Taktik & Strategie
Entwickler: Relic
Publisher: THQ
Release:
13.02.2020
20.11.2009
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Durchschnittswertung

90%Gesamt
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Lesertest von Agitari

Ein leuchtender Stern am sinkenden (Echtzeit-)Strategie-Himmel?

Das Real-Time-Strategy Genre befindet sich derzeit auf dem absteigenden Ast. Leider. Während auf dem Höhepunkt des Genres jedes Jahr großartige Strategieserien wie Command&Conquer oder Age of Empires erschienen, kann man die Top-Titel der jüngsten Vergangenheit an einer Hand abzählen. Einer dieser Top-Titel ist auch Company of Heroes samt Addons. Das Originalspiel von 2006 hatte ich schon vor ein paar Jahren durchgespielt und war begeistert. Das Addon "Opposing Fronts" führte ich mir erst dieses Jahr zu Gemüte. Dieser Test beinhaltet somit die Inhalte des Originalspiels und des 1. Addons.

Ausgelutschtes Szenario - genial erzählt

Der zweite Weltkrieg. Omaha Beach. Immer wieder auf und nieder. Ich konnte es lange Zeit nicht mehr sehen. Allerdings trifft dies nur für das FPS-Genre zu. Mit Company of Heroes führen uns Relic, die Macher der Dawn of War-Serie, erstmals auf die Schlachtfelder der Normandie. Die Geschichte um die namensgebende Heldenkompanie ähnelt dabei der HBO-Miniserie "Band of Brothers" wie Kimme und Korn. Die Erzählweise, teils in der hervorragenden Spielegrafik dargestellt, ist für ein Strategiespiel ungewöhnlich persönlich und außergewöhnlich atmosphärisch.

Paul Panzer in einer völlig neuen Dimension

Ihr kennt das sicher noch von früheren Titeln. Den klassischen Tankrush. In der Basis einigeln, Massen an Panzern produzieren und dann in die gegnerische Basis rollen. Damit ist bei CoH Schluss. Zumindest größtenteils. Gut so. Company of Heroes bringt völlig neue Paramenter auf das Schlachtfeld, die ihr in euere Strategie mit einbeziehen müsst: Sichtfeld, Reichweite, Deckung, Durschlagskraft, verschieden dicke Panzerungen. Ja richtig gelesen Herr Feldwedel, webel.

Behüte dein dreckiges Dutzend

In Company of Heroes steuert ihr im Gegensatz zu anderen Titeln vergleichsweise wenige Einheiten, um die ihr euch umso mehr kümmern müsst. Insbesondere bei den rollenden Stahlkolossen entscheiden eine zielgenaue Ausrichtung oft über Sieg und Niederlage. Wie in der Realität sind Panzer an der Front viel stärker gepanzert und am Heck verwundbarer. Wenn ihr also mit euren englischen Cromwell-Panzern einem Königstiger begegnet, solltet ihr ihn flankieren und dann auf seine Heckpanzerung feuern. Panzer wie Fahrzeuge generell nehmen dabei nicht nur Schaden, sondern je nach Treffer fällt dann auch das Hauptgeschütz oder der Motor aus.

Aufrüsten, aufleveln individualisieren

Der Fuhrpark bei CoH beschränkt sich auf Jeeps, gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Panzer. Flugzeuge oder Bomber steuert ihr nur indirekt über eure Spezialfertigkeiten. Allerdings lassen sich die Einheiten durch Upgrades individualisieren. Für mich macht das einen besonderen Reiz aus. Ein Minenfeld voraus? Dann verpass ich meinem Sherman-Panzer einfach einen Dreschflegel (wie heißt das Teil?), mit dem man die Minen vor dem Panzer zum Explodieren bringt, oder einen Panzerkommandanten für bessere Übersicht. Oder doch ein Minensuchgerät für meine Ingenieure? Neben diesem vorzüglichen Feature steigen die Einheiten mit Kampferfahrung auf.

À propos: Basen im eigentlichen Sinne gibt es bei CoH nicht mehr. Stattdessen bekommt ihr in den meisten Storymissionen eine Handvoll Einheiten zur Verfügung. Das macht aber nichts, denn wir die Alliierten haben Europa ja auch nicht durch eingraben von den pösen Purschen befreit.

Missionsdesign par excellence!

Das Missionsdesign in CoH ist von der Marke "besser geht's nicht!" Ehrlich, ich habe auch bei keinem Blizzard-Titel so spannende, geniale, mehrstufig aufgebaute Missionen erlebt. Insbesondere die Missionen, in denen ihr eine Frontlinie verteidigen müsst, haben es mir angetan. Einigeln, Minen legen, Stacheldraht ziehen, Geschütze bauen, MG-Trupps in Häusern verschanzen lassen. Herrlich! Im Übrigen kann Eure Infanterie herrenlose gegnerische Ausrüstung, wie Panzerschreck, MG42 oder Panzerhaubitzen aufnehmen und gegen den Vorbesitzer verwenden. ?Ich hab dem Franz dreimal gesagt er soll seine Panzerfaust nicht vergessen!?

Einmal im Ferienlager?

Ihr kennt doch sicher alle die letzte Szene in ?Der Soldat James Ryan?? Genau solche nervenzerfetzenden Missionen erlebt ihr auch in CoH. Besonders in Erinnerung ist mir die Verteidigung des Hügels 0815 geblieben, bei der euch der Gegner alles entgegenwirft, was in den letzten Kriegsjahren noch nicht unter den Hammer (und Sichel) gekommen ist. Das Stein-Schere-Papier-Prinzip gilt dabei bei CoH umso mehr. Ein feindlicher Scharfschütze kann einen ganzen Trupp ebenso demizieren, wie ein geübter Artillerieschlag einer Haubitze einen Bunker. Teilweise artet das Ausstatten, Bewegen und Platzieren eurer Einheiten leider in einer Mikromanagement-Orgie aus. Da bin ich an der Front schon mal mit Panzerrücken beschäftigt während irgendwo auf der Karte mein Infanterietrupps flöten geht. Und damit meine ich nicht die Flöte von Michelle Annabeth Flaherty!
Pro
  • Atmosphärische, großartig erzählte, spannende und lange Kampagne
  • Großartiges Missionsdesign
  • Detailreiche Grafik, die auch noch heute überzeugen kann (im Addon "Opposing Fronsts kommen sogar Wettereffekte hinzu)
  • Umfangreiches, realitätsgetreues, absolut nachvollziehbares Waffenarsenal
  • Verschiedene Spezialisierungen als Feldherr (z.B. Luftwaffengeneral, Ingenieur)
  • Deckungssystem, Verschanzen, Eingraben + weitere Features
  • Fordernder und gut ausbalancierter Multiplayer-Modus
  • Erstmals sind Deutsche in "Opposing Fronts" spielbar
Kontra
  • teilweise "tödliches" Wegfindungssystem der KI (okay, so schlimm wie die Selbstmordernter von C&C ist es nicht)
  • Schwierigkeitsgrad schwankt oft
  • Mikromanagement überfordert vor allem in den späteren Kampagnenmissionen
 

Company of Heroes

Company of Heroes
Agitari
Agitari 13.02.2013 PC 
91%
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