
Pen-&-Paper statt Shooter?
Das Spiel hat außerdem eine viel längere Geschichte hinter sich, als es zunächst den Anschein hat. Immerhin hatte Entwickler id Software schon in einer Textdatei zu Commander Keen auf ein damals angedachtes Abenteuer namens The Fight for Justice hingewiesen, dessen Protagonist ein Held namens Quake sein sollte. Angelehnt an eine Figur aus den Pen-&-Paper-Abenteuern der Entwickler und ähnlich wie Thor hätte er in diesem Rollenspiel (!) einen mächtigen Hammer schwingen sollen, während er verschiedene Welten bereist. Sogar ein riesiger Drache war mal geplant.
Als id dann aber endlich die Technik programmieren konnte, um dieses Spiel tatsächlich zu erschaffen, verlief die Produktion ganz anders als gedacht, weshalb das ambitionierte Konzept auf Action der Marke Doom herunter gekocht wurde – sehr zum Leidwesen von Ideengeber John Romero, der das Studio nach internen Reibereien letztendlich auch verließ.
Wer Quake dieser Tage spielen will, hat es zwar insofern leicht, als dass das Spiel genau wie seine Erweiterungen und Nachfolger auf
GOG und
Steam erhältlich ist. Allerdings liefern weder die ursprüngliche Software-Version noch GLQuake ein zeitgemäßes, an aktuelle Auflösungen angepasstes Bild.
Abhilfe schaffen Modifikationen, die teilweise den Gesamteindruck stark verändern.
DarkPlaces bietet etwa zahlreiche Optionen und moderne Effekte, aber keine wirklich originalgetreue Darstellung (siehe
Screenshots).
Wem der unverfälschte Eindruck wichtig ist, sollte sich deshalb
Mark V oder
Quakespasm ansehen, wobei Ersteres leichter zu installieren ist – das entspricht jedenfalls auch unserer Erfahrung. Damit spielt ihr Quake im unverzerrten Breitbild ohne zusätzliche Veränderungen, wie wir es auch für unseren
Spielszenen-Zusammenschnitt getan haben.
Dabei wurde das gängige Konzept sogar so weit vereinfacht, dass man zum Betätigen herkömmlicher Schalter oder Öffnen von Türen keine Taste drücken musste, sondern lediglich dagegen laufen. Auf eine Übersichtskarte wurde komplett verzichtet. Und es ist schade, dass sich nicht alles davon durchgesetzt hat, denn durch die Reduktion entstand ein Spielfluss, bei dem man sich voll und ganz auf das zentrale Bewegen und Schießen konzentrieren konnte.
Raketentritt
Vor allen Dingen war Quake aber natürlich der erste Shooter, der praktisch komplett in 3D dargestellt wurde. Jeder Winkel der Umgebung, alle Gegner, sogar die Geschosse sind dreidimensionale Objekte, was sich auf unterschiedliche Art auswirkt. Weil Geschosse etwa in Echtzeit durch den Raum fliegen, muss man mit Vorhalt zielen. Granaten prallen hingegen von Wänden ab, bevor sie durch ein Gitter genau dorthin gelangen, wo sich ein Gegner versteckt.
Nicht zuletzt wurde deshalb auch der Rocket Jump populär: Weil man vom Rückstoß der Raketen und Granaten durch den Raum gedrückt wird, lassen sich Sprünge verlängern bzw. manche Flure deutlich flinker durchqueren als ohne das masochistische Beschleunigen. Besonders Speedrunner und Multiplayer-Profis erspielen sich dadurch entscheidende Vorteile.
Aus Quantität wird Qualität
Abgesehen davon legt man sich in Quake nicht mit gigantischen Monstermassen an, wie das in Doom und erst recht dessen Nachfolger noch der Fall war, sondern kämpft gegen kleine Gruppen, die nicht mordsmäßig intelligent, aber ausgesprochen bissig zur Sache gehen. Ganz allgemein sind die Verhaltensmuster und Animationen der Feinde ausgefeilter, als man es bis dahin kannte. Bestes Beispiel ist der Oger mit seinem Granatwerfer: Tritt man nahe genug an ihn heran, schwingt er seine Kettensäge gen Ranger. Drückt man eine große Ladung Schrot in ihn hinein, plumpst er auf den Allerwertesten.