Fallout Serie: Von Tim Cain bis Todd Howard
Fallout. Fallout bleibt nie gleich: Die Rollenspiel-Reihe hat in ihrer mittlerweile rund
27 Jahre alten Historie verschiedene Höhen und Tiefen erlebt. 1997 aus der Feder der Black Isle Studios als geistiger Nachfolger von Wasteland erdacht, wurde das Franchise zehn Jahre später aufgrund der drohenden Insolvenz von Publisher Interplay an die
The Elder Scrolls-Entwickler von Bethesda Softworks verkauft. Statt 2D- gab es fortan 3D-Welten, und anstatt Vogelsperpektive durfte man das postapokalyptische Amerika aus der Third- und First-Person-Sicht erkunden. Unter der Schirmherrschaft von Game Director Todd Howard wurde Fallout populärer als jemals zuvor, musste aber auch den zwischenzeitlichen Tiefpunkt in Form des Online-Ausflugs
Fallout 76 verkraften. Am Ende ein Imagekratzer, aber längst kein Weltuntergang.
Spielerisch ist die Reihe derweil ein Stück weit auf Eis gelegt: Nach dem Weltraum-Abenteuer
Starfield widmet sich Bethesda der Entwicklung von
The Elder Scrolls 6. Erst danach soll ein
Fallout 5 folgen, dessen Veröffentlichung somit wohl eher
nicht vor 2030 erfolgen wird. Zum Glück gibt es ein paar künftige Trostpflaster: Die Ende April erscheinende Modifikation
Fallout London beispielsweise, die euch auf Basis von
Fallout 4 in die britische Hauptstadt schickt und damit erstmals einen Blick außerhalb Amerikas gewährt, wenn auch natürlich inoffiziell.
Die andere Alternative?
Amazon. Der US-Versandriese sicherte sich bereits vor Jahren die Zusammenarbeit mit Bethesda, um eine
Serienumsetzung in Angriff zu nehmen. An vorderster Front? Das Westworld-Duo Jonathan Nolan und Lisa Joy, sowie die Showrunner Geneva Robertson-Dworet (Captain Marvel, Tomb Raider) und Graham Wagner (Silicon Valley, Portlandia). Erzählt wird in guter alter Franchise-Tradition eine
ganz eigene Geschichte, die alte und neue Fans abholen soll, aber insbesondere Erstere an einigen Stellen überraschen dürfte.
Wenn die Endzeit direkt kickt
Wer sich im Vorfeld Sorgen darüber gemacht hat, ob Fallout als Serie die
Atmosphäre der Spielvorlage einfangen kann, der kann unbesorgt sein: Von der ersten bis zur letzten Minute versprüht die Serie den Endzeit-Flair, den man sich als Fan erhofft. Egal ob Pip-Boy, Retro-Computer, die klaustrophobischen aber doch irgendwie charmant-modern wirkenden Vaults, die Kleidung oder die von den Atombomben verwüstete, teilweise in Schutt und Asche zerlegte und von der Natur zurückeroberte Welt an der Oberfläche – Fallout ist stets authentisch und manches Set sieht fast so aus, als könnte es direkt aus einem der Spiele stammen. Insbesondere die von Vault-Tech geprägte
blau-gelbe Ästhetik rund um den Vault-Boy ist omnipräsent, aber wird einem trotzdem nicht ins Gesicht gedrückt nach dem Motto "Schau! Wir sind eine Fallout-Serie!", sondern wirkt auf natürliche Art und Weise eingebaut, ohne, dass es von den anwesenden Charakteren besonders kommentiert werden muss.
Überhaupt hält sich Fallout mit dem für einige Serien und Filme mittlerweile fast schon krankhaften "Exposition Dumping" sehr zurück.
Neulinge werden nicht an die Hand genommen, was es mitunter etwas schwer machen kann, wenn man bislang gar keinen Kontakt zur Reihe hatte: Namen, Fraktionen und Jahreszahlen werden oftmals ganz beiläufig erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Wo manche Momente bei Fallout-Fans für
leuchtende, mitunter vielleicht auch skeptische Augen sorgen, dürften unerfahrene Zuschauer manchmal nur mit einem Fragezeichen zurückbleiben.
Glücklicherweise sind die meisten solcher Randerwähnungen kaum relevant, um die
Haupthandlung zu verstehen. Auch Neueinsteiger werden, sobald sie mit der ungewöhnlichen Welt warm geworden sind, die wichtigsten Eckpunkte verstehen können, wobei ihnen vermutlich die Tragweite hin und wieder entgeht. Immerhin, so spoilerfrei wie nur möglich meinerseits ausgedrückt, bringt die Fallout-Serie die eine oder andere Tatsache ins Licht, über die man in den Spielen bislang nur spekulieren konnte. Manches davon könnte sogar
direkte Auswirkungen auf ein Fallout 5 haben, auch wenn es zu dessen geplanter Handlung natürlich noch keine Informationen gibt.