Frische Animationen, bessere Physik
Zu viele Tore fallen nach Ecken oder Flanken auf den kurzen Pfosten.
All das ist umso ärgerlicher, weil sich PES auf dem Platz zwar nicht in allen, aber in einem wesentlichen Bereich weiter entwickelt hat. Der Spielablauf ist nicht mehr so hektisch, verlangt mehr Ball- und Pass-Sicherheit und erinnert bei den immer noch gelungenen Tempowechseln weniger an Flipper. Die Pille rast also nicht mehr so schnell durch die Reihen, zumal man seine Sprints besser dosieren muss. Es ist jetzt wesentlich wichtiger zur richtigen Zeit von der sehr langsamen Grundgangart mehr Tempo aufzunehmen oder eine Finte einzusetzen. Sehr effizient ist der schnelle Sprint mit Ball quasi aus dem Stand, um z.B. aus der Rückwärtsbewegung an einem Pressingspieler vorbei zu ziehen – das sieht cool aus.
Unterm Strich erreicht man eine bessere Balance aus Ruhe und Rasanz als noch im Vorgänger. Außerdem begrüße ich die optionale erweiterte Steuerung bei Pässen in die Tiefe oder dem Abschluss – jetzt kann man wesentlich punktgenauer über manuelles Timing flanken oder schießen. Allerdings ist diese Methode auch manchmal so flatterhaft, weil man das Zielfadenkreuz nicht präzise genug positionieren kann, dass man selbst mit gutem Willen ganz böse Fehlpässe einleitet. Spielt man mit der einfachen Steuerung und klassischen Pässe in die Tiefe, zeigt die Defensive der Computergegner allerdings ihr dummes Gesicht - und zwar auf der zweithöchsten Stufe: PES war eigentlich immer sehr gut im Abfangen einfacher Bälle, aber hier kann man die KI viel zu leicht mit diesen Pässen überlaufen und abschließen. Ein Rückschritt!
Es ist ja nicht alles schlecht, aber dieses Jahr muss man sich wirklich mit viel Geduld in dieses Spiel hinein beißen. Es waren schon in der letzten Saison die kleinen, aber feinen spielmechanischen Details, die PES auszeichneten. Im Gegensatz zu FIFA braucht man hier mehr Zeit, um all die Finessen zu verinnerlichen: Man kann sich den Ball für einen strammeren Schuss kurz vorlegen, man kann einen Distanzschuss zum Flattern bringen, einen Kopfball gezielt nach
Was auf dem Platz nervt: Die Trägheit bei Direktabnahmen - man wird zur Ballannahme genötigt, obwohl man rechtzeitig für den Volley gedrückt hat.
unten setzen und so weiter. Und diese Möglichkeiten wurden nochmal erweitert. Man kann schon vor der Ballannahme wesentlich mehr elegante Manöver über die Kombination der beiden Analogsticks vorbereiten. Diese Antizipation, die in sehr feine Richtungswechsel oder Dribblings mündet, braucht zwar etwas Übung, aber wenn es klappt, fühlt sich das klasse an. Umso ärgerlicher, dass man diese nur in Videos betrachten, aber nicht gezielt trainieren kann.
Die neue Körperlichkeit
Hinsichtlich der Animationen sowie der Physik gibt es ebenfalls sowohl Verbesserungen als auch Verschlechterungen: Erstere wirken jetzt natürlicher und vielfältiger, so dass es wirklich Spaß macht, den Profis zuzusehen. In den ersten Matches bemerkt man vielleicht noch nicht so viele, aber mit der Zeit doch klare Fortschritte in den Bewegungsabläufen. Die neue „Barycenter-Physik“ und das „Motion Animation Stability System (MASS)“ sorgen für eine präsentere Körperlichkeit. Hört sich komisch an, aber Gewicht und Größe der Profis wirken sich spürbarer aus, wenn es in die Zweikämpfe geht. Neu ist, dass man sowohl als Ballführender als auch Abfangverteidiger über den rechten Stick aktiv mit Armen in den Zweikampf gehen kann – bei richtigem Timing schüttelt man entweder den Verfolger ab oder drängt den Verfolgten ab. Das macht vor allem die KI auf den höheren Stufen sehr gut.
Das Spielgefühl ist nicht mehr so hektisch wie in PES 2013, aber es gibt auch mechanisch einige Inkonsequenzen bei Kollisionen und Torhütern.
Die Figuren bewegen sich allgemein träger, aber auch authentischer, wenn sie sich in den Gegner lehnen, zumal einige neue Ausweich- und Tänzel-Bewegungen hinzugekommen sind. Auch bei den Grätschen und Fouls sieht das mitunter richtig gut aus, selbst wenn die Absprünge bei Kontakt teilweise übertrieben hoch ausfallen oder Schiedsrichter viele klare Vollkontakte gar nicht pfeifen. Alles andere als realistisch wird es dann bei Flugkopfbällen auf Schulterhöhe oder teilweise fatalen Torwartfehler nach Abprallern. Was zudem auffällt: Viele, viele Tore nach Flanken auf den kurzen Pfosten, die dann nach einem Kopfball oder Gestocher verwertet werden - selbst der kleine Saviola lässt da einen Innenverteidiger alt aussehen. Und zwar nicht mit einem spektakulären Seitfallzieher, sondern mit einem Kullerball direkt am Torwart vorbei. All das deutet an, dass es da noch einige Luft nach oben gibt, was den angestrebten Realismus angeht.