Schönes Streckenpaket
Schön dagegen, dass man das Streckenangebot aufgestockt hat: Während Forza 5 zum Start noch mit einer mageren Auswahl enttäuschte, finden sich hier zum einen die per DLC im letzten Teil nachgereichten Kurse wie Long Beach oder der Nürburgring mit seinen diversen Layouts, sondern auch einige Neuzugänge. Dazu zählen u.a. die amerikanische Traditionsstrecke Watkins Glen, der noch relativ junge Circuit of the Americas in Texas, das Tifosi-Hauptquartier in Monza oder Exoten wie Lime Rock Park, die man sonst nicht aus Rennspielen kennt und Klassiker wie Le Mans, Silverstone, den Mount Panorama Circuit im australischen Bathurst, den Hockenheimring oder Indianapolis hervorragend ergänzen. Zwar fällt auf, dass die Auswahl mit weiteren Abstechern nach Sebring, Road Atlanta, Road America und dem weiteren Neuzugang Daytona sehr USA-lastig ist und ruhig noch mehr internationale Rennschauplätze wie Suzuka, Imola oder Zandvoort auffahren könnte, doch liefert Turn 10 gerade im Vergleich zum mageren Vorgänger ein überzeugendes Paket ab, das auch durch die zusätzlichen Variationen beim Streckenlayout für Abwechslung sorgt.
Statik statt Dynamik
Der Lime Rock Park zählt zu den Neuzugängen im attraktiven Streckenaufgebot.
So schön die lang ersehnte Ankunft von Regen- und Nachtrennen innerhalb von Forza Motorsport und deren famose Umsetzung auch ist, gibt es leider den einen oder anderen Dämpfer zu verdauen: Zum einen stehen beide Variationen – übrigens genau wie bei Wettbewerber Gran Turismo – nicht auf allen, sondern nur auf recht wenigen ausgewählten Strecken wie Spa, Le Mans oder dem ebenfalls neu dazugestoßenen Brands Hatch zur Verfügung, das zusammen mit Silverstone dem britischen Schmuddelwetter alle Ehre macht. Dies allerdings niemals in Kombination mit der Dunkelheit, denn bei Nachtrennen ist der Asphalt immer trocken.
Zum anderen fehlt die Dynamik, durch die sich zuletzt Project Cars oder auch F1 2015 ausgezeichnet haben. Man wird hier also genauso wenig eine Wetterentwicklung beobachten können wie ein Voranschreiten der Tageszeit – sei es in Echtzeit oder skaliert. Stattdessen wird für alle Strecken nur ein vorbestimmter „Ist-Zustand“ an einem festgelegten Zeitpunkt geboten, der sich nicht verändert. Pfützen befinden sich folglich immer exakt an der gleichen Stelle und auch die Asphalttemperatur bleibt zusammen mit den Streckenbedingungen konstant – ganz im Gegensatz zu PC-Simulationen wie Assetto Corsa oder iRacing, wo der zunehmende Gummiabrieb auf der Ideallinie z.B. das Grip-Niveau merklich beeinflusst. Das dürfte dann auch eine der Baustellen werden, denen sich Creative Director Dan Greenawalt und sein Team bei der Weiterentwicklung zu Forza Motorsport 7 annehmen könnten. Gleichzeitig fällt durch die Festlegung ein Faktor weg, der in anderen Rennspielen für Spannung sorgt: der Reifenpoker. Doch Boxenstopps spielen abgesehen von den kurzen Veranstaltungen
Neben Serien- und Tourenwagen findet man auch Formel-Boliden und LeMans-Prototypen im Fuhrpark.
ohnehin keine große Rolle, denn obwohl man die Schäden beim Besuch an der Garage wieder reparieren lassen kann, fehlt von einer animierten Boxencrew immer noch jede Spur – schade.
Das perfekte Setup
Allerdings kann man nicht nur als Pilot mit der Fahrkunst hinter dem Steuer glänzen, sondern auch die Aufgaben des Mechanikers selbst in die Hand nehmen. Die Setup-Einstellungen offerieren wieder die gewohnt umfangreichen Möglichkeiten, wie man sie aus den Vorgängern kennt: Vom Reifendruck über die Getriebeübersetzung bis hin zu Feinjustierungen am Fahrwerk, der Aerodynamik, den Bremsen oder dem Differenzial sind wieder zahlreiche Handgriffe erlaubt, um die Boliden perfekt auf die jeweilige Strecke und den eigenen Fahrstil abzustimmen. Die Auswirkungen werden umgehend an Echtzeit-Messungen demonstriert, an denen man sehen kann, wie sich die Einstellungen auf die Beschleunigung, den Bremsweg und die Querbeschleunigung auswirken. Wer dagegen praktische Erfahrungen machen möchte, kann das getätigte Setup in Testfahrten ausprobieren und sich dabei sogar an einer Echtzeit-Telemetrie erfreuen.
Wer sich trotz der nützlichen Hilfetexte nicht in die Kunst der Fahrzeugabtimmung einarbeiten will oder wem schlichtweg die Geduld fehlt, schnappt sich einfach vorgefertigte Setups, die von anderen Spielern erstellt und freigegeben wurden. Umgekehrt steht es einem selbst ebenfalls offen, die eigenen Einstellungen mit der Community zu teilen. Schön: Wurde der Setup-Aspekt im Vorgänger noch etwas ins Abseits gedrängt, ist er jetzt wieder prominenter in den diversen Menüs vertreten.