von Gerrit Menk,

PlayStation: Ehemaliger Chef sieht die Zukunft nicht in Plattform-Exklusivität

PlayStation (Hardware) von Sony Computer Entertainment Deutschland - Bildquelle: Sony Computer Entertainment Deutschland
Ob Final Fantasy 7 Rebirth und Marvel's Spider-Man 2 in der jüngeren Vergangenheit oder Rise of the Ronin und Stellar Blade in näherer Zukunft – für die PlayStation 5 kommen immer wieder aufsehenerregende Titel auf den Markt, die exklusiv auf dieser Konsole verfügbar sind.

Dass dies nicht unbedingt die Zukunft ist und ab einem gewissen Punkt große Risiken birgt, sagte Shawn Layden, früherer Chef von Sony Interactive Entertainment (SIE) America, nun warnend in einem Interview. Der Videospielmarkt habe sich gewandelt und für bestimmte Genres hieße das, man müsse sich weiter öffnen.

PlayStation: Bei Free-to-play-Games zahlen "95 % der Leute keinen Cent"



Besonders wenn die Kosten einen bestimmen Pegelstand erreichen, steige der Druck, dass dieses Spiel lukrativ werden müsse. „Wenn dein Spiel die Produktionskosten von 200 Millionen Dollar übersteigt, ist die Exklusivität deine Achillesferse“, sagte Layden im Interview mit GamesBeat. „Du erreichst so weniger Leute, besonders wenn du im Live Service- oder Free-to-play-Bereich unterwegs bist. Wenn du das Spiel auf einer anderen Plattform zugänglich machst, eröffnest du mehr Leuten die Möglichkeit zum Spielen.“ Als Beispiel nannte er das kürzlich erschienene Helldivers 2, das neben der PlayStation 5 gleichzeitig auf dem PC released wurde und auf diesem Weg sofort mehr Leute erreichte.

In puncto Free-to-play sei das Risiko besonders groß. „95 Prozent der Leute dort würden keinen Cent bezahlen.“ Man müsse sich auf den geringen Prozentsatz verlassen, die wirklich Geld investieren. Das erreiche man am besten, indem man eine breite Verfügbarkeit gewährleistet. „Wenn du ein Spiel für 250 Millionen Dollar entwickelst, dann möchtest du doch die Option haben, es für so viele Spieler wie möglich präsentieren zu können“, so Layden.

Der Ex-CEO von SIE und PlayStation, der nun als Berater für Firmen wie Tencent Games oder Streamline Media arbeitet, appellierte zudem an Entwickler, den Mut für mehr Innovation zu haben, wenn man für bisherige Nicht-Konsolenspieler attraktiv werden will. Diese werde man nicht erreichen, „wenn wir den gleichen Scheiß wie bisher produzieren“. Diese Art von Innovation könnte demnächst auch aus dem Indie-Bereich kommen, wenn man auf die großen Pläne der Triple-I-Initiative vertrauen mag.

Quelle: GamesBeat

Kommentare

Wingclip schrieb am
Auf der einen Seite möchte man die Leute in das Sony Ökosystem locken und auf der anderen Seite seine AAAs finanzieren.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Model des Release auf PS und PC für Sony ein guter Mittelweg ist. Einfach weil die Konkurrenz zwischen Konsolen und PC nicht so direkt ist. Ob der Release nun zeitgleich oder versetzt stattfindet, müsste man von Spiel zu Spiel unterschiedlich bewerten.
Anders im MS vs Sony Konsolen-Duell.
Hier tritt man, in erster Linie, mit seinen großen Exklusivtiteln gegen das attraktive Gamepass -Spar-Abo an. Man würde durch das Aufweichen der Exklusivität sein eigenes Fundament untergraben und Kaufanreize für die Playstation reduzieren.
Helldivers2 für die Xbox scheint auf den ersten Blick eine super Idee zu sein. Ich kann aber verstehen warum man hier bei Sony zögert. Auch wenn hier Einnahmen durch Software und Mikrotransaktionen winken.
Ich bin der Überzeugung, dass Sonys Erfolg auf dem Konsolenmarkt in erster Linie den großen Firstparty-Systemsellern zu verdanken ist. Diese zu vernachlässigen, würde zumindest mich als Kunden enttäuschen. Die Tatsache das ein Konsolenhersteller Kunden mittels hochwertiger Spiele in sein Ökosystem locken will ist in meinen Augen doch auch der Sollzustand. Ich wünschte die Xbox wäre auch diesen Weg gegangen. Das gesamt Paket Xbox/Gamepass ist dennoch ein echter Preishammer.
Geschmäcker sind zum Glück verschieden.
Der Chris OLED Model Lite Pro schrieb am
Ich denke hier muss man vor allem berücksichtigen, dass der Mann in dem Fall als Berater spricht... und scheinbar auch nicht als Berater von Sony. In dem Sinne nimmt er hier in Teilen sicherlich die Perspektive der Konkurrenz an, die für sich genommen valide sein mag, aber halt die Interessen von Sony nicht verfolgt.
Er hat natürlich bei dem Finanzierungsthema einen Punkt. Das ist die große Krücke an der AAA-Gaming in den letzten Jahren gegangen ist. Man investiert 200 Mio in eine Produktion ala The Last of Us 2 und muss dann hoffen, dass an Tag 1 jeder und seine Großmutter loslaufen um das Ding zu kaufen, sonst steht man am Ende mit seinen Produktions- und Marketingkosten ziemlich doof im Regen. Es ist jedes Mal eine Wette mit einem gewissen Risiko. Mit Days Gone ist man bei Sony dann ja auch schon nicht mehr so komplett glücklich geworden. Das ist natürlich ein Thema.
Free to Play und GaaS ist dabei nochmal sein eigenes Thema.
Kurzfristig geht es aber immer noch darum Kaufargumente für die Hardware zu schaffen (deren Absatzerwartungen ja schon nach unten korrigiert wurden) und mittel- bis langfristig schärft man über Exklusivtitel nunmal auch sein Profil. Als Sony willst du doch nicht, dass die Leute bei der Entscheidung zwischen Xbox und Playstation im Laden eine Münze werfen. Du willst die Leute über Software für die Marke und die Hardware emotionalisieren. Die Kaufentscheidung für die Playstation soll ja keine Kaufentscheidung sein. Sony will, dass die Leute einfach die neue Hardware kaufen, wenn sie erscheint und das möglichst ohne zu sehr nachzudenken und abzuwägen. Deswegen liegt natürlich vor allem auch die Zukunft (!) in Exklusivtiteln.
Was am Ende stehen bleibt ist die Finanzierungsfrage und ob man wirklich immer (Zitat) "denselben Scheiß" produzieren will. Denn ich sag mal so... wenn jetzt Prinzessin Peach Showtime erscheint und auf einmal anfängt in Japan Kreise um Final Fantasy Rebirth zu laufen, dann kann man sich natürlich schon fragen, wer seine...
schrieb am