Prächtige Welten
Destiny hat ein Problem. Ach was: Destiny hat mehr als nur ein Problem! Aber das großartige Artdesign mit seiner tollen Architektur, die abwechslungsreich gestalteten Planeten wie Erde, Mars und Venus mit ihren teils spektakulären Panoramen, verschachtelten Tunnelsystemen sowie sehenswerte Licht- und Partikeleffekten gehören definitiv nicht dazu. Es ist z.B. ein herrlich erhabenes Gefühl, von den Mondkratern aus auf unsere Erde zu blicken, das dynamische Atmosphäre-Schauspiel am Horizont der Venus mit ihrem vorherrschenden Dschungel zu beobachten oder seine Fußspuren im roten Sand des Mars zu hinterlassen, während die Szenerie in ein tolles Licht getaucht wird - schicke Lense-Flares im Stil von J.J. Abrams inklusive. Die mit Ausnahme des Protagonisten überwiegend gute Besetzung professioneller Synchronsprecher, der meist gelungene, wenn auch stellenweise etwas zu pompös aufgetragene Soundtrack mit seiner Mischung aus orchestralen Arrangements und Electro-Klängen sowie die krachenden Effekte runden die starke Präsentation ab. Nur eine Sache stört mich: Trotz all der Pracht wirken die Planeten erschreckend steril. Bis auf ein paar Vögel hier und da vermisst man eine lebendige Fauna und auch die Flora scheint vor allem einem Standard-Baukasten zu entstammen und fängt das potenzielle Flair fremder Planeten deshalb nur im Ansatz ein. Der Dschungel der Venus könnte genauso gut in dieser Form auf der Erde existieren – sieht man vom Drumherum einmal ab. Aber das sind wohl die Folgen der menschlichen Kolonialisierung, bei der auch Atmosphäre und Schwerkraft offensichtlich den Bedingungen auf der Erde angepasst wurden.
Trotzdem: Destiny sieht nicht nur gut aus, sondern hört sich auch klasse an! Und die Areale sind nach Shooter-Maßstäben nicht nur ungewöhnlich weitläufig, sondern auch angenehm offen. So gibt es doch einiges an und unter der Oberfläche zu erkunden, wobei sich größere Distanzen einfach mit diversen Vehikeln überbrücken lassen, die man
Das Artdesign der Welten ist klasse.
nach einem Hack des jeweiligen Planeten-Sicherheitssystems jederzeit anfordern kann. Brettert man z.B. mit einem Sparrow durch die dichten Wälder der Venus, werden nicht nur aufgrund der kreischenden Triebwerke Erinnerungen an die Speeder-Bike-Szene aus Star Wars: Episode 6 bei der Verfolgungsjagd auf Endor wach.
Die große Freiheit?
Allerdings entpuppen sich die auf den ersten Blick gewaltigen Ausmaße der Spielwelt relativ schnell als Illusion, denn zum einen schränken künstliche Begrenzungen die Bewegungsfreiheit ein und zum anderen sind die Areale längst nicht so groß, wie es die verschiedenen Zonen auf der Karte suggerieren. Zieht man MMO-Maßstäbe heran, wirken die Areale auf den Planeten sogar relativ klein und spielen eher in der Liga von Mehrspielerkarten eines Battlefield 4 – eine Tatsache, die man vor allem beim freien Erkunden oder dem Absolvieren von Patrouillen-Missionen realisiert. Dort wird man neben anderen redundanten Aufgaben wie dem Sammeln von belanglosen Ressourcen bei getöteten Feinden auch gerne zwecks langweiligen Vermessungsaufträgen von einem ans andere Ende der Karte geschickt, um dann für zehn Sekunden an der markierten Stelle zu verharren – geht es noch öder? So wäre z.B. ein Zeitlimit bei manchen Aufträgen eine willkommene Modifikation gewesen. Oder ein Renn-Modus, in dem man sich in Sparrows oder anderen Vehikeln in bester WipEout-Manier Duelle gegen andere Hüter liefert.
Mit dem Sparrow und anderen Vehikeln ist man mobil.
Deutlich gelungener und abwechslungsreicher sind die Bounty-Missionen, die im Deutschen neben anderen fragwürdigen Begriffen etwas unglücklich mit „Beutezügen“ übersetzt wurden: Hier stellt man sich auf Wunsch seine eigenen Herausforderungen zusammen, um sich weitere Erfahrungspunkte und / oder Ausrüstung zu verdienen. Dazu zählen z.B. das Ausschalten von Boss-Gegnern oder das Töten von 100 Feinden, ohne dabei einmal zu sterben. Die Liste an Aufträgen, die man im Turm als zentralem Treffpunkt innerhalb der Destiny-Spielwelt jederzeit beim Beutezug-Aufseher einsehen kann, wird dabei regelmäßig aktualisiert, wiederholen sich aber nach kurzer Zeit. Insgesamt darf man sich maximal fünf Beutezüge parallel aufladen, sie auf Wunsch aber auch abbrechen, um sie z.B. gegen andere Herausforderungen einzutauschen. Diese erledigt man nicht nur im Rahmen der Patrouille, sondern auch innerhalb der Mini-Raids, die hier Strikes genannt werden, in kompetitiven Mehrspieler-Partien oder den Story-Missionen. Letztere leiden allerdings nicht nur am häufigen Aufsuchen bereits bekannter Schauplätze („Backtracking“), sondern werden auch ihrem Namen kaum gerecht.