Vorschau: Blue Protocol (Rollenspiel)

von Jonas Höger



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Die Monetarisierung von Blue Protocol

Blue Protocol wird gleich mit mehreren Monetarisierungsmethoden gewürzt. Obwohl Season Pass, Loot-Boxen und Founder Packs einen bitteren Geschmack hinterlassen, will man immerhin nur rein kosmetische Gegenstände für Echtgeld anbieten.
Blue Protocol wird gleich mit mehreren Monetarisierungsmethoden gewürzt: Season Pass, Loot-Boxen und Founder Packs.
Wenn es um die Monetarisierung geht, dann hat sich Blue Protocol an dem „Besten“ orientiert, dass die moderne Gaming-Industrie zu bieten hat: Der normale, kostenlose Season Pass kann zu zwei verschiedenen Varianten aufgewertet werden, es gibt Founder Packs mit einzigartigen Gegenständen und Loot-Boxen sind auch noch geplant. Immerhin: Stand jetzt soll das alles ausschließlich kosmetischer Natur sein und nicht das Gameplay beeinflussen. „Fun and fair“ lautet die Devise, wie Mike Zadorojny im Gespräch mehrfach betont: „Wenn jemand etwas kauft, dann hat derjenige nicht zwangsläufig einen kompetitiven Vorteil gegenüber demjenigen, der das nicht tut.“

Ob sich das am Ende auch so bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Während allein die bloße Existenz von Loot-Boxen verteufelt gehört, hat man sich für die westliche Version von Blue Protocol wenigstens Gedanken gemacht, den Glücksspielfaktor ein wenig zu reduzieren. Die zufallsbasierten Kisten sollen alle Nase lang garantiert einen hochwertigen Gegenstand ausspucken und Items, die euch nicht gefallen oder die ihr doppelt zieht, lassen sich in eine Währung umwandeln, die ihr dann im Shop anderweitig investieren könnt.

Dass es sich dabei um eine andere Währung handelt als die, die ihr mit Echtgeld kaufen kann, ist eine der typischen Monetarisierungs-Krankheiten, bei der sich Blue Protocol offenbar bei anderen Free-2-Play-Titeln angesteckt hat. Mit dem Season Pass, der auf Bezahlstufen klassischerweise mehr Belohnungen ausspuckt, darunter auch Vergünstigungen von zukünftigen Season Passes, orientiert man sich ebenfalls an bekannten Beispielen. Nichtsdestotrotz hält man daran fest, dass die Möglichkeit, „die Geschichte von Anfang bis Ende durchzuspielen, ohne etwas kaufen zu müssen“, eines der Kernkonzepte sei.

Im Westen was Neues: Unterschiede zur japanischen Version

Blue Protocol-Interessierte haben bereits davon gehört: Es wird Unterschiede zwischen der westlichen und der japanischen Version geben.
Blue Protocol-Interessierte haben bereits davon gehört: Es wird Unterschiede zwischen der westlichen und der japanischen Version geben.
Wer sich mit Blue Protocol bereits beschäftigt oder Lost Ark gespielt hat, den dürfte nicht überraschen, dass die 2024 bei uns erscheinende Version des MMORPGs ein paar Unterschiede zur japanischen Variante aufweist. „Wir wollen das Spiel nicht zensieren“, erläutert Mike Zadorojny, „wir versuchen nur, es zugänglich zu machen. Und dass Spieler das Gefühl haben, es handelt sich um eine einladende Umgebung.“ Um das zu gewährleisten, entschied man sich dafür, vor allem den Outfits jüngerer Charaktere mehr Stoff zu verpassen.

Grund dafür sei neben einer erhöhten „kulturellen Sensibilität für die Art, wie sich Kinder anziehen“ auch die Altersfreigabe: Für Blue Protocol strebt man hier im Westen nämlich das T-Rating an, wobei das „T“ für „Teenager“ steht und ab 13 Jahren gilt. Wie diese Selbstregulation in der Praxis aussieht, haben bereits Leaks vor einigen Monaten gezeigt, in denen unter anderem der bauchfreie Teil einiger Oberteile aus der japanischen Version bedeckt wurde. Welche Unterschiede Spieler hier im Westen noch erwarten können und was Spielwelt, Geschichte, NPCs und Nebenquests in petto haben, erfahren wir dann irgendwann 2024, wenn Blue Protocol für den PC, die PlayStation 5 und die Xbox Series X | S erscheint.
 

AUSBLICK



Abgesehen von den Multiplayer-Dungeon-Raids lässt sich nach der knappen Stunde Anspielzeit für mich noch sehr schwer beurteilen, wie gut Blue Protocol letztendlich als MMORPG funktionieren wird, und wieviel es für Genre-Fans zu bieten hat. Von der offenen Fantasy-Welt Regnas habe ich schlicht zu wenig gesehen, für Nebenquests, NPC-Gequatsche oder gar wirkliche Einblicke in die Geschichte hat die Zeit auch nicht gereicht. Was bleibt, ist ein solider Eindruck in Sachen Optik und Kampfsystem: Blue Protocol kann sich mit seinem glatt geschliffenen Cel-Shading-Look nicht von der Konkurrenz abheben, bietet aber eine hübsche Kulisse für die unzähligen Stunden, auf die MMORPGs in der Regel ausgelegt sind. Das Kampfsystem wirkt derweil komplex genug, um Action-Veteranen zu begeistern, entfaltet in den Auseinandersetzungen gegen Standardgegner aber nicht sein volles Potenzial, was Neulingen zugutekommt. Dafür keimt in mir die gleiche Singleplayer-Hoffnung auf, die sich seinerzeit schon bei Genshin Impact bewahrheitet hat: Wer keine Lust auf Online-Gedöns mit anderen Spielern hat, kann die Hauptgeschichte von Blue Protocol ganz in Ruhe allein genießen und muss dabei keinen Cent ausgeben – wenn man den kosmetischen Verlockungen und den manipulativen Mikrotransaktionen widerstehen kann.

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Kommentare

Mondfeder schrieb am
Für mich scheidet schon das Spiel aus, da es zensiert wird, aber auch beim Lesen der Vorschau, sticht nicht wirklich etwas hervor. Man kann davon ausgehen, dass es sich maximal bis zwei Jahre halten und wenn nicht, dann mit einem besonderen Content-Patch gerettet, wieder Offline genommen wird.
Ich hätte mal richtig Lust auf ein MMORPG, aber dann bitte kein Asiatisches, kein Gatcha, kein Free2Play und Mikrotransaktionen, die dein Fortschritt pushen. Auch mal Erwachsene Themen, ohne ins barbarische Setting abzuwandern (Conan gähn) oder irgendwelche Zensur, weil sich irgendwelche religiösen Spinner in den USA daran stören könnten.
Da ist selbst WoW noch innovativer gegen, selbst Classic. Ich mein, warum kann man nach so vielen Jahren in dieses asiatischen MMORPGs noch immer kleine Tiere zähmen? Warum werden immer so komische Misch-Hybridklassen geschaffen, die keiner klaren Gruppen-Balance Struktur folgen und warum werden diese Spiele nie zu Ende entwickelt (unsichtbare Wände, viele fehlende Funktionen, und durchdachte Chatsysteme).
schrieb am