von Anny Bader,

Das "schlechteste Spiel von 2023": Entschuldigung mit KI-Text und heftige Vorwürfe gegenüber Daedalic

The Lord of the Rings: Gollum (Action-Adventure) von Daedalic Entertainment / Nacon
The Lord of the Rings: Gollum (Action-Adventure) von Daedalic Entertainment / Nacon - Bildquelle: Screenshot Youtube / Playstation - Gollum Story-Trailer
The Lord of the Rings: Gollum ist ein Spiel, das bei vielen Fans von Herr der Ringe große Hoffnungen weckte, als Daedalic Entertainment es ankündigte. Spieler schlüpfen darin in die Rolle Gollums und begeben sich auf die Suche nach seinem Schatz. Das Spiel erschien am 25. Mai 2023 und floppte total.

In einer Reportage auf Youtube spricht das Magazin Game Two, ein Format von ZDFneo, mit den Entwicklern des Spiels. Sie beleuchten einige Probleme, die dazu geführt haben, dass Gollum so negative Kritik erhielt. Der Post-Launch-Letter, den das Studio Daedalic nach dem katastrophalen Release veröffentlicht hat, wurde, wie wir jetzt wissen, zudem mit einer KI generiert, was für viele Fans nun eine weitere Enttäuschung darstellt, wie unterschiedliche Magazine berichten.

The Lord of the Rings: Gollum – Schlechtestes Spiel des Jahres 2023



Mit einem Score von 34 (von 100) und einem User-Score von 1,2 ist The Lord of the Rings: Gollum das Spiel, das 2023 die schlechtesten Bewertungen erhielt. Bei uns wusste das Game im Test ebenfalls, bis auf einzelne Story-Elemente, nicht zu überzeugen. Auch auf Steam fallen lediglich 37 Prozent der Reviews positiv aus. Daher lässt sich definitiv von einem Flop sprechen – woran das lag, beleuchtet jetzt besagte Reportage auf Youtube. Mitarbeiter des Entwicklerstudios Daedalic, mitunter verantwortlich für Deponia und Unrailed, erzählen dabei von ihrer Arbeit und decken auf, was während der Erschaffung von Gollum alles schiefgelaufen ist.



The Lord of the Rings: Gollum sollte ursprünglich ein qualitativ hochwertiges AAA-Game werden, das in Mittelerde angesiedelt ist und seinen Fokus auf Gollum als Hauptfigur richtet. Als es im Mai 2023 dann für PC und Konsolen erscheint, wirkt es mehr als unfertig und weist haufenweise Bugs auf, die es für viele nun enttäuschte Fans unspielbar machen. Daedalic waren nicht nur Entwickler, sondern gemeinsam mit Nacon auch Publisher des Spiels. Nach dem ernüchternden Launch sagen sie sich von dieser Rolle aber für immer los und entließen 25 von 90 Mitarbeitern.

Am Tag nach Veröffentlichung postet Daedalic einen Beitrag mit dem Titel: „A few words from the team“ – Sie entschuldigen sich für die „enttäuschende Erfahrung“ und wollen künftig daran arbeiten, das Spiel zu verbessern. Dieser Post-Launch-Letter ist, wie es in der Reportage von Game Two heißt, offenbar von einer KI generiert und nicht selbst verfasst.





Junge motivierte Mitarbeiter, aber zu wenige



Die Mitarbeiter des Entwicklerteams berichten in der Doku davon, dass „der Job sie konsumiert“ habe und viel mehr Zeit in Anspruch genommen hätte, als vertraglich vereinbart war. Einer erzählt, wie er ganze Nächte durchgemacht hatte, andere klagen über 60-Stunden-Wochen und massenweise unbezahlte Überstunden. Für das Team sei, den Recherchen Game Twos zufolge, zudem auf Neulinge in der Branche gesetzt worden, wie Berufseinsteiger und Praktikanten, denen dann schnell viel Verantwortung zuteilwurde. „Ich war jung und super ambitioniert. Ich wollte unbedingt diese Karriereleiter haben und natürlich habe ich dann mehr gegeben“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin von Daedalic, die sich stark überarbeitete.



