7/10. Das ist das Hauptproblem dieses Mammut-Rollenspiels, das mir eigentlich gefallen möchte. Aber bei allem, was man tut, hat man das Gefühl, man sucht mal wieder x/10 Scherben oder zur Abwechslung x/12 etwas anderer Scherben - und das kostet einiges an Atmosphäre, die Dragon Age trotz seiner Aus-einem-Guss Grafik nur mühsam aufbaut. Wären da nicht die Begleiter, die mit ihren Questlinien, der Synergieeffekte im actionlastigen aber durchdachten Kampfsystem und mit ihrem Partybanter für mich einen wesentlichen Teil der Spielerfahrung tragen, hätte ich wohl keine 100 Stunden investieren wollen...
Aber man will dann doch irgendwie die letzte Scherbe sammeln, den letzten Drachen roden, und den letzten Tempel betreten. Kämpfen macht wegen der Klassen und Skilltrees ja durchaus Spass - Hier hat die Dragon Age Reihe meiner Meinung nach das Genre erfolgreich Richtung modernes Pacing, sprich Actionlastigkeit modernisiert, ohne alte Rollenspieltugenden, wie dem Kombinieren verschiedener Fähigkeiten um seine Party zu optimieren aussen vor zu lassen. Lediglich bei der "Programmierung" des Verhaltens seiner nicht-kontrollierten Party Mitglieder wurde für mich zu viel entschlackt.
Aber wo ist das Herz, die interessanten Momente, die mir Möglichkeiten zum Abtauchen bieten? Vorhanden, aber spärlich, wie z.B. der Ball im Winterpalast. Hier haben alle Gefährten eine Einstellung (sie sprechen Teils auch nach der Quest noch davon), man erfährt einiges über den Hof von Orlais (und zwar nicht nur über Codex-Einträge!), und man bekommt über die eigenen Entscheidungen ggb. den Schlüsselfiguren und die Verwicklung in die Ereignisse ein gewisses Mittendrin-Gefühl. Dieses wird dann aber sofort wieder relativiert, wenn ich Aschehäufchen 30/32 nicht finden kann. Wieder Schade.
Dragon Age stolpert wegen seines Umfanges für mich noch über einen anderen Motivatonskiller. Denn wer fast alle Nebenaufgaben erfüllt, der ist für die letzten Gebiete und den Endkampf hoffnungslos überlevelt, oder besser über-ausgerüstet. Nochmals Schade.
Inquisition kommt zu Gute, dass es im Bereich der Party-Rollenspiele auf den aktuellen Konsolen kaum Alternativen gibt. Wer das dennoch mal "in Gut" spielen will, dem sei an dieser Stelle Dragon´s Dogma empfohlen. Hier wird vieles anders, und noch mehr richtig gemacht; Die "Party" hat hier zwar weniger eigenen Charakter, Kampf- und Klassensystem sind aber mindestens genauso gut, innovative und unaufdringliche Online-Interaktion mit anderen Spielern inklusive. Von den Boss-Kämpfen (z.B. auf dem Rücken eines Greifen, der mitsamt dem eigenen Char einfach abhebt) ganz zu schweigen...
Mit Inquisition bietet die Dragon Age Franchise nun den dritten Teil der Serie, der man sicherlich nicht vorwerfen kann, auf der Stelle zu treten. Ich hätte aber lieber etwas mehr vom zweiten Teil der mit engerem Fokus auf den Hauptcharakter schlicht die interessantere, wenn auch "kleinere" Geschichte erzählte und wesentlich weniger gestreckt wirkte.