Punkt, Punkt, Komma, Strich
Materialien wie Käse lassen sich direkt auf den Schirm zeichnen. Manchmal lädt die Vita aber vorher ein paar Sekunden. Auch das Blättern durch die Menüs passt gut zum Touchscreen.
Das Schöne am Editor ist, dass er die Vorteile des Touchscreens und der klassischen Steuerung miteinander verbindet. Es ist kein völlig neues Erlebnis und benötigt durch die verschachtelten Menüs und die manchmal etwas zickige Kamera eine gewisse Einarbeitungszeit, dann klappt das Kritzeln aber gut. Nachdem das Grundgerüst fertig ist, geht es ans Feintuning. Das Feilen an Plattformen, Fallen und Dekorationen verschlingt selbst bei einfachen Levels gut und gerne mehrere Stunden. Ungeduldige Menschen sollten also lieber zu
Sound Shapes oder
Gameglobe greifen, denn dort gibt es deutlich schnellere Erfolgserlebnisse. In den einfacher gestrickten Baukästen der beiden Titel sind Objekte genauer mit einer bestimmten Funktion verknüpft. Platziere ich z.B. einen Piraten in seinen Gameglobe-Level, verhält er sich im Spiel nach Schema F und greift den Spieler an.
Das erleichtert mir die Arbeit, bietet mir aber auch weniger Freiheiten als in LittleBigPlanet, wo ich ganz eigene Gegner designen und programmieren kann – bis hin zu feinsten Bewegungen, Reaktionen und Mikrochip-Schaltungen. Damit es nicht zu umständlich wird, kann man aber auch bei Sony Vorlagen von größeren Figuren und Konstruktionen benutzen oder speichern. Das Schöne an der Komplexität ist, dass sie so süchtig macht wie kein anderer Editor. Gestern Abend wollte ich z.B. nur noch ein paar Details an meinem Level verschönern. Gefühlte fünf Minuten später war es 1 Uhr nachts.
Nur noch ein Hüpfbrett…
Ein Blick auf unsere ersten Gehversuche: Die eckigen Plattformen haben wir mit dem präziseren Analogstick gezogen, das krumme Exemplar mit dem Finger gezeichnet.
Irgendwas gibt es schließlich immer zu verbessern: Diese Stacheln sehen doch viel cooler aus, wen sie unter Strom stehen! Und die große Videokassette braucht unbedingt noch meine Grimasse als Etikett. Wer möchte, kann seine Fotos direkt mit Vorder- oder Rückseitenkamera erstellen und sie überall hin pappen. Außerdem fehlt den Silizium-Platinen noch eine coole Beleuchtung – also klebe ich flugs noch ein paar Neonröhren dran.
In die Lücke kurz vor dem Ziel klebe ich noch ein Sprungbrett, damit niemand in der Sackgasse landet. Anderswo müssen natürlich auch noch dutzende Sprungbretter ausgelegt werden - von denen kann man nie genug einbauen. Und Preisblasen natürlich, wie konnte ich die nur vergessen! Besonders spaßig ist wieder der Kreatinator, mit dem man selbst entworfene Projektile wie tödliche Kühe verschießt. Obwohl ich meine Kreation schon mit einigem Gerümpel vollgekleistert habe, ist die Komplexitätsanzeige noch weit im grünen Bereich. Einige der Nutzer-Levels und die Kampagne zeigen bereits, dass die Engine beinahe fast so komplexe Konstruktionen flüssig animieren kann wie auf der PS3. Und wenn ein Level nicht ausreicht, verbindet man ihn es einfach mit einem weiteren und verpasst dem Ganzen noch ein schönes Intro-Filmchen im entsprechenden Editor. Nur in manchen Story-Abschnitten geht die Bildrate etwas in die Knie und es kommt zu leichten Slowdowns.
Kurs für Fortgeschrittene
Die zahlreichen Bonuslevels sprühen vor Abwechslung: Vom Retro-Shooter über einen Doodle-Jump-Verschnitt bis hin zu Zwei-Spieler-Duellen ist alles Mögliche dabei.
Zum Schluss meiner Bastelstunde füge ich noch Checkpoints, einen urbanen Hochhaus-Hintergund und einen angemessen technoides Oldskool-Musikstück hinzu. Der Soundtrack klingt übrigens richtig gut; vor allem, weil sich die Komponisten experimentierfreudig zeigen. Von einem Mix aus Drum-n-Bass und Orchestermusik bis hin zu Hardcore Breaks und einem Polka-Remix eines Stücks aus dem Vorgänger ist eine Vielzahl von Stilen vertreten.
Wer sich schon etwas sicherer beim Basteln fühlt, kann auch Shoot-em-ups, Spiele mit Touchscreen-Unterstützung oder andere speziellen Genretitel erschaffen. Wie das funktioniert, erklären die 67 Tutorials, in denen der liebenswert verschrobene Erzähler die Feinheiten erklärt.