Bei der Mimik kommt man zwar nicht an die Qualität eines Heavy Rain oder L.A. Noire heran, doch die Figuren wirken trotz leichter Defizite in ihrer überzeichneten Welt glaubwürdig und sind ähnlich gelagerten Titeln von Saints Row 3 bis Assassins Creed 3 mindestens eine Nasenlänge voraus.
Verfolgungsjagden mit den Gesetzeshütern stehen an der Tagesordnung, sind aber wie beinahe alle Inhalte zu leicht zu bewältigen.
Allerdings sorgt das Streaming mitunter auch für ähnliche Ärgernisse wie in den letzten GTAs: Parkt man seine Karre, in die man ggf. viel Kohle in Tuning oder Anschaffung investiert hat, entfernt sich dann (sagen wir mal 200 bis 400 Meter, in jedem Fall über die Streaming-Grenze) und kehrt umgehend wieder zurück, ist sie verschwunden - das Streaming hat dafür gesorgt, dass die Umgebung neu eingeladen wurde. Zwar hat man über den Abschlepphof die Möglichkeit, seine stehen gelassenen Karossen für kleines Entgelt wiederzubekommen. Doch der Ärger über den alten "Wie-lasse-ich-mein-Auto-verschwinden"-Zaubertrick bleibt. Und Autos sind nicht das Einzige, was verschwindet: Bei einer Flucht war auf einmal das Motorrad, dem ich folgen sollte nicht mehr zu sehen und in einem Schusswechsel verschwand der Körper eines nieder geschossenen (aber noch nicht getöteten) Feindes. Auf dem Radar war sein "Blip" noch zu sehen und er feuerte auch noch fröhlich auf mich, doch um den finalen Rettungsschuss zu setzen musste ich auf den Schatten an der Wand zielen. Diese Bugs sind glücklicherweise selten, aber dadurch nicht weniger ärgerlich. Genauso wie der meilenweit reichende Blick aus dem Flugzeug, mit dem man über dem Inselstaat Los Santos/Blaine County seine Runden dreht. Zwar kann man deutlich die Erdkrümmung am Horizont erkennen, doch das ist schon alles. Egal wohin der Blick schweift, gibt es nicht einmal ansatzweise weitere Landmassen zu sehen, so dass die Illusion noch ein paar Atmosphäre-Punkte verliert.
Beispielloses Hörvergnügen
Muss man zur GTA-Akustik noch Worte verlieren? Seit Jahr und Tag gehört das, was in den fiktiven Städten aus dem Lautsprecher kommt, zur absoluten Oberklasse - so auch hier: Man bekommt gute bis exzellente englische Sprecher (es gibt nur deutsche Untertitel), dazu fast 250 lizenzierte Songs, die auf den gut 20 Radiosendern mit fantastisch zynischer Werbung sowie klasse DJs laufen - doch das ist für GTA eigentlich schon gehobener Standard. Wie auch die Nachrichteneinblendungen, in denen auf die Resultate der erledigten Missionen eingegangen wird. Dementsprechend wurde hier gar nicht versucht, die Qualität aufzustocken (was ohnehin kaum möglich scheint), sondern an der Quantität geschraubt.
Trevor ist die allgegenwärtig hässliche politisch inkorrekte Fratze der amerikanischen Gesellschaft.
Und Figuren reagieren während der Fahrt auf Kollisionen: Haben sie bislang weiter stur ihren Dialog-Text von sich gegeben, halten sie nun inne, reagieren geschockt, überrascht oder verärgert, bevor sie nach einer kleinen Pause das Gespräch wieder aufnehmen. Das ist ein deutlicher Fortschritt.
Ebenfalls neu: Es gibt auch erstmalig einen eigens für und auf das Spiel abgestimmten Soundtrack, u.a. von Tangerine Dream. Meist sehr zurückhaltend komponiert, wird man mittlerweile nicht mehr nur von bekannten Tracks aus Country, Rock, Pop, RnB, Soul oder Hiphop beschallt, sondern auch von Atmosphäre fördernden Instrumentals verwöhnt. Und während die Schussgeräusche zwar nicht die Wucht von z.B. Battlefield 3 oder CoD Black Ops 2 erreichen, liegen sie qualitativ noch ein ganzes Stück vor den Motoren-Geräuschen, die wieder einmal das schwächste Glied in der Hörkette darstellen. Erst mit höheren Tuning-Stufen tönt ein sattes Triebwerks-Schnurren aus den Lautsprechern, bis dahin gibt es viel zu häufig ein Nähmaschinen-Summen. Das ist ein Manko, das Rockstar erst nach und nach in den Griff zu bekommen scheint, das aber letztlich auch stellvertretend für den verhaltenen Fortschritt steht, den die Serie inhaltlich gemacht hat.