Kaum ein Spiel hat mir so viel Einarbeitungszeit abverlangt wie Rogue Galaxy. Der ziemlich plötzliche Einstieg (man wird direkt in actionreiche Kämpfe geworfen) sowie das anfangs recht hektische Kampfsystem haben mich eher abgeschreckt. An letzteres gewöhnt man sich jedoch früher oder später, da es sich angenehm flott spielt und stets dynamisch bleibt.

Auch die Story konnte mich anfangs überhaupt nicht überzeugen. Erst nach gut 20 Stunden gegen Mitte des Spiels hat sie an Fahrt aufgenommen. Man muss also Geduld mitbringen, um Gefallen an der Story zu finden. Dafür legt diese nach der langen Durststrecke auch richtig los und punktet neben einigen Überraschungen vor allem mit der tollen Inszenierung. Nach diesem tollen Aufschwung war ich vom Ende leider etwas enttäuscht.

Was mich an dem Spiel allerdings auch nach der Eingewöhnungsphase genervt hat, waren die häufigen Kampfschläuche, die man durchlaufen muss um in der Story voranzukommen.
Diese haben mich neben dem zähen Einstieg mit Abstand am meisten gestört, was auch an den ständigen Zufallskämpfen liegt.

Gelungen ist hingegen das Charakterdesign, welches zwar auch erst etwas später zündet, dafür dann aber auch wirklich überzeugend ist. Denn die Charaktere haben nicht nur interessante Persönlichkeiten, sondern durchlaufen im Spiel auch eine Entwicklung. So reift der etwas kindlich wirkende Jaster zum Helden heran, während sich dem ein wenig verschlagenen Zegram moralische Zweifel aufwerfen.
Jeder Mitstreiter hat zudem eine eigene kleine Story, die in atmosphärischen Sequenzen erzählt wird, wovon einige mich sogar etwas gerührt haben.
Die guten bis sehr guten Sprecher schließlich runden das Charakterdesign sehr gut ab.

Der Sound gibt sich insgesamt zwar eher unauffällig, hat aber einige wirklich schöne Stücke auf Lager und passt immer zur jeweiligen Kulisse.
Letztere werden zwar durch die Kampfschläuche etwas getrübt, sind aber meist schön gestaltet und angenehm abwechslungsreich.

Die wirkliche Stärke von Rogue Galaxy ist meiner Meinung nach aber der Umfang, der sich neben der langen Story vor allem aus den diversen Nebenaufgaben, wie der Kopfgeldjagd und dem Insektron-Turnier zusammensetzt. Auch die Hatz nach immer besserer Ausrüstung und seltenen Gegenständen (z.B neue Kostüme) trägt ihren Teil dazu bei.
Ausdauernde Sammler werden an dem Spiel daher ihre helle Freude haben.

Mir fehlte am Ende die Motivation für all diese Sachen und ich habe es bei der Kopfgeldjagd belassen. Meine Spielzeit betrug etwa 55 Stunden. Wer also wirklich alles aus dem Spiel rausholen will, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den dreistelligen Bereich kommen.

Insgesamt ist Rogue Galaxy ein sehr gutes Spiel, das sich leider ziemlich spät entwickelt und vor allem Sammler ansprechen dürfte. Da ich mich nicht zu letzteren zähle und das Gameplay stellenweise doch ziemlich mühselig fand, schrammt Rogue Galaxy bei mir am Goldaward vorbei, was aber nichts daran ändert, dass es ein tolles JRPG ist.