Maßlose Abzocke?
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Der GPS-Visualizer ist ein interessantes Feature, das aber wie der B-Spec-Modus erst in zukünftigen Updates nachgereicht wird.
In den letzten Tagen und Wochen sorgte eine Meldung für Aufsehen: In Gran Turismo 6 wird es möglich sein, sich über Mikrotransaktionen zusätzliches Guthaben für die Spielwährung mit echtem Geld zu kaufen, welches u.a. die Anschaffung neuer Wagen ermöglicht. Rechnet man die Beträge um, muss man für eines der teuersten Autos im Spiel, den 20 Millionen teuren Jaguar XJ 13, satte 150 Euro auf den Tisch legen. Ja, es ist eine traurige Premiere, dass diese Pest jetzt auch schon in Gran Turismo angekommen ist, wobei man immerhin festhalten muss, dass die Investition in Mikrotransaktionen nicht zwingend notwendig ist, um im Spiel voran zu kommen. Noch nicht. Genauer gesagt verschafft man sich durch den frühen Kauf leistungsstärkerer Boliden keinen Vorteil. Im Gegenteil: Die Veranstaltungen, in denen vornehmlich solche Geschosse zum Einsatz kommen und mit üppigen Preisgeldern den Kontostand in die Höhe schießen lassen, sind alle gesperrt und lassen sich auch nicht vorzeitig durch echtes Geld freischalten. Stattdessen muss man auch als stolzer Jaguar-Besitzer brav die nötigen Sterne in den Anfänger-Events sammeln und die üblichen Lizenzprüfungen absolvieren, um Zugang zu höheren Klassen zu bekommen. Zudem wird man auch nicht ständig dazu gegängelt, doch bitte Geld in Mikrotransaktionen zu investieren. Selbst wenn die Kohle zur Anschaffung des Luxus-Sportwagens wird man nur freundlich darauf hingewiesen, dass das vorhandene Guthaben nicht ausreicht, ohne gleich zum Store weitergeleitet oder auf dessen Angebote hingewiesen zu werden. Trotzdem: Angesichts solcher Summen fragt man sich zurecht, ob Sony bei der Preisgestaltung nicht jedes Maß verloren hat. Alleine die Möglichkeit, für umgerechnet 150 Euro ein Fahrzeug in einem Vollpreis-Spiel vorzeitig freischalten zu können, ist schon ein Unding. Deshalb kann ich wieder nur an jeden appelieren: Bringt diesen Testballon ganz schnell zum Platzen, indem ihr diesen Mist nicht mitmacht und boykottiert!
Exotische Modelle finden sich ebenfalls.
Ja, man verschafft sich durch die Mikrotranskationen hier „nur“ einen zeitlichen Vorteil, der keinen Einfluss auf die Spielbalance hat. Trotzdem fällt auf, dass das Spieldesign leicht umgekrempelt wurde, um das Füllen der Garage zu erschweren. Zwar bekommt man beim Abschluss von Veranstaltungen immer noch die gleichen Siegprämien ausgezahlt wie im Vorgänger und auch die Autopreise bei den Händlern wurden nicht erhöht, doch bei Geschenken ist man hier deutlich knauseriger: Landete in GT5 nach nahezu jedem abgeschlossenen Pokal oder einer gewonnenen Meisterschaft ein neuer Bolide im Geschenkkorb, wird man mittlerweile nur noch sporadisch und selten mit einem Preis auf vier Rädern belohnt. Immerhin kann man Autos im Gegensatz zu Forza 5 auch wieder verkaufen, um sein Guthaben aufzubessern. Beim Gebrauchtwagenhändler landet das Fahrzeug dann allerdings nicht: Er wurde kurzerhand aus dem Spiel gestrichen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, war er doch eine gute Gelegenheit, günstig an Flitzer heran zu kommen. In GT6 ist dagegen nur den Kauf von Neuwagen möglich, für deren Anschaffung man länger „grinden“ muss. Die optionalen Marken-Rennen setzen zudem immer ein bestimmtes Modell zur Teilnahme voraus – und das will natürlich erst gekauft werden und wird nicht gestellt. Überhaupt kann man seine hart verdienten Credits schnell wieder loswerden, indem man z.B. auch noch in seine Ausrüstung investiert und sich dabei sogar Original-Outfits von berühmten Rennfahrern wie F1-Ikone Ayrton Senna für läppische 500.000 Credits anschafft.
Einfluss auf das Spieldesign?
In meinen Augen erfüllt die Beschränkung auf Neuwagen und das Angebot teurer Extras vor allem einen Zweck: Der Kontostand soll möglichst niedrig gehalten werden, damit man als Spieler vielleicht doch in die Versuchung gerät, mit Mikrotranskationen das Guthaben aufzustocken, wenn einen der nächste Ferrari oder Lamborghini wieder so anlächelt. In diesem Zusammenhang ist es außerdem schade, dass Preisgelder nicht wie in Forza in Relation zum gewählten Anspruch höher oder niedriger ausfallen. Hier spielt es also keine Rolle, ob man mit oder ohne Fahrhilfen um den Sieg kämpft, denn die Prämie ist immer gleich hoch (oder niedig). Mit dem B-Spec-Modus fällt außerdem eine weitere Einnahme-Quelle flach: Er soll zusammen mit dem Streckeneditor und dem innovativen GPS-Tracker erst mit einem späteren Update nachgereicht werden. Wie schon sein Vorgänger wird also auch Gran Turismo 6 in einer unvollständigen Version auf den Markt gebracht – und das, obwohl man sich zum Start bereits einen knapp 1,5 Gigabyte großen Patch laden darf. Da passt es ins Bild, dass auch der eine oder andere Bug noch vorhanden ist: So ist es mit bei einem Rennen rund ums Matterhorn mehrfach passiert, dass ich plötzlich auf den letzten Platz zurückversetzt wurde, obwohl ich eigentlich zweiter war oder sogar in Führung lag. Warum? Weil das Spiel – aus welchem Grund auch immer – beschlossen hat, mich eine Runde nach hinten zu setzen. Auch bei den Ladezeiten besteht noch Optimierungsbedarf: Zwar muss man keine stundenlange XL-Installation mehr auf sich nehmen, aber dafür recht lange warten, bis Strecken und Fahrzeuge den Weg von der Blu-ray in den Speicher der PS3 finden.