Als feststand, dass das Team bald an einem Gollum-Spiel arbeiten würde, soll bei Daedalic zunächst große Motivation geherrscht haben, weil sich unter den Mitarbeitern viele Tolkien-Fans befanden. Die Firma habe weltweit Versprechen gemacht und „schien mehr zu wollen, als [man] zu investieren bereit oder fähig war“. Im Vergleich zu anderen AAA-Titeln haben an diesen weitaus mehr Entwickler mitgewirkt, während das Team für Gollum deutlich kleiner war. Allein für saubere Animationen des vierbeinigen Gollums zu sorgen, sei sehr aufwändig gewesen und habe bis zuletzt ein Problem dargestellt. Viele Ideen konnten letztendlich nicht umgesetzt werden, weil einfache Grundlagen schon nicht funktionierten. Das Studio schien sich „an der schieren Größe des Spiels hemmungslos verhoben zu haben“, so der Journalist von Game Two.

Viel zu wenig Budget für ein AAA-Spiel



Wie die Firma selbst angibt, hatte The Lord of the Rings: Gollum letztendlich ein Budget von etwa 15 Millionen Euro, was einem Zehntel von dem anderer AAA-Spiele entspricht. Man habe trotz Anträgen keine deutsche Förderung erhalten, weshalb das Geld für mehr Mitarbeiter fehlte. Obwohl der Release von Gollum öfter verschoben wurde, kam zur letztendlichen Veröffentlichung kein fertiges Spiel.

Als The Lord of the Rings: Gollum dann erschien und floppte, traf das viele der Entwickler auf sehr persönlicher Ebene. Spieler waren währenddessen eher von Wut erfüllt und besagtes Entschuldigungsschreiben, das sogar einen Tippfehler beim Namen des Spiels enthält, änderte nichts daran. Die leeren Phrasen stammen laut Daedalic nicht von ihnen selbst, sondern vom Publisher Nacon, der die finale Version nicht mit ihnen abgesprochen habe. Zwei anonyme Quellen haben zudem berichtet, dass das Schreiben mit der KI ChatGPT erstellt wurde.

Letztendlich wird aus The Lord of the Rings: Gollum sehr wahrscheinlich auch mit zahlreichen Updates kein AAA-Spiel mehr. Die Spieler bleiben unglücklich, die Bewertungen ändern sich nicht und Daedalic steht stark in der Kritik. Dass die Entschuldigung nicht einmal selbst formuliert war, ist nur noch ein weiterer Punkt auf der langen Enttäuschungsliste. Deutlich besser läuft es hingegen beim Indie-Titel Dave The Diver, der bald das erste große Update erhält.

Quelle: Youtube / GameTwo, Youtube / Playstation, Steam / Daedalic, Nacon, Twitter / @DaedalicEntertainment

Kommentare

Bachstail schrieb am
Ich frage mich ja, ob die Entwicklung des Spiels letztlich der Grund für Poki war, Daedalic im Jahre 2019 zu verlassen (Wikipedia sagt 2020, Daedalic selbst sagt 2019).
LeKwas schrieb am
xD
Persönlich würd ich eher für das diesjährige Hawken Reboot voten. Die Server dazu werden wahrscheinlich auch nicht mehr allzu lange weiterlaufen.
LeKwas schrieb am
Daedalic Entertainment sieht sich schweren Vorwürfen seitens Ex-Mitarbeitern gegenüber. Auf GameStar veröffentlicht das Unternehmen eine Gegendarstellung.
[...]
Über 22.500 Zeichen umfasst Daedalics Antwort, die GameStar als PDF-Dokument vorliegt. Darin enthalten: Zwei E-Mail-Wechsel mit einem Redaktionsmitglied von Game Two, in denen das deutsche Studio einen umfangreichen Fragenkatalog vor Veröffentlichung der Reportage beantwortet.
Wir haben uns dazu entschieden, die Fragen und Antworten in Reinform zu veröffentlichen, da sie einen spannenden Einblick in die Recherchen und das Selbstverständnis von Daedalic Entertainment geben. Wir überlassen es euch, eure eigenen Schlüsse aus den präsentierten Fakten der beiden Seiten zu ziehen.
https://www.gamestar.de/artikel/herr-de ... 01954.html
an_druid schrieb am
40% für etwas bei dem es so gut wie faktisch kein Gameplay vorhanden ist. Da ist einfach nichts zu sehen. Ich checks nicht?.. Der Grund sich dieses Studio zu merken, ist um dieses besser meiden zu können. Schön wäre es wenn Namen fallen. Wer hat dieses geschändette Produkt geleitet?
schrieb am
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