Monotone Ermittlungen
|
Man kann nie frei ermitteln, läuft immer nur Hinweisen hinterher. |
Obwohl man ständig im Rang aufsteigt und viel zu viel überflüssige Intuitionspunkte sammelt, hat man schon nach zwei, drei Stunden alles gesehen und alles erlernt, was man in Los Angeles machen kann. Schade, dass man diese Karriere nicht so abwechslungsreich inszeniert, dass man mit dem Wechsel in ein neues Dezernat auch mal neue Polizei- oder Ermittlungstechniken erlernt; oder meinetwegen neue Möglichkeiten in der Beweisanalyse oder Verhörmethode. So wendet man viel zu früh immer dieselben Methoden an, öffnet zig Handtaschen und Wohnungen, klappert immer dieselben Routinen ab, egal ob auf Adventure- oder Actionseite.
Das wäre überhaupt nicht schlimm, wenn diese spielerischen Elemente interessant, spannend und anspruchsvoll genug wären. Aber das sind sie nicht: Die Action ist dermaßen simpel, egal ob Schießereien oder Schlägereien oder Verfolgungen, dass man sie fast mit verbundenen Augen meistert. Und die wichtigere Ermittlungsarbeit, also das detektivische Kombinieren, Vergleichen, Ausschließen, Rätseln ist meist nicht mehr als ein lineares Kinderspiel auf Wimmelbild-Niveau – selbst mäßige Adventures verlangen mehr Gehirnschmalz und bieten mehr Deduktion.
Warum wird einem alles vorgekaut, warum muss man so selten logisch denken? Man muss tatsächlich in einem Auftragsbuch mit zwei Spalten voller Ziffern eine vierstellige Ziffer finden, die man in seinem Notizbuch hat – man bewegt den Finger bei mysteriöser Musik in die Spalte und gut. Man muss tatsächlich eine Kiste mit einem dreistelligen Code öffnen, indem man die drei Zahlen eingibt, die man in seinem Notizbuch hat. Man muss tatsächlich eine Erdkugel so verschieben, dass der mehrteilige (!) amerikanische Kontinent zu sehen ist. Man muss tatsächlich mehrmals an Wohnungseingängen den Namen in einem Labyrinth aus unglaublichen zwölf Schildern finden, der schon im Notizbuch steht. Sagt mal, liebe Entwickler von Team Bondi: Ist das ein Krimi für Grundschüler? Ich dachte, ihr wollt einen Thriller für Erwachsene machen? Aber was einem hier an Rätselqualität und Ermittlungsanspruch aufgetischt wird, ist erbärmlich. Und das geht mit der Action weiter.
Action ohne Anspruch
|
Die Schießereien können nicht überzeugen: zu leicht, zu belanglos. |
Die Schusswechsel hätten für etwas Adrenalin sorgen können, aber selbst wenn jemand eine Geisel nimmt und sie als menschlichen Schutzschild missbraucht, kann man den Kidnapper aufgrund der großzügigen Zielerfassung ohne Mühe ausschalten; selbst Wildwestgefechte gegen mehrere verschanzte Kriminelle sind ein Witz. Noch schlimmer werden die Prügeleien inszeniert. Ich habe keinen einzigen Boxkampf verloren, weil man viel zu leicht ausweichen und treffen kann – egal gegen wen. Selbst als die Entwickler in einem Obdachlosen-Lager eine theoretisch gefährliche Unterzahlsituation aufbauen, als der vernarbte Anführer die Tore schließen lässt und man von allen Seiten umzingelt wird, führt das Casualboxen die Situation ad absurdum: Man schlägt zwei, drei Mal zu und die Sache ist geritzt, das war‘s!
Hinzu kommen zwei Arten von Verfolgungsjagden: Zu Fuß und im Auto. Was hätte man da rausholen können! Ersteres ist aber an Einfachheit kaum zu unterbieten, denn man hält eine Taste für den Spurt gedrückt und die Kamera schwenkt tatsächlich automatisch (!) nach links oder rechts, wenn man den Flüchtenden um eine Ecke verfolgt, damit man ihn bloß nicht aus dem Auge verliert. Wie lächerlich ist das denn? Ich erwarte ja hier kein
Mirror’s Edge mit Vollakrobatik, aber will bitte selbst lenken! Mir ist es vollkommen schleierhaft, dass man in den Optionen tatsächlich noch die Möglichkeit anbietet, alle Actionsequenzen nach x Fehlschlägen automatisch überspringen zu können. Wer soll denn da bitte scheitern?
Immerhin sind die Verfolgungsjagden im Auto etwas anspruchsvoller, aber auch sie werden einem einigermaßen geübten Spieler nur ein müdes Lächeln entlocken: Es gibt zwar ein optisches Schadensmodell und zig Typen vom sportlichen Zweisitzer bis zur trägen Limousine, aber die Fahrzeuge steuern sich wesentlich leichter und gleichförmiger als etwa in
Grand Theft Auto IV. Meist gilt es, rechtzeitig die Kurve zu kriegen und an die Seite des Flüchtenden zu kommen, damit der Partner auf die Reifen schießen kann. Aber selbst wenn man das mal nicht schafft, wartet am Ende vielleicht irgendwo eine Straßensperre, die ihn aufhält.