Special: Fallout Serie (Filme & Serien)

von Sören Wetterau



Fallout Serie: Die unterhaltsame Postapokalypse bei Amazon - Bildquelle: Amazon MGM Studios, Bethesda Softworks - bearbeitet mit Adobe Photoshop
Wie schlägt sich die postapokalyptische Welt als Serie?
Entwickler:
Publisher: Amazon
Release:
12.04.2024
Spielinfo
Nach dem Ende des gigantischen Superhelden-Hypes hat Hollywood längst etwas Neues in Petto: Videospielverfilmungen. Zugegeben, allzu neu ist das nicht, denn schon in der Vergangenheit wollten Studios und Regisseure die mal mehr und mal weniger spannenden Geschichten eines anderen Mediums auf die große Leinwand bringen – mit meist überschaubarem qualitativen und finanziellem Erfolg. Mittlerweile hat sich das geändert: Mario und Sonic sind im Kino kein Fremdscham-Material und bei den Serien trumpften The Last of Us bei HBO, Arcane bei Netflix und Halo bei Paramount+ auf. Mit Fallout will nun auch Amazon ins oberste Regal greifen, inszeniert von Jonathan Nolan, dem Westworld-Erfinder und Bruder von Oscar-Preisträger Christopher Nolan. Wir konnten die erste Staffel bereits komplett sehen und verraten euch in unserer spoilerfreien Kritik, ob sich der mehrstündige Serienausflug lohnt.

Fallout Serie: Von Tim Cain bis Todd Howard

Fallout. Fallout bleibt nie gleich: Die Rollenspiel-Reihe hat in ihrer mittlerweile rund 27 Jahre alten Historie verschiedene Höhen und Tiefen erlebt. 1997 aus der Feder der Black Isle Studios als geistiger Nachfolger von Wasteland erdacht, wurde das Franchise zehn Jahre später aufgrund der drohenden Insolvenz von Publisher Interplay an die The Elder Scrolls-Entwickler von Bethesda Softworks verkauft. Statt 2D- gab es fortan 3D-Welten, und anstatt Vogelsperpektive durfte man das postapokalyptische Amerika aus der Third- und First-Person-Sicht erkunden. Unter der Schirmherrschaft von Game Director Todd Howard wurde Fallout populärer als jemals zuvor, musste aber auch den zwischenzeitlichen Tiefpunkt in Form des Online-Ausflugs Fallout 76 verkraften. Am Ende ein Imagekratzer, aber längst kein Weltuntergang. 

Spielerisch ist die Reihe derweil ein Stück weit auf Eis gelegt: Nach dem Weltraum-Abenteuer Starfield widmet sich Bethesda der Entwicklung von The Elder Scrolls 6. Erst danach soll ein Fallout 5 folgen, dessen Veröffentlichung somit wohl eher nicht vor 2030 erfolgen wird. Zum Glück gibt es ein paar künftige Trostpflaster: Die Ende April erscheinende Modifikation Fallout London beispielsweise, die euch auf Basis von Fallout 4 in die britische Hauptstadt schickt und damit erstmals einen Blick außerhalb Amerikas gewährt, wenn auch natürlich inoffiziell.

Die andere Alternative? Amazon. Der US-Versandriese sicherte sich bereits vor Jahren die Zusammenarbeit mit Bethesda, um eine Serienumsetzung in Angriff zu nehmen. An vorderster Front? Das Westworld-Duo Jonathan Nolan und Lisa Joy, sowie die Showrunner Geneva Robertson-Dworet (Captain Marvel, Tomb Raider) und Graham Wagner (Silicon Valley, Portlandia). Erzählt wird in guter alter Franchise-Tradition eine ganz eigene Geschichte, die alte und neue Fans abholen soll, aber insbesondere Erstere an einigen Stellen überraschen dürfte.

Wenn die Endzeit direkt kickt

Wer sich im Vorfeld Sorgen darüber gemacht hat, ob Fallout als Serie die Atmosphäre der Spielvorlage einfangen kann, der kann unbesorgt sein: Von der ersten bis zur letzten Minute versprüht die Serie den Endzeit-Flair, den man sich als Fan erhofft. Egal ob Pip-Boy, Retro-Computer, die klaustrophobischen aber doch irgendwie charmant-modern wirkenden Vaults, die Kleidung oder die von den Atombomben verwüstete, teilweise in Schutt und Asche zerlegte und von der Natur zurückeroberte Welt an der Oberfläche – Fallout ist stets authentisch und manches Set sieht fast so aus, als könnte es direkt aus einem der Spiele stammen. Insbesondere die von Vault-Tech geprägte blau-gelbe Ästhetik rund um den Vault-Boy ist omnipräsent, aber wird einem trotzdem nicht ins Gesicht gedrückt nach dem Motto "Schau! Wir sind eine Fallout-Serie!", sondern wirkt auf natürliche Art und Weise eingebaut, ohne, dass es von den anwesenden Charakteren besonders kommentiert werden muss.

Überhaupt hält sich Fallout mit dem für einige Serien und Filme mittlerweile fast schon krankhaften "Exposition Dumping" sehr zurück. Neulinge werden nicht an die Hand genommen, was es mitunter etwas schwer machen kann, wenn man bislang gar keinen Kontakt zur Reihe hatte: Namen, Fraktionen und Jahreszahlen werden oftmals ganz beiläufig erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Wo manche Momente bei Fallout-Fans für leuchtende, mitunter vielleicht auch skeptische Augen sorgen, dürften unerfahrene Zuschauer manchmal nur mit einem Fragezeichen zurückbleiben.

Glücklicherweise sind die meisten solcher Randerwähnungen kaum relevant, um die Haupthandlung zu verstehen. Auch Neueinsteiger werden, sobald sie mit der ungewöhnlichen Welt warm geworden sind, die wichtigsten Eckpunkte verstehen können, wobei ihnen vermutlich die Tragweite hin und wieder entgeht. Immerhin, so spoilerfrei wie nur möglich meinerseits ausgedrückt, bringt die Fallout-Serie die eine oder andere Tatsache ins Licht, über die man in den Spielen bislang nur spekulieren konnte. Manches davon könnte sogar direkte Auswirkungen auf ein Fallout 5 haben, auch wenn es zu dessen geplanter Handlung natürlich noch keine Informationen gibt.

Kommentare

starhorst schrieb am
Bin jetzt bei Folge 8 und sehr zufrieden. Viele schöne kleine Anspielungen auf die Spiele und mit Liebe umgesetzte Details. Vom gore level war ich etwas überrascht, bis mir eingefallen ist, dass man im Spiel ja auch alles an Extremitäten abschießen kann. :D Bisschen witzig, wie einer der Charaktere irgendwann genervt feststellt, dass er sich ständig von irgendwelchem Quatsch Sidetracken lässt, statt seiner Haupt Quest zu folgen. Hier hat das Studio echt was solides abgeliefert. Kein Plan wie es bei den Hardcore Fallout Nerds ankommt, aber ich finds klasse. Um Fallout gibts vermutlich aber keine so krasse religiöse Fanatiker, wie bei Star Wars oder Star Trek.
ray2077 schrieb am
Ich denke mal, ob es sich lohnt sollte jeder selber entscheiden.
ZackeZells schrieb am
schockbock hat geschrieben: ?12.04.2024 16:00
ZackeZells hat geschrieben: ?12.04.2024 15:47 Die Serie wird für mich das Spiel nicht korrekt abbilden, ausser man sieht Menschen die vollbeladen Loot jeglicher Art ins "Hauptquartier" tragen - in jeder Szene :ugly:
Die schleppen dann wie postapokalyptische Weihnachtsmänner in einem Jutesack, den sich über die Schulter geworfen haben, Ventilatoren, Toaster, Schreibmaschinen, Schraubenschlüssel, nukleares Material, Knochen und ähnliches mit sich durch die Gegend.
Exakt - Wir sollten einen Fallout Film zusammen drehen!
schockbock schrieb am
ZackeZells hat geschrieben: ?12.04.2024 15:47 Die Serie wird für mich das Spiel nicht korrekt abbilden, ausser man sieht Menschen die vollbeladen Loot jeglicher Art ins "Hauptquartier" tragen - in jeder Szene :ugly:
Die schleppen dann wie postapokalyptische Weihnachtsmänner in einem Jutesack, den sich über die Schulter geworfen haben, Ventilatoren, Toaster, Schreibmaschinen, Schraubenschlüssel, nukleares Material, Knochen und ähnliches mit sich durch die Gegend.
ZackeZells schrieb am
Die Serie wird für mich das Spiel nicht korrekt abbilden, ausser man sieht Menschen die vollbeladen Loot jeglicher Art ins "Hauptquartier" tragen - in jeder Szene :ugly:
Dialoge werden unterbrochen, da der Protagonist nur darauf aus ist das Hinterland aufzuräumen - A (Wo)Man on a Mission!
schrieb am