Formel Eins mit zwei Helmen
Den VR-Modus auf PC hat unser Virtual-Reality-Profi Jan Wöbbeking getestet – er kommt zu folgendem Schluss:
Herzlich willkommen im immersivsten Abschnitt des Tests, in dem ich den Modus für PC-VR unter die Lupe nehme. PlayStation-Nutzer werden übrigens nicht bedient, sie müssen auf PSVR-Unterstützung verzichten. Beim Thema Virtual Reality können die Codemasters auf viel Erfahrung zurückblicken. Nach VR-Modi für
Dirt Rally und
Dirt Rally 2.0 sowie
Project Cars 3 (von der Codemasters-Tochter Slightly Mad Studios) ist nun erstmals auch die Formel 1 an der Reihe.
Die Großaufnahmen der anstehenden Rennstrecke beeindruckt. Besonders Zandvoort wird hier mit einem faszinierenden Bildausschnitt in Szene gesetzt.
Zumindest am PC werden alle gängigen Headsets unterstützt: Dazu gehören Valve Index, HTC Vive, Oculus Rift S und natürlich auch die mit dem PC verbundene Meta Quest 2. Wichtig ist dabei eine Steam- oder Origin-Version. Im Epic Games Store dagegen fehlt der VR-Modus laut Publisher EA! Auf der Piste profitiert das Erlebnis enorm vom Mittendrin-Gefühl. Ein Highlight ist wie in anderen VR-Rennspielen das freie Umschauen mit dem eigenen Kopf. Allein schon diese Besonderheit versetzt mich hier deutlich intensiver auf die Strecke als es vor dem Monitor möglich ist; auch die hübsche Kulisse trägt ihren Teil zur Immersion bei. Am Streckenrand gibt es deutlich detailreichere Bauwerke und Rasenflächen zu sehen als etwa in
Project Cars 2. Schon
Dirt Rally 2.0 bot bekanntlich ein sehr lebendiges Gesamtbild und ansehnliche Wagenmodelle. F1 22 setzt allerdings noch eins drauf, um auch höhere Auflösungen aktueller VR-Brillen zu bedienen. Vor allem der Detailgrad von Texturen und grafischen Feinheiten wurde erhöht, von der Handschuhnaht im Cockpit bis hin zu lebendig jubelnden Zuschauern in Miami.
Und wie läuft das so?
Trotz der hübschen Kulisse bewegt sich die Performance nach etwas Feintuning in einem angenehmen Bereich. Mit einem Intel i7-8700K und einer GeForce RTX 2080 Ti bleibt es sogar auf hohen bis sehr hohen Einstellungen flüssig, solange ich mit der betagten Rift S spiele. Eine höhere Auflösung frisst spürbar mehr Performance. Bei Nutzung der Valve Index oder der mit dem PC verbundenen Quest 2 muss ich bereits auf mittlere bzw. niedrige Einstellungen herunterregeln (jeweils 90 Hertz, 120% Supersampling). Das Gesamtbild kann sich aber selbst dann noch sehen lassen, wenn man über ein paar fehlende Effekte hinwegsieht. In einem Punkt verliert F1 22 allerdings gegen die Konkurrenz aus eigenem Hause: Beim Blick in die Ferne bietet
Project Cars 2 nach wie ein etwas ruhigeres Bild.
Mein Tipp: Regelt in den erfreulich vielfältigen Grafik-Optionen die Kantenglättung auf "TAA" herunter. Danach seht ihr auch in F1 22 die Konkurrenz am Horizont ein wenig schärfer. Eine weitere Empfehlung: Bringt viel Geduld mit! Im Gegensatz zur hübschen Kulisse wirkt die Nutzerführung wie aus der Steinzeit. Es gibt keine virtuelle Tastatur, unpraktische Formulare und Datenschutzrichtlinien, Verbindungsabbrüche und viele weitere Umständlichkeiten. Da mein PC am Rande des Zimmers steht, musste ich immer wieder in wilden Verrenkungen zwischen Spielfeld, realer Tastatur, Gamepads und Systemmenüs wechseln.
Der VR-Modus ist aktuell der PC-Version vorbehalten. Von einem Update für die PS5 nach der Markteinführung von PSVR2 kann man allerdings vorsichtig ausgehen...
Die Standard-Controller der VR-Brillen werden nicht unterstützt, stattdessen habe ich mit einem Xbox-One-Controller gespielt. Enttäuscht haben mich auch das "gequetschte" Zuschauer-Bild auf dem Monitor, Ruckel-Einlagen in der Boxengasse und die beschränkten Komfort-Optionen. Effekte wie Überstrahlen oder Bewegungsunschärfe lassen sich zwar deaktivieren, es fehlt aber z.B. eine schwarze Vignette am Bildrand, die bei schnellen Richtungsänderungen den Magen schont. Wie in der
WipEout Omega Collection werden mir nach dem Zieleinlauf sogar Wiederholungen auf der virtuellen Kinoleinwand aufgezwungen, die schon mal für ein mulmiges Gefühl sorgen können. Umso überraschter war ich, wie gut mein Magen mit den Rennen selbst klarkommt. Vermutlich, weil die Boliden hier wie eine Flunder auf dem Asphalt liegen, statt wie in Dirt & Co. zu wilden Drift-Manövern auszubrechen